Aberdeen: Die Türkei muss jetzt handeln

Viktor Szabo, Senior Investment Manager bei Aberdeen Standard Investments, kommentiert den Fortgang und die Ursachen der Türkeikrise und wirft einen Blick auf die Bedeutung für die übrigen Schwellenländer : abrdn | 14.08.2018 14:59 Uhr
Viktor Szabo, Senior Investment Manager, Aberdeen Standard Investments / © Aberdeen Standard Investments
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„Die türkische Zentralbank hat gestern einige Maßnahmen angekündigt, um die Währung zu stützen. Aber das wird in der jetzigen Situation nicht ausreichen. Die einzige realistische Möglichkeit besteht darin, die Zinssätze stark anzuheben. Je länger man darauf verzichtet, desto stärker müssen die Zinsschritte ausfallen.

So mancher befürchtet, dass die Probleme der Türkei auf andere Länder übergreifen werden. Die meisten Bedenken bestehen bezüglich jener Schwellenländer, die ähnlich hohe Leistungsbilanzdefizite aufweisen und auf ausländisches Kapital angewiesen sind – neben der Türkei vor allem Argentinien. Andere hingegen haben kleinere Defizite. Die Besorgnis über das Leistungsbilanzdefizit der Türkei und die Abhängigkeit von ausländischem Kapital ist durchaus begründet, die Probleme gehen aber weit darüber hinaus.

Diese Krise hat sich seit Jahren kontinuierlich rund um einen Cocktail von Problemen aufgebaut, die so nur in der Türkei anzutreffen sind: Das Land ist zunehmend autokratisch geworden. Man hat zugelassen, dass sich die Wirtschaft überhitzt und nicht jene Strukturreformen durchlaufen hat, die notwendig gewesen wären. Und Institutionen wie die Zentralbank wurden ständig und konsequent untergraben. Diese Probleme haben sich wie Wasser hinter einem Damm aufgestaut. Als die diplomatischen Beziehungen mit den USA wegen eines Gefangenenaustausches zerbrachen, stürzte dieser Damm ein. In keinem anderen Land hat sich eine solche Fülle von Problemen so lange angestaut.

Einige Schwellenländer-Währungen haben jüngst einen Ausverkauf erfahren. Aber die Verluste der letzten 24 Stunden wurden inzwischen weitgehend wieder wettgemacht. Bei anderen Währungen der Emerging Markets gab es in den letzten Wochen ebenfalls Abwertungen, aber diese haben mehr mit individuellen Problemen der einzelnen Länder zu tun. Der Rubel, zum Beispiel, erfährt Rückgänge gegenüber dem Dollar aufgrund neuer US-Sanktionen und des starken Dollars. Aber die Behörden in Russland haben sich in den letzten Jahren äußerst proaktiv gezeigt, wenn es darum ging, eine umsichtige Fiskal- und Geldpolitik zu betreiben, damit Investoren sicher sein können, dass man die Situation unter Kontrolle hat

Viktor Szabo, Senior Investment Manager, Aberdeen Standard Investments

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