„Dieses Wahlergebnis haben die Finanzmärkte erwartet, sodass sie darauf kaum reagiert haben. Die Märkte werden jedoch schnell beginnen, darüber zu spekulieren, wie dieses Ergebnis die Außenpolitik von US-Präsident Donald Trump beeinflussen könnte, da es der offensichtlichste Bereich ist, in dem er weitgehend ohne Zustimmung des Kongresses operieren kann. Der Schwerpunkt wird dabei wahrscheinlich auf dem G20-Gipfel in diesem Monat und auf der Frage liegen, auf welche Weise er sich nun mit dem Handelskrieg mit China auseinandersetzen wird, oder wie willens China nun sein könnte, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Trump befindet sich jetzt in einer Position, die ihm gar nicht liegen dürfte: Was ihn am meisten interessiert, ist seine Kernwählerbasis. Infolge des Wahlergebnisses muss er seine Energie nun im Ausland konzentrieren, um seine Wähler zu Hause zufrieden zu stellen. Das bedeutet, dass er ein Gleichgewicht finden muss. Der Handelskrieg schadet wahrscheinlich schon jetzt den Unternehmen, für die viele seiner Stammwähler arbeiten. Dementsprechend muss er jenseits der US-Grenze umsichtig vorgehen, damit seine Wähler nicht davon ausgehen, dass seine Politik ihnen schadet. Das könnte bedeuten, dass er versucht, einen Deal mit China anzustreben, das diesen, wie es scheint, wirklich braucht, um einen Schlussstrich unter die jüngsten wirtschaftlichen Einbrüche zu ziehen.
Unabhängig davon, ob Trump ein Abkommen mit China abschließt, ist dies kein Wendepunkt in seiner Präsidentschaft. Annahmen, dass das Ergebnis ihn einschränken könnte, erscheinen gefährlich naiv. Auf jeden Fall war dies ein provokanter Wahlkampf, der nur eine weitere Erinnerung daran ist, wie gespalten die US-Politik ist. Die Investoren sind noch weit davon entfernt zu verstehen, was die wirtschaftlichen Kosten dieser Spaltung sind, aber diese werden schlussendlich zu Tage treten.“