Fondsmanager Böttcher zu Saudi Aramco | Magna Mena Fund zog Nutzen aus einem leicht untraditionellen IPO-Verfahren

Stefan Böttcher, Fondsmanager bei Fiera Capital (ehemals Charlemagne Capital), gibt einen Einblick, wie sich die Aktienmärkte der Mena-Region zu Jahresende 2019 entwickelten und wie der von ihm gemanagte Magna Mena Fund abschneiden konnte: Fiera Capital | 28.01.2020 08:46 Uhr
Stefan Böttcher, Fondsmanager bei Fiera Capital (ehemals Charlemagne Capital) / © Fiera Capital
Stefan Böttcher, Fondsmanager bei Fiera Capital (ehemals Charlemagne Capital) / © Fiera Capital
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

"Im Dezember erzielte der Fonds eine Rendite von 0,7% (vor Gebühren), was den Gewinn für das Jahr bisher auf 22,7% bringt, im Vergleich zu einem Anstieg des S&P Pan Arab Composite Index von lediglich 14,4%. Das Gros der Volatilität stammte von NMC Healthcare, dem Krankenhausbetreiber und medizinischem Dienstleister aus den VAE, von dem diesen Monat auch der größte Negativbeitrag an der Performance stammte. Finablr, das grenzüberschreitende Zahlungsunternehmen aus den VAE, das einen Gründungsaktionär mit NMC teilt und darum auch von der Negativstimmung in Bezug auf NMC in Mitleidenschaft gezogen wurde, wirkte sich ebenfalls auf die Performance aus. 

Positiv zu verbuchen waren Beiträge von Titeln aus Saudi-Arabien, Kuwait und den VAE. Beginnen wir mit Kuwait. Die Beteiligung an der Ahli United Bank, der Bank aus Bahrain, die 5% des Fonds ausmacht, entwickelte sich gut, da der Abschlag zu den Fusionsbedingungen mit KFH, der größten Bank Kuwaits, deutlich geringer wurde. KFH bestätigte Anfang Dezember an der Börse von Kuwait, dass es die Erlaubnis der Zentralbank von Bahrain erhalten hatte, mit der Akquisition von AUB fortzufahren. Der nächste Schritt für die Transaktion ist dann die Zustimmung seitens der Aktionäre von sowohl KFH als auch AUB bei außerordentlichen Aktionärsversammlungen, die im Januar 2020 stattfinden müssten. KFH erwartet, dass die Fusion im 1. Halbjahr 2020 abgeschlossen wird. Der Abschlag zu den Transaktionskonditionen nahm im Verlauf des Dezembers von 8,4% auf 4,4% ab, und wir gehen davon aus, dass er bis zum Transaktionsabschluss zur Gänze verschwinden wird. 

Aldrees, das größte Erdöleinzelhandelsunternehmen in Saudi-Arabien, schnitt im Dezember stark ab, da die Aktie endlich auf die vor kurzem angekündigte Erhöhung der Margen von Tankstellenbetreibern reagierte (plus 67% bei Benzin, 43% bei Diesel), was die regelmäßig wiederkehrenden Erträge des Unternehmens 2020 mehr als verdreifachen müsste. Die Aktie wird weiterhin zu lediglich 11x Kurs/Gewinn gehandelt und könnte nun auch erstmals eine ordentliche Dividendenrendite ausschütten. Die Erhöhung der Margen für Tankstellenbetreiber stellt jetzt auch einen Anreiz für Investitionen in neue Anlagen dar, und wir erwarten daher, dass das Unternehmen jetzt jedes Jahr 10% mehr neue Tankstellen eröffnet. Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist nur sehr wenig kapitalintensiv und in der näheren Zukunft sollte ein Ertragswachstum im mittleren Zehnerbereich bequem zu schaffen sein.

Der andere wichtige Beitrag im Dezember stammte von der größten Beteiligung des Fonds, Emirates NBD, der Bank aus den VAE. Weil Bezugsrechtsemissionen in der Region so rar sind, wurde die von ENBD, die bei der Finanzierung der Akquisition der Denizbank in der Türkei helfen sollte, vom Markt schwer missverstanden, vor allem in Bezug darauf, wie so eine Emission funktioniert. Nach Abschluss der Emission und nachdem der Markt wieder in ruhigeren Bahnen verlief, orientierte sich der Aktienkurs wieder nach oben. Uns überzeugt der Titel weiterhin sehr stark, da das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2020 weiterhin bei 1 steht und da die Obergrenze für ausländischen Aktienbesitz noch Anfang dieses Jahres auf 40% erhöht wird, erwarten wir dieses Jahr beachtliche Mittelzuflüsse bei dieser Aktie. 

