Ägypten hat in den letzten Jahren tiefgreifende wirtschaftliche Reformen durchgeführt. Das ägyptische Pfund wurde 2016 zum US-Dollar frei gefloatet, Subventionen reduziert und etwa eine Mehrwertsteuer eingeführt. Diese tragen nunmehr bereits erste Früchte. Mit Blick auf Südafrika ist die Wahl von Cyril Ramaphosa zum Präsidenten mit viel Optimismus verbunden. Er gilt als reformwillig, was sich positiv auf die Wirtschaft und Märkte auswirken dürfte. Wir sehen in Finanzwerten Potenzial, da sie im besonderen Maße vom wirtschaftlichen Aufschwung in Ägypten und Südafrika profitieren. So stellen sie etwa Kapital für strategische Infrastrukturprojekte bereit und profitieren von wachsender Kreditnachfrage in einem Umfeld fallender Zinsen. Namentlich Banken in Ägypten weisen schon heute sehr attraktive Eigenkapitalrenditen von teilweise weit über 30% aus. Strukturreformen im Finanzsektor dürften in Ägypten zudem dazu führen, dass sich die Finanzdienstleistungen in den kommenden Jahren weiter ausbreiten.
Im Sektor der Basiskonsumgüter sehen wir derzeit etwa in Marokko interessante Entwicklungen die mehr Wachstum und Innovation versprechen. Marokkos Wirtschaft wächst mit 3.5% bis 4%, richtet seine Wirtschaft verstärkt auf die Produktion höherwertiger Güter und Dienstleistungen aus, so etwa im Automobil- oder Flugzeugzulieferersektor, und setzt vermehrt auf neue stark wachsende Absatzmärkte in Westafrika.
Ausblick
Die globale Liquiditätswelle erreicht nunmehr auch die afrikanischen Märkte: dabei sind aber die Bewertungen im Vergleich zu den globalen Märkten relativ tief, entsprechend sehen wir gutes Potenzial für Kurssteigerungen in ausgewählten afrikanischen Ländern.
Allerdings sollten Investoren immer im Auge behalten, dass Aufschwünge vereinzelt auf schmalem Fuß stehen und entsprechend gegenüber äußeren Einflüssen anfällig sein können. Zudem funktionieren in einzelnen Ländern die lokalen Devisenmärkte nur beschränkt, so derzeit etwa in Nigeria. Gerade bei stärkeren makroökonomischen Ungleichgewichten und schmalen Devisenreserven eines Landes können Kapitalkontrollen eingeführt werden, was eine eingeschränkte Konvertibilität der Lokalwährung in US-Dollar zur Folge haben kann. Vor allem Länder in Subsahara-Afrika haben bisweilen nur kosmetischen Reformen eingeleitet.
Entsprechend ist im Anlagebereich sehr differenziert vorzugehen und auf Länder abzustützen, die über ein hohes Reform-Momentum verfügen. Dazu zählen wir derzeit etwa Länder wie Marokko, Ägypten und mittelfristig auch Kenia. Nigeria profitiert zwar derzeit wieder von einem höheren Ölpreis und besserem Zugang zu Devisen über die vier designierten FX-Fenster der Zentralbank, allerdings bleibt abzuwarten, wie sich dies bei einem erneut fallenden Ölpreis verhält.
Größere Verwerfungen an den globalen Märkten würden auch für afrikanische Aktien nicht ohne negativen Folgen bleiben, da die finanziellen und wirtschaftlichen Puffer oftmals dünn sind. Wir bevorzugen deshalb Länder die ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum nach Möglichkeit aus eigener Kraft erzeugen können und zudem nicht von den Preisentwicklungen an den Rohstoffmärkten abhängig sind. Über die letzten Jahre hat sich aber gezeigt, dass ein Investment in einem diversifizierten Afrika-Portfolio sehr gute Diversifikationseigenschaften gegenüber globalen Aktienmärkten als auch vis-a-vis bereits weiter entwickelten Schwellenländer gebracht hat.
Malek Bou-Diab, Portfoliomanager, Bellevue Asset Management