"Dies ist der altbekannte Erdogan mit den spitzen Ellenbogen. Es scheint, als habe die Missbilligung der Versuche Erdogans, die Türkei zu einem zunehmend präsidialen politischen System umzuwandeln, durch Premierminister Ahmet Davutoglu das politische Risiko wieder entfacht, das schon immer eine unserer Hauptsorgen darstellte. Der Präsident ist nie wirklich eine Person gewesen, die auf Widerspruch gehört hätte und der Premierminister ist nur eine der aktuellsten Personen, die seinen Donner zu spüren bekommen. Dies ist alles Teil von Erdogans Versuchen, so viel Macht und Authorität wie möglich um sich zu versammeln. Das Problem daran ist, dass eine solche Konsolidierung von Macht in einer Person selten gut ausgeht.
Die Türkei muss sich mit drei großen Themen herumschlagen: dem Wiederaufleben der 30 Jahre alten Auseinandersetzung mit der kurdischen Arbeiterpartei, den zunehmend dreisten Angriffen des so genannten Islamischen Staats sowie der Flut an Migranten an den Grenzen. Jedes von Ihnen lastet schwer auf der Wirtschaft. Die Türkei hat ein Inflationsproblem, und die Anstrengungen der Regierung, das Wachstum anzukurbeln, mildern es nicht. Die Geldpolitik ist nicht straff genug, um die Inflation zu verankern und die Unsicherheit, wer in der Zentralbank an die Macht kommt, hat nicht gerade geholfen. Die Ernennung des Vize-Gouverneurs Murat Cetinkaya ist sicherlich besser als einige der alternativen Szenearien, aber das Risiko ist, das er die Geldpolitik zu einer Zeit lockert, in der die Währung bereits unter Druck gerät. All das wird weiteren Druck auf die Lira bringen, da die Stimmung sich gegen das Land wendet. Erdogans Hauptaugenmerk auf der Stützung seiner Macht könnte teuer werden."
Kevin Daly, Senior Investment Manager, Aberdeen Asset Management