Der Oktober wurde dieses Jahr seinem Ruf gerecht, einer der schwächsten Börsenmonate zu sein. Ein Cocktail von Unsicherheiten in Verbindung mit dem Budgetstreit zwischen der EU und Italien sowie der weiteren Entwicklung des Handelsstreites in Kombination mit zum Teil stolzen Bewertungen bei den Technologiewerten führten zu einem deutlichen Rücksetzer an den Aktienmärkten. Der MSCI World verlor im Beobachtungszeitraum gut 4% (in CHF) an Wert. Der Gesundheitssektor verlor rund einen Prozentpunkt weniger, konnte sich aber der allgemein negativen Stimmung auch nicht entziehen.
US-Präsident Trump veröffentlichte einen Vorschlag, die Medikamentenpreise innerhalb Medicare mittels eines Referenzpreismodells zu berechnen. Dabei würde der Preis anhand des Durchschnittspreises von 16 zuvor definierten Ländern festgesetzt. Es ist zu erwarten, dass die Pharmalobby versuchen wird, die damit verbundenen Preissenkungen möglichst in Grenzen zu halten. Es ist es ein offenes Geheimnis, dass die Medikamentenpreise in den USA sehr hoch sind und die Demokraten gerne tiefere Preise sehen würden. Vor diesem Hintergrund wird es spannend zu beobachten, wie sich einige Demokraten im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2020 zu dieser Thematik äußern werden.
Die Auswirkungen auf die einzelnen Unternehmen wären sehr unterschiedlich. Die Preise der älteren biologischen Medikamente sind in den USA über die letzten Jahre gestiegen und außerhalb der USA gefallen. Ebenfalls stark betroffen wären Medikamente der VEG-F-Kategorie (höchster finanzieller Posten innerhalb Medicare Part B). Größte Auswirkungen hätte dies auf JNJ, Amgen und Roche bei den Biosimilars und auf Regeneron auf der VEG-F-Seite.
Größtenteils sehr erfreulich läuft die Einführung der Biosimilars in Europa. Die Rituxan Biosimilars weisen bereits wenige Monate nach Einführung einen Marktanteil von knapp 50% auf. Es ist zu erwarten, dass dieser Anteil auch in nächster Zukunft durch rasche Adoptionen rasant ansteigen wird. Von dieser Entwicklung werden höchstwahrscheinlich auch die vor kurzem zugelassenen Herceptin-Biosimilars profitieren.
Auf der Gegenseite hat AbbVie eine Preisausschreibung in Europa für seinen Blockbuster Humira (rheumatoide Arthritis) gewonnen. Dabei verteidigte AbbVie sein Originalpräparat vehement und gewährte einen Preisabschlag von 80%. Trotzdem wird die Bruttomarge beachtliche 75% betragen. Es ist zu erwarten, dass die Biosimilar-Players aufgrund noch nicht vorhandener Skaleneffekte nicht mit diesem Preis mithalten werden können.
Die US-Generikaindustrie hat das Schlimmste überstanden und blickt wieder optimistischer in die Zukunft. Die Quartalsergebnisse haben gezeigt, dass die eingeführten Maßnahmen greifen. Kosten können gesenkt, Produktportfolios überarbeitet, Cashflows erwirtschaftet und Bilanzen verbessert werden. Gleichzeitig nimmt der Preisdruck ab, so dass mit Volumensteigerungen und Neulancierungen wieder Wachstum erzielt werden kann. Zudem befinden sich die Bewertungen nach wie vor auf rekordverdächtigen Tiefstständen.
Wir erwarten in den nächsten Monaten auch in den USA Zulassungen von komplexen Nachahmerprodukten, vor allem von Biosimilars (so ähnlich wie mögliche Kopien von biologischen Medikamenten). In den nächsten Jahren stehen Patentabläufe von über USD 200 Mrd. an. Die neusten Initiativen der US-Regierung wie auch der Regulatoren deuten darauf hin, dass sich dieses Jahr der US-Biosimilarsmarkt endlich öffnen könnte. Wir erwarten, dass sich die US-Behörde noch in diesem Jahr bezüglich der sogenannten Austauschbarkeit der Medikamente äußern wird. Zudem werden Biosimilars einen eigenen Rückvergütungscode erhalten. Dies ermöglicht es den Firmen, mit Versicherungen direkt verhandeln zu können. Wir sind überzeugt, dass sich dieser Markt in den nächsten Jahren rasant entwickeln wird. Rund die Hälfte der Portfoliopositionen ist im Biosimilarsmarkt tätig. Zudem ist der Fonds auf lokale Anbieter in den Emerging Markets ausgerichtet.
Oliver Kubli, Portfoliomanager Healthcare Funds & Mandates, Bellevue Asset Management