Saudi Aramco: Magna Mena Fund zog Nutzen aus einem leicht untraditionellen IPO-Verfahren

Der größte positive Beitrag im Dezember stammte von Saudi Aramco. Hier zog der Fonds Nutzen aus einem doch leicht untraditionellen IPO-Verfahren. Mohamed Bin Salman, der saudische Machthaber, sprach immer wieder von einer Bewertung in Höhe von 2,0 Billionen US-Dollar für das Unternehmen, was bei den meisten ausländischen Investoren auf kein Interesse stieß. Die Transaktion wurde dann vor Ort durchgezogen und die internationale Management-Roadshow wurde abgesagt. Eine Bewertung zu 1,6 Billionen US-Dollar erschien uns ziemlich angemessen, darum investierte der Fonds auch. Zehn Tage später, zum Stichtag der Aufnahme in die EmergingMarket-Indizes von MSCI und FTSE, erreichte die Aktie eine Bewertung von 2,0 Billionen US-Dollar, den Preis, den ausländische passive Fonds berappten! Wir entschieden, dass eine Rendite von 18% – und bei höchstwahrscheinlich keinen vorhandenen Grenzkäufern nach der Indexaufnahme – wahrscheinlich das Gros des Aufwärtspotentials bereits beinhaltete und stießen daher die Beteiligung ab. 

Jetzt kommen wir zu zwei Negativbeiträgen. Am 17. Dezember 2019 legte der Leerverkauf-Spezialist Muddy Waters eine Short-Position bei NMC Healthcare offen und veröffentlichte ein kurzes Thesenpapier zum Unternehmen. Wir sind bereits seit dem Börsengang des Unternehmens im Jahr 2012 Anteilseigner von NMC. Seit damals stieg der Umsatz und Ertrag des Unternehmens kumuliert jährlich um 23%, und der Aktienkurs kletterte um 723%. NMC konnte sich als führender Anbieter der VAE für private Gesundheitsversorgung quer durch das Behandlungsspektrum etablieren, von einfacheren Ambulanzeinrichtungen bis hin zu Krankenhäusern mit mehreren Fachabteilungen. NMC ist in der Lage, an Patienten aus diesem gesamten Netzwerk zu kommen und Volumen auszudehnen, um seine höchstspezialisierten Angebote wie IVF, Kosmetika oder Langzeitpflege weiterzuentwickeln, die wir als ganz wesentlich für die Wertschöpfung betrachten. Zwischenzeitlich bietet Saudi-Arabien, dessen Bevölkerung dreimal so groß wie die der VAE ist, und wo NMC bereits zweitgrößter privater Gesundheitsversorger gemessen an der Bettenkapazität ist, eine noch viel größere Gelegenheit. 

Seit unserer Investition im Jahr 2012 ist es uns gelungen, eine enge Beziehung und einen Dialog zur Geschäftsführung aufzubauen, und wir erarbeiteten uns ein profundes Verständnis zum Unternehmen, seiner Geschäftstätigkeit und Strategie. Wir sind regelmäßig mit der Geschäftsführung in engerem Kontakt und erst vor Kurzem, im November 2019, besuchten wir acht NMC-Einrichtungen in den VAE und in Saudi-Arabien. Die operative Leistung von NMC blieb zwar auch 2019 hindurch weiterhin stark, der Aktienkurs litt allerdings, da Investoren mehr Aufmerksamkeit auf die Unternehmensführung legten und Bedenken zum Verschuldungsgrad des Unternehmens aufwarfen. Der schnelle Wandel von einem Familienbetrieb zu einem FTSE-100-Unternehmen erfordert selbstredend gewisse Anpassungen, und wir erkennen an, dass NMC positiv auf Bedenken seitens Investoren eingegangen ist. Viele der im Bericht von Muddy Waters angesprochenen Sachverhalte waren uns zwar bekannt und wir führten dazu mit der Geschäftsführung in der Vergangenheit auch Detailgespräche, bei anderen Belangen wäre es unserer Ansicht nach allerdings positiv, wenn die Geschäftsführung den Märkten gegenüber noch mehr offenlegen würde, vor allem was die Finanzierungsmethoden des Unternehmens und Transaktionen mit nahestehenden Unternehmen und Personen angeht. Wir waren uns bewusst, dass es bei dem Unternehmen im hohen Umfang zu Geschäften mit nahestehenden Unternehmen und Personen kommt. Auf viele davon ging das Unternehmen auch ein und dahinter stehen solide Geschäftsgründe. 

