„Es handelt sich dabei um Baby-Schritte für die chinesische Finanz-Community. Aber dies geschieht nun, nach fünf Jahren und vier Runden der Diskussion von MSCI mit globalen Investoren, und es bedeutet eine lange Reise mit Chancen für jene, die weltweit investieren wollen. Doch diese 234 Aktien, vorwiegend aus dem Large Cap-Bereich, stellen bloß einen Tropfen im Ozean chinesischer Aktien dar. Denn der gesamte A-Shares-Markt ist einer der größten der Welt: Er umfasst 3.500 Aktien und hat einen Wert von rund 8,5 Billionen US-Dollar. Diese erste Index-Aufnahme repräsentiert lediglich 0,9% des MSCI Asia ex Japan Index und 0,8% des MSCI Emerging Markets Index. Der Anteil könnte möglicherweise auf 14-18% ansteigen.
Mit mehr als 1,9 Billionen US-Dollar, die an den MSCI Emerging Markets Index gekoppelt sind, werden Fonds, die den Index abbilden, rund 15 Milliarden US-Dollar bis September in A-Shares umschichten, um Abweichungen zu vermeiden. Dieser Zufluss wird bei einem Streubesitz von insgesamt 3,4 Billionen US-Dollar und einem täglichen Umsatz von 75 Mrd. US-Dollar die Märkte kaum bewegen. Dennoch zeigt diese Aufnahme durch MSCI, wie weit der Fortschritt bei den chinesischen Kapitalmarktreformen vorangekommen ist – vor allem bei der Internationalisierung des Yuan und dessen Wechselkursanbindung an den Rest der Welt.
Als internationaler Investor in China gilt es nun, den Stier bei den Hörnern zu packen: Gute Corporate Governance, starke Bilanzen, ein leicht zu verteidigender Wettbewerbsvorteil und der Respekt vor Minderheitsaktionären sind Kernprinzipien, wenn man in China investiert (wie eigentlich in jedem Markt). Trotz der Aufnahme bei MSCI hat sich aber nichts geändert, wenn man in chinesische Festlands-Unternehmen investiert: Grundlegend ist die Kenntnis der Geschäftsdetails, um deren Qualität und Fundamentaldaten zu bewerten, die sorgfältige Prüfung des Managements und die eingehende Berücksichtigung der Bewertungen, um sicherzustellen, dass man einen vernünftigen, fairen Preis bezahlt.
Etwas allgemeiner: Der A-Shares-Markt hat die breiteste Auswahl an chinesischen Festlandsunternehmen, welche auch Qualitätsunternehmen in einzigartigen Sektoren umfasst – wie etwa der traditionellen chinesischen Medizin. Diese Sektoren sind in den Auslandsmärkten nicht gängig und einige der Unternehmen haben das Potenzial nicht nur national, sondern auch weltweit Marktführer zu werden. Anerkanntermaßen ist bei A-Shares die Spreizung der möglichen Erträge deutlich höher als in anderen Märkten, und für anspruchsvolle Investoren kann dies die Ernte stattlicher potenzieller Gewinne bedeuten. Darüber hinaus war der A-Shares-Markt historisch weniger mit den globalen Aktien korreliert als H-Shares, was institutionellen Investoren Diversifikationsvorteile bietet.
Wir haben bislang in rund 30 A-Share-Unternehmen investiert, die sich ein starkes Standbein in ihren Industrien aufbauen konnten und internationale Managementpraktiken übernommen haben. Das mag als geringe Ausbeute erscheinen, aber wenn China die Verpflichtung zur Liberalisierung der Aktien- und Kapitalmärkte weiterführt, müssen Investoren nicht allzu lange darauf warten, dass die Qualität zunimmt und mehr investierbare Unternehmen auftauchen.“
Nicholas Yeo, Director and Head of Chinese and Hong Kong Equities, Aberdeen Standard Investments