Alle Schwellenländeranleihen gleich zu behandeln, ist völlig irrational

Alte Gewohnheiten lassen sich schwer ablegen, heißt es. In der dritten Ausgabe der Artikelserie "Entdecken Sie Asien" erklärt Aberdeen Asset Management, warum diese Redewendung aktuell insbesonders auf viele Emerging Markets Investoren zutrifft: "Die Anleger sind zu ihrem typischen Verhalten zurückgekehrt und haben Schwellenländeranlagen verkauft, ohne die enormen Unterschiede unter ihnen zu beachten." abrdn | 12.01.2016 11:00 Uhr
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Die Besorgnis über das Wirtschaftswachstum in China verunsicherte globale Anleger. Dies führte zu einer starken Volatilität und zu einem allgemeinen Kapitalabzug aus Asien – aus Schwellenländern und sogar aus Industrieländern.

Viel von dem, was derzeit vor sich geht, ergibt jedoch bei genauerer Betrachtung keinen Sinn.

So wussten die Anleger bereits, dass sich die US-Notenbank auf eine erste Zinserhöhung vorbereitet, und hatten dies vor allem auch eingepreist. Deshalb wurde die fragile Situation durch die Kapriolen Chinas nur noch verschlimmert. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass die Unzuverlässigkeit der chinesischen Wachstumsrate kein großes Geheimnis war. Niemand nahm die Zahl von 7% für bare Münze. Leider hat der Markt jedoch, wie so oft, anscheinend überreagiert. Jetzt müssen wir darauf warten, dass er wieder ins Gleichgewicht kommt.

Die Debatte über einen Währungskrieg ist ebenfalls überzogen. Die Abwertung des Yuan ist lediglich eine Maßnahme, mit der China den Verlust an Wettbewerbsfähigkeit bekämpft, während sie zugleich den Renminbi liberalisiert und internationalisiert.

Und um noch Öl ins Feuer zu gießen, wird der Verfall der Rohstoffpreise jetzt mit der Verlangsamung in China in Verbindung gebracht. Dies ist ebenfalls etwas naiv, da es dem tatsächlichen Geschehen nicht gerecht wird – der Ölpreis hatte seit langem Probleme. Im Gegensatz zur Ansicht der Schwarzmaler gibt es erste Anzeichen, dass die Rohstoffnachfrage sogar anzieht und das Niveau der Ölimporte nach China stabil geblieben ist. Die Schwäche des schwarzen Golds ist jedoch eindeutig auf das Überangebot zurückzuführen.

Aber hier ist der eigentliche Punkt: Die Schwellenländer sind nicht homogen. Dem Verhalten der Anleger in den letzten Wochen und sogar Monaten nach zu urteilen, würde man das jedoch nicht glauben.

Dieses Verhalten ist einerseits frustrierend, da Anleger wie wir, die sich auf die langfristige Entwicklung und insbesondere auf die zugrunde liegenden Merkmale jedes einzelnen Lands und jedes Unternehmens konzentrieren, zwangsläufig darunter leiden, wenn der Markt von den Launen flatterhafter Anleger hin- und hergerissen wird. Andererseits ist dies aber auch spannend. Das klingt vielleicht etwas krass, aber Stressphasen bieten auch wirkliche Chancen. Mit Geduld und Sorgfalt kann man attraktive Anleihen entdecken, die fehlbewertet (überverkauft) sind.

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