„Das ist das nächste Scharmützel der US Handelspolitik, das in eine mehr und mehr protektionistische Richtung deutet. Die ökonomischen Folgen sind schwer abschätzbar: Es dürfte das US-Wirtschaftswachstum marginal tangieren und sich kaum auf das Handelsdefizit mit dem Rest der Welt auswirken. Dafür wiegt der Symbolgehalt weit schwerer. Es ist diese Symbolik, mit der die Marktreaktion vom Freitag zu erklären ist.
Größere Sorge bereiten uns allerdings langfristig die zunehmenden Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China. Beide Länder haben sich bereits auf Geplänkel wie etwa wechselseitige Zollerhöhungen sowie Anti-Dumping-Ermittlungen eingelassen. Bis jetzt wurden diese gezielt durchgeführt, aber die Gefahr einer Eskalation ist definitiv gestiegen. Nicht alle Aktivitäten der Regierung von US-Präsident Donald Trump stehen im Widerspruch zu denen von Bush und Obama. Aber die WTO-Fälle, das blockierte Abkommen zwischen AT&T und Huawei, die Paragraph-301-Ermittlungen sowie die höheren Hürden für chinesische Direktinvestitionen (FDI) sind ernst zu nehmen.
Dies vermischt sich mit Trumps generellem Vorgehen gegenüber China, das sich von dem seiner Vorgänger unterscheidet: Er hat Chinas Bemühen, Spannungen zu vermeiden, sowohl im Hinblick auf Marktöffnung als auch im Hinblick auf eine Erhöhung der Importe, zurückgewiesen und beschuldigt China der ökonomischen Aggression. Trumps neue Handelsagenda signalisiert seine Absicht, Druck auf China auszuüben. Meldungen hinsichtlich Peter Navarros Beförderung in eine mächtigere Rolle und die Aussagen aus den Reihen der Administration, dass die Wirtschaftsbeziehungen zu China signifikanten Änderungen unterzogen werden sollen, weisen auf weitere Hindernisse für Handel und Investments zwischen den beiden Staaten hin. Nichts hiervon kann als gute Nachricht für eine Welt, die von den beiden ökonomischen Großmächten abhängt, betrachtet werden.“
Jeremy Lawson, Chefvolkswirt, Aberdeen Standard Investments