Nach zuletzt schwierigen Jahren ist eine Trendwende bei Gesundheitsaktien in den Schwellenländern festzustellen. Gerade in China hat der Sektor zu einem Comeback angesetzt. Das wieder anziehende Geschäft der Healthcare-Unternehmen profitiert zum einen von den Öffnungen, die durch die Abkehr von der Zero-COVID-Politik ausgelöst werden. Zum anderen löst die Förderung durch die Regierung neue Wachstumsimpulse aus.
Nach Jahren der Unsicherheit kann der Sektor wieder sein Potenzial ausschöpfen. Erwartet wird ein jährliches Wachstum von rund 10% für den chinesischen Gesundheitsmarkt. Von der Wiederöffnung profitieren verschiedene Gesundheitssektoren. Die Kliniken sind aufgrund der steigenden Patientenzahl für stationäre Behandlungen wieder stärker ausgelastet. Dazu zählen beispielsweise chirurgische Eingriffe. Diese beflügeln wiederum das Geschäft von einzelnen Bereichen der Medizintechnik. Das gilt beispielsweise für die Hersteller von Implantaten, wie etwa künstlichen Hüft- und Kniegelenken in der Orthopädie oder Stents und Herzklappen in der Kardiologie. Ausserdem steigen die Umsätze von Distributoren und Apotheken, die wieder mehr Laufkundschaft verzeichnen.
Chinesische Regierung hat keine andere Wahl
Die Gesundheit bleibt eine der Schlüsselindustrien in China. Weil die Nachfrage nach Produkten und Serviceleistungen infolge der sich beschleunigenden Überalterung der Bevölkerung deutlich steigt, ist die Regierung förmlich gezwungen, in die Modernisierung bestehender Strukturen und in innovative Technologien zu investieren. Was die staatlich regulierte Preispolitik angeht, deuten die jüngsten Signale darauf hin, dass sich die Preisbildung zugunsten der Anbieter entwickelt, was sich positiv auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen auswirken dürfte.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass China aufgrund der attraktiven Bewertungen und des hohen Umsatz- und Gewinnwachstums aktuell der spannendste Gesundheitsmarkt unter allen Schwellenländern ist. So haben chinesische Unternehmen ganz klar an Innovationskraft gewonnen. Biotechfirmen wie Legend Biotech und BeiGene sind dabei, ihre Krebstherapien auch in den USA zu kommerzialisieren. Das Leukämiemedikament Brukinsa von BeiGene, ein Präparat aus der Klasse der BTK-Inhibitoren, hat aufgrund der sehr hohen Wirksamkeit gute Chancen, sich als «Best in Class»-Produkt zu etablieren. Dasselbe gilt für die Zelltherapie von Legend Biotech in der Behandlung des multiplen Myeloms. Ebenfalls zu erwähnen ist WuXi Biologics, das Dienstleistungen im Bereich Research und Produktion von Biologika anbietet, die weltweit konkurrenzfähig sind.
Durchbruch in der Alzheimerforschung
Aber auch ausserhalb Chinas spielen asiatische Unternehmen bei der Entwicklung von bahnbrechenden neuen Arzneien eine wichtige Rolle. So hat der japanische Pharmakonzern Daiichi Sankyo zusammen mit AstraZeneca mit Enhertu ein neues Brustkrebsmedikament auf den Markt gebracht, das jährliche Spitzenumsätze im oberen einstelligen Milliardenbereich einspielen kann. Eisai Pharma und Biogen haben Anfang Januar 2023 grünes Licht von der Zulassungsbehörde für Lecanemab erhalten, das erste Alzheimermedikament, das den Krankheitsverlauf direkt beeinflusst. In Australien hat das Unternehmen CSL Ltd für seine Gentherapie zur Behandlung von Hämophilie B die Zulassung erhalten.
Interessante Investmentopportunitäten in Indien und Brasilien
Im indischen Gesundheitssektor überzeugen zum einen Spitalketten wie Apollo Hospitals mit ihrer Digitalisierungsstrategie, zum anderen Generikafirmen wie Dr. Reddy’s und Sun Pharma aufgrund ihrer starken Position auf dem Heimatmarkt und ihrer Spezialpharmaprodukte in den USA. Ausserhalb des asiatisch-pazifischen Raums sehen wir vor allem in Brasilien interessante Investmentopportunitäten. Aktuell gefallen uns die Apothekenkette Raia und die auf Generika und Spezialpharmaprodukte spezialisierte Firma Hypera. Beide Firmen sind weniger abhängig von der ökonomischen Entwicklung in Brasilien und deshalb defensiver aufgestellt. Zudem profitieren sie am meisten von der Überalterung und folglich vom überdurchschnittlichen Wachstum des Gesundheitsmarktes.
Hohe Gewichtung von China im Fondsportfolio
Wir halten bei unseren beiden Fonds einen hohen Anteil an chinesischen Aktien. Beim Bellevue Emerging Markets Healthcare Fonds sind es über 60% und beim Bellevue Asia Pacific Healthcare Fonds rund 40%. Grundsätzlich sind rund die Hälfte der Assets im Asia Pacific Healthcare Fonds in Schwellenländer investiert und die andere Hälfte in asiatisch-pazifische Industrieländer wie Japan, Australien und Neuseeland. Dadurch bekommt dieser Fonds eine etwas defensivere Note. Beim Emerging Markets Healthcare Fonds wird der China-Anteil mit einer etwas höheren Quote an indischen Anlagen kombiniert und mit Investitionen in Brasilien, Ungarn und im Mittleren Osten ergänzt.
Von Remo Krauer, Portfolio Manager Bellevue Asia Pacific Healthcare Fonds / Bellevue Emerging Markets Healthcare Fonds
Autor: Remo Krauer
Remo Krauer ist seit 2018 Senior Portfolio Manager Healthcare Funds & Mandates bei Bellevue Asset Management. Zuvor war er bei der Zürcher Kantonalbank tätig, zuerst als Senior Portfoliomanager, dann als Head Portfolio Konstruktion für Private Vermögensverwaltung. Er ist Träger eines Bachelors in Betriebsökonomie von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.