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„Wer hätte etwas Anderes erwarten können? Von einem Anziehen der geldpolitischen Zügel kann keine Rede sein, nicht mal die Wortwahl wurde nennenswert verändert: Lediglich Zinssenkungen kann man sich wohl nicht mehr vorstellen. Dass Hauspreise in der ganzen Eurozone kräftig anziehen, wie im jüngsten EZB-Bericht zur Finanzstabilität beschrieben, scheint für das Preisstabilitätsmandat der EZB keine Relevanz zu besitzen: Solange die Teuerungsraten für Socken und Wasserkocher nicht deutlich über zwei Prozent liegen, sind die währungspolitischen Tauben des EZB-Rates nicht zufrieden. Man müsse Geduld haben, sagt Zinssenkungspräsident Draghi, die Löhne müssten erstmal steigen.
Auch mit dem Rückbau der unkonventionellen Massnahmen lässt man keine Eile zu. Eben weil niemand weiss, wie die auf Niedrigzinsen und fehlende Risikoaufschläge konditionierten Schuldner der Eurozone – ob staatlich oder privat – mit einer strafferen Geldpolitik klarkommen sollen, ohne dass die durch Phantasie-Geldpolitik stabilisierte Wirtschaft der Eurozone abermals stolpert. Die (rechtlich höchst zweifelhaften) Maßnahmen mögen während der Eurokrise ihre Berechtigung gehabt haben. Fünf Jahre danach befeuern sie einfach nur noch den spekulativen Überschwang. Blasenplatzen vorprogrammiert. Gut für Anleiheninvestoren: Bis zur Septembersitzung und wahrscheinlich darüber hinaus müssen sie sich über steigende Renditen und fallende Kurse keine Sorgen machen.“
Wolfgang Kuhn, Head of Pan European Fixed Income, Aberdeen Asset Management
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