In einem neuen Research-Beitrag beschäftigt sich Dominic Bokor-Ingram, Senior Portfoliomanager - Frontier Markets bei Fiera Capital, mit den Veränderungen und insbesondere den Konzentrationsprozessen im MSCI Emerging Market Index, die im vergangenen Jahrzehnt zu beobachten waren. Zudem geht Bokor-Ingram der Frage nach, welche Konsequenzen Chinas wachsendes Gewicht in den Indizes für Anlageportfolios hat.
Quelle: Fiera Capital, MSCI-Datenbank, 30. Dezember 2020
Bokor-Ingram: "In den zurückliegenden zehn Jahren waren einige bedeutende Veränderungen in der Börsenlandschaft der Schwellenländer zu verzeichnen. Sie betrafen sowohl geografische Vorlieben als auch die Typen von Anlegern, die das Gros der Aktionäre vieler Unternehmen in diesen Ländern bilden."
Paradigmenwechsel Nr. 1: Die zunehmende Beliebtheit von passiven Emerging Markets Aktienfonds
Der erste Paradigmenwechsel, der sich auf das Aktienuniversum weltweit ausgewirkt hat, war der Umstieg vieler internationaler Anleger in passiv verwaltete Fonds. Im Jahr 2000 hatten passive Produkte nur einen Anteil von 1% am ausländischen Kapital in den Schwellenländern (bezogen auf allgemein zugängliche Fonds). Bis 2006 stieg dieser Anteil auf rund 10%, und heute sind es fast 37% – wir sprechen hier von einem Volumen von über 800 Mrd. USD.(Rencap, Stand 29. Januar 2021) Das Volumen und die Gewichtung passiver Gelder spielen eine entscheidende Rolle für die Schwellenländer-Indizes, da diese Gelder Änderungen und Umstrukturierungen automatisch nachvollziehen müssen.
Paradigmenwechsel Nr. 2: Dramatische Veränderung der Länder- und Regionen-Gewichtungen
"Zweitens haben wir in den letzten Jahren einen dramatischen Wandel in den Schwellenländer-Indizes im Hinblick auf die Gewichtung der verschiedenen Regionen, aber auch einzelner Länder erlebt. Gerade bei Letzteren gab es einige sehr große Veränderungen", erklärt der Fiera Capital Fondsmanager. Maßgeblich dazu beigetragen haben laut Bokor-Ingram zum einen Streubesitzfaktoren sowie die Aufnahme von Ländern in bestimmte Indizes und zum anderen die relative Entwicklung der Volkswirtschaften und Aktienmärkte.
Bokor-Ingram: "Beispielsweise erhöhte MSCI 2019 die Quote für chinesische A-Aktien im MSCI Emerging Markets Index von 5% auf 20%. Diese Veränderungen haben dazu geführt, dass die Korrelation zwischen dem chinesischen Aktienmarkt und dem MSCI Emerging Markets Index von rund 0,65 im Jahr 2003 auf heute 0,9 (Stand 24. Februar 2021), gestiegen ist – und es ist anzunehmen, dass sie sich wegen des wachsenden Gewichts Chinas auf 1,0 zubewegen wird."
Ein neueres Phänomen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der weltweit niedrigeren Zinsen ist schließlich die wesentlich größere Aktivität lokaler Anleger an den heimischen Aktienmärkten. "Dadurch haben sich die kurzfristigen Treiber vieler Börsen in diesen Ländern spürbar verändert", so der Experte.