Die demografische Entwicklung der Erdbevölkerung spielt dem Wachstum der Gesundheitsbranche in die Hände. Zu einer wachsenden Herausforderung im Sinne der volkswirtschaftlichen Kosten für die Behandlung werden dabei chronische Erkrankungen wie Diabetes. Im Zuge des global steigenden Wohlstandes erfüllt Diabetes längst alle Merkmale einer „Volkskrankheit“.
Herausforderung Diabetes
Die Ursachen sind vielfältig, die gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Folgen gravierend: Diabetes zählt zu den chronischen Erkrankungen, die sich global am schnellsten verbreiten. Jüngste Erhebungen der International Diabetes Federation (IDF) gehen davon aus, dass die Zahl der Diabeteserkrankungen zwischen 2015 und 2020 von 415 auf 642 Millionen Betroffene in die Höhe schnellen wird. Davon wird die Hälfte in China und Indien sein.
Während nur 5% aller Patienten von Typ-1-Diabetes, einer erblich bedingten Autoimmunerkrankung, bei der die Insulinproduktion gänzlich ausbleibt, betroffen sind, hat Typ-2-Diabetes weitaus gravierendere sozioökonomische Folgen. So erwartet die IDF, dass die Krankheitsfälle mit Typ-2-Diabetes bis 2035 von aktuell 387 auf 592 Millionen Betroffene steigen. In der Altersgruppe von 55 bis 65 Jahren liegt die Häufigkeit des metabolischen Syndroms in Europa bei 25%. Bei Personen mit Typ-2-Diabetes liegt sie bei 86%. Das metabolische Syndrom steht in der Medizin als Sammelbegriff für organische Funktionsstörungen, die mit Diabetes einhergehen. Dazu zählen neben dem erhöhten Blutzuckerspiegel ein starkes Übergewicht mit meist bauchbetonter Fetteinlagerung (Adipositas), Bluthochdruck und ein gestörter Fettstoffwechsel. Mit 5 bis 10 kg Gewichtsverlust lässt sich bereits das Mortalitätsrisiko um die Hälfte reduzieren.
Pioniere mit neuen Therapien
Die pharmazeutische Industrie hat seit Jahrzehnten aus ihrer Forschungs- und Entwicklungspipeline kommerziell erfolgreiche Medikamente zur Behandlung von Diabetes und anderen Stoffwechselerkrankungen hervorgebracht. Zu den führenden Diabetesspezialisten zählt Novo Nordisk aus Dänemark mit dem Blockbuster Liraglutid (Victoza) und dem Hoffnungsträger Semaglutide. Seit dem 5. Dezember 2017 ist Semaglutide in den USA unter dem Markennamen Ozempic in der einmal wöchentlich per Injektionspen verabreichten Formulierung zugelassen.
Erwartet werden jährliche Spitzenumsätze im Milliardenbereich – und die werden einen weiteren Schub bekommen, sollte Ozempic in noch patientenfreundlicherer Form als einmal täglich einzunehmende Tablette bewilligt werden. Die entsprechenden zulassungsrelevanten klinischen Daten will Novo Nordisk im Sommer 2018 präsentieren.
Besonders zahlreich sind die Arzneien zum Absenken der Blutfette, insbesondere von Cholesterin. Dabei geht es vor allem um das gesundheitsschädliche LDL-Cholesterin. Die Medikamentenklasse der Statine dominiert den Markt. Statine hemmen die Cholesterinsynthese in der Leber. Ungeachtet dessen schlägt diese Therapie bei mehr als zehn Millionen Patienten weltweit nicht an, weil die angestrebte Senkung des Cholesterinspiegels nicht ausreicht oder Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen oder der Anstieg des Blutzuckerspiegels auftreten. Für diese Patientengruppe hat die Biotech-Firma Regeneron, eine langjährige Beteiligung von BB Biotech, mit Praluent einen monoklonalen Antikörper entwickelt. Das seit 2015 zugelassene Präparat wird im Abstand von zwei bis vier Wochen subkutan verabreicht. Es steht in Wettbewerb zum Konkurrenzprodukt Rapatha von Amgen, das nahezu zeitgleich zugelassen wurde.
Ionis versucht mit dem Antisense-Ansatz Patienten zu helfen, die einen sehr hohen Triglyceridspiegel haben. Dabei schalten RNA-Wirkstoffe bestimmte Gensegmente, die Messenger-Ribonukleinsäure, ab und hemmen damit die Proteinsynthese bei Triglyceriden. Zielgruppe sind Patienten mit extrem hohen Triglyceridwerten, verbunden mit erhöhtem Risiko für Herzerkrankungen, Pankreatitis und Diabetes.
Die nichtalkoholische Fettleber (NASH) ist eine weitere Stoffwechselerkrankung, deren Häufigkeit zunimmt. 2020 ist sie wahrscheinlich die häufigste Ursache für Lebertransplantationen. Intercept entwickelt mit Ocaliva (OCA) einen Abkömmling von natürlich vorkommenden Gallensäuren mit höherer Potenz und Wirkstärke. OCA wurde 2016 zur Behandlung der seltenen Erkrankung PBC zugelassen. Die zulassungsrelevante Studie für NASH und Leberfibrose ist bereits vollständig rekrutiert und läuft im ersten Halbjahr 2018 aus.
Diabetesspezialisten im Portfolio von BB Biotech
BB Biotech hat sich mit seiner Portfoliostrategie entsprechend positioniert, um das erklärte Ziel, mittelfristig eine jährliche Rendite im zweistelligen Bereich zu erzielen, auch in Zukunft zu erreichen. Mit einem Anteil von 11,7% machen Stoffwechselkrankheiten den drittgrößten Therapiebereich im Portfolio aus.
Dr. Daniel Koller, Head Investment Team, BB Biotech