"Wir schätzen, dass heute alleine im amerikanischen Gesundheitssystem rund USD 300 Mrd. «verschwendet» werden, z.B. durch Überbehandlung von Patienten, intransparente Preisgestaltung und hohen Verwaltungsaufwand. Hinzu kommt, dass die Gesundheitskosten durch langfristige Trends wie die Überalterung und Veränderung des Lebensstils (z.B. ungesunde Ernährung) rapide ansteigen.
Technologien wie z.B. Sensoren, Cloud-Computing und Robotik halten nun Einzug im Gesundheitswesen, ermöglichen neue disruptive Geschäftsmodelle und Produkte und sorgen als «Digital Health» für klinischen Mehrwert und dringend benötigte Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen. Das Technologierisiko bei «Digital Health» ist sehr überschaubar, weil dieselben Technologien in anderen Industrien bereits genutzt werden.
Gute Beispiele für den Durchbruch von «Digital Health» finden wir in den Bereichen Telemedizin, robotergestützte Chirurgie und in der Behandlung von chronischen Krankheiten wie z.B. Diabetes und Bluthochdruck.
Teladoc Health ist der grösste amerikanische Anbieter von Telemedizinlösungen. In den USA haben die meisten Menschen keinen Hausarzt. Zudem beträgt die durchschnittliche Wartezeit für einen Termin beim Hausarzt 29 Tage. Die Lösung von Teladoc ist bestechend gut: Menschen, die ärztlichen Rat benötigen, können innert Minuten videobasiert mit einem Arzt über die Teladoc-App Kontakt aufnehmen. Alle Patientendaten sind in der elektronischen Patientenakte von Teladoc gespeichert. Das Marktpotenzial ist riesig.
Weit grösser ist das Marktpotenzial telemedizinischer Anwendungen im Bereich der chronischen Krankheiten, die für 80% der gesamten Gesundheitskosten verantwortlich sind. Hier verfügt Teladoc Health dank dem im August 2020 akquirierten Unternehmen Livongo über eine exzellente Lösung, mit der Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht behandelt werden können. Auch psychologische und psychiatrische Dienstleistungen werden angeboten.
«Digital Health» hat einen richtiggehenden Wachstumsschub in der Corona-Pandemie erlebt. Einerseits ist die virtuelle Gesundheitsversorgung während einer Pandemie oft die einzige Möglichkeit, das wirksame «Social Distancing» umzusetzen. «Virtual Care» hat bewiesen, dass es funktioniert, und deshalb rechnen wir auch in den nächsten Jahren mit einer hohen Durchdringung. Andererseits haben sich disruptive Technologien und Geschäftsmodelle in der Pandemie als äusserst robust erwiesen. So konnten z.B. Sensoren für die kontinuierliche Blutzuckerüberwachung oder Insulinpumpen über Vertriebskanäle (z.B. Apotheken) bezogen werden, die von der Pandemie nicht beeinträchtigt werden.
Für 2021 sind wir optimistisch. In den vergangenen knapp 10 Jahren haben Risikokapitalgeber knapp USD 50 Mrd. in «Digital Health»-Unternehmen investiert und davon mehr als USD 9 Mrd. in den ersten drei Quartalen 2020. Dies ist einer der wichtigsten Indikatoren für die Digitalisierung des Gesundheitswesens. Börsengänge sind mittel- und langfristig ein wichtiger Performancetreiber für «Digital Health» und so hat Livongo vom Börsengang im Juli 2019 bis zum Abschluss der Akquisition durch Teladoc Health Ende Oktober 2020 eine Performance von knapp 400% generiert.
Auch von politischer Seite erwarten wir Rückenwind: Der amerikanische «President-elect» Joe Biden ist klarer Befürworter der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Zusätzlich erwarten wir, dass seine Erweiterung von Medicaid (Krankenversicherung für Menschen mit geringerem Einkommen) zu mehr Krankenversicherten führen wird, was sich positiv auf «Digital Health» auswirkt.
Letztlich stimmt uns der Blick auf die Produkt- und Servicepipelines der «Digital Health»-Unternehmen sehr zuversichtlich. Bahnbrechende Produkte wie z.B. der neue Blutzuckersensor G7 von Dexcom, aber auch wichtige klinische Daten des robotergestützten Biopsiesystems «Ion» von Intuitive Surgical werden für zusätzliches Wachstum im «Digital Health»-Sektor sorgen."
Marcel Fritsch, Portfoliomanager BB Adamant Digital Health (Lux), Bellevue Asset Management