Die Beteiligung an NMC macht derzeit 3,3% des Fonds aus, und wir baten um Klarstellung und weitere Antworten des Unternehmens. Auf Grundlage unseres gegenwärtigen Wissenstands machen wir uns wegen unserer Beteiligung keine Sorgen, allerdings werden zukünftige Investmententscheidungen davon abhängen, ob die noch ausstehenden Punkte gelöst werden. Grundsätzlich sind wir in Bezug auf die Geschäftstätigkeit des Unternehmens optimistisch und zuversichtlich, dass es nächstes Jahr ein Ertragswachstum von 25% schafft bei einem zukünftigen KGV von 12,5. Wir sind der Meinung, dass die Aktie gut über 100% an Aufwärtspotential verfügt. Deckungskäufe zur Glattstellung von Leerverkaufspositionen wegen des hohen Short-Interesses könnten mittelfristig Unterstützung bieten, und außerdem sehen wir noch das Upside-Risiko, dass das Unternehmen zu einem Übernahmekandidat werden könnte, solange seine Bewertung unter Druck bleibt. Anleger können sich darauf verlassen, dass wir die Investmentaussichten für NMC ständig immer wieder neu beleuchten und das Portfolio dann entsprechend ausrichten. 

Wie schon erwähnt, teilt Finablr – eine Beteiligung, die 4% des Fonds ausmacht – einen Gründungsaktionär mit NMC. Deshalb, und aus keinem anderen Grund, gab es bei der Aktie im Dezember ebenfalls Verkaufstendenzen. Im November gab das Unternehmen nach dem Geschäftsergebnis für das 3. Quartal ein sehr starkes Handels-Update heraus, und die Aktie entwickelte sich stark. Das Unternehmen wiederholte noch einmal seine Vorausschau und den Ausblick, der zum Zeitpunkt des Börsengangs vorgestellt wurde, und wir sind weiterhin in Bezug auf die Zukunftsaussichten des Unternehmens höchst zuversichtlich. Finablr wird zu etwa 6x zum für das Geschäftsjahr 2020 geschätzten Verhältnis EV/EBITDA gehandelt, und wir sehen weiteren Spielraum für Neubewertungen, da sich das Unternehmensgeschäft weiter in Richtung B2B & Zahlungstechnologie entwickelt. Seit Quartalsende hat Finablr bereits mehrere kommerzielle Partnerschaften mit bekannten Firmen angekündigt. Dazu gehört eine Partnerschaft mit Samsung für internationale Geldtransfers durch einen in-App-Service in 47 Ländern sowie eine Partnerschaft mit Airtel Africa, mit der Kunden in die Lage versetzt werden sollen, Geld aus über 100 Ländern in Airtel-Money-Wallets nach ganz Afrika zu senden. Wir haben die Beteiligung an Finablr aufgestockt, da wir im Laufe der Zeit mehr Vertrauen in die Geschäftsleitung gewonnen haben, und wir erwarten, dass die Position noch weiter ausgedehnt werden könnte, wenn die betrieblichen Leistungen weiter anhalten und es die Liquiditätsumstände erlauben. 

Konfliktpotenzial: Niemand hat Interesse an einem großen Krieg

Man kann zwar sagen, dass 2020 mit vermehrten geopolitischen Spannungen in Nahost anläuft, unterm Strich scheint man aber erkennen zu können, dass niemand Interesse an einem großen Krieg hat, und auf keiner Seite gibt es den politischen Willen, auf einen vollen Konflikt zuzusteuern, am wenigsten seitens den USA. Das Extremrisiko einer Eskalation wegen unbeabsichtigter Konsequenzen bleibt natürlich immer bestehen, aber die entwickelteren Märkte der Region, auf denen der Fokus des Portfolios liegt, haben zumindest einen teilweisen Schutz im Ölpreis, der weiterhin positiv reagiert, falls Anzeichen einer Eskalation auftreten."

Stefan Böttcher, Fondsmanager bei Fiera Capital (ehemals Charlemagne Capital) 

Über die Strategie: MAGNA MENA FUND 

Der Magna MENA Fund zielt auf Kapitalwachstum durch Investitionen in ein diversifiziertes Portfolio in Aktien im Mittleren Osten und Nordafrika ab. Der Magna MENA Fund ist ein Teilfonds des Magna Umbrella Fund plc.

Wir investieren in Qualitäts-Unternehmen, mit starkem Management und nachhaltigen WachstumsAussichten, die attraktiv bewertet sind. Unser Investment-Ansatz folgt einer auf unserem Research basierenden bottom-up Einzeltitelauswahl. Dabei suchen wir besonders nach vom Markt weniger gut verstandenen Gelegenheiten. Regelmäßige Treffen mit dem Management sind für unseren Prozess unverzichtbar. Unser Ziel ist, Unternehmen zu finden, die uns langfristige eine attraktive Anlagemöglichkeit bieten. Das Vertrauen in die Nachhaltigkeit des Wachstums und die bewiesene Orientierung am Wohl der Anteilseigner stehen für uns dabei im Mittelpunkt. Der Grad der Überzeugung von einem Unternehmen spiegelt sich in der PortfolioKonstruktion. Wir sind uns der Zusammensetzung des Benchmark-Index bewusst, wenn wir allerdings einen Titel nicht mögen, halten wir ihn nicht, unabhängig vom Gewicht im Index.

Weitere Informationen finden Sie auf fieracapital.com 

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