Aberdeen Standard Investments - Marktausblick 2019

Risikoreichere Anlagen und echte Diversifikation werden laut Aberdeen Standard Investments 2019 in einem Umfeld hoher Volatilität für die Generierung von Renditen eine wesentliche Rolle spielen. Andrew Milligan, Head of Global Strategy, ist der Ansicht, dass fünf Aspekte das Anlagegeschäft 2019 prägen werden. abrdn | 29.11.2018 11:18 Uhr
Andrew Milligan, Head of Global Strategy, Aberdeen Standard Investments / © Aberdeen Standard Investments
Andrew Milligan, Head of Global Strategy, Aberdeen Standard Investments / © Aberdeen Standard Investments
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Andrew Milligan, Head of Global Strategy, ist der Ansicht, dass die folgenden fünf Aspekte das Anlagegeschäft 2019 prägen werden:

  1. Positives, aber nachlassendes Wachstum 
    Das Weltwirtschaftswachstum wird sich - wenn auch in geringerem Umfang als 2018 - im nächsten Jahr fortsetzen, sofern die Kerninflation unter Kontrolle und die geldpolitische Straffung intakt und stabil bleibt.  In den USA ist eine Rezession bis zum Abklingen der fiskalischen Stimuluseffekte weiterhin unwahrscheinlich - unserer Ansicht nach wird das Wachstum 2020/21 nachlassen.                                                     
  2. Märkte werden wieder volatiler
    Nachdem es 2017 auf den Märkten recht ruhig zuging, hat die jüngste Korrektur nun das Risiko eines Konjunkturrückgangs und politischer Unruhen eingepreist. Unseres Erachtens wird es an den globalen Aktienmärkten 2019 irgendwann zu einer Korrektur von 5 - 15 % kommen.  Wenn man einen größeren Schock einmal ausschließt, werden sich die Aktienkurse letztlich aber wieder erholen, da die Gewinnaussichten der Unternehmen selbst bei höherem Druck auf die Margen positiv bleiben sollten. 
  3. Politische Spannungen bringen Märkte in Aufruhr 
    Der nach den Midterm-Wahlen von den USA verfolgte politische Kurs wird die weiteren Aussichten der Märkte entscheidend beeinflussen, an den Finanzmärkten in Europa und anderen Regionen könnte politischer Populismus für Aufregung sorgen. Unser Hauptaugenmerk konzentriert sich zurzeit auf jedwede massive Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China zu einem bilateralen Handelskrieg – in einer Welt integrierter Lieferketten sind Zölle eine stumpfe Waffe und können das Geschäftsklima deutlich eintrüben.   
  4. Geldpolitische Divergenz verstärkt sich
    Fiskalische Anreize haben dafür gesorgt, dass der Wachstumszyklus der USA nicht mehr mit dem Rest der Welt synchron läuft. Durch die unterschiedlich schnell voranschreitende geldpolitische Straffung werden eine Reihe von Industrie- und Schwellenländern unter Druck geraten und die Volatilität der Währungen wird zunehmen. Ein stärkerer Dollar macht jenen Schwellenländern das Leben schwer, die hohe Kreditaufnahmen in Dollar tätigen. Sollte China über keinen weiteren Spielraum für Gegenmaßnahmen mehr verfügen und eine starke Abwertung des Renminbi zulassen, würde dies viele asiatische Länder noch weiter unter Druck setzen.   
  5. China steht im Fokus   
    Mit Chinas wachsendem Einfluss auf die Weltwirtschaft und die Märkte stellen sich uns für 2019 zwei Kernfragen: wie wird sich das Verhältnis Chinas zu den USA entwickeln und inwieweit wird China Anreize setzen, um das Wachstum zu stützen? Wenn die USA gegenüber China eine sehr viel härtere Gangart einlegen, wird das nicht nur auf den Handel durchschlagen, sondern sich auch auf Technologietransfers und Industriespionage, den mit dem riesigen Infrastrukturprojekt ‚One Belt, One Road‘ gewonnenen Einfluss Chinas auf seine asiatischen Nachbarländer und sogar auf das Kräftegleichgewicht im pazifischen Raum auswirken.   

Chancen für die Anleger  

Andrew Milligan umreißt drei Strategien, mit denen man gut durch die unruhigen Märkte des kommenden Jahres kommen sollte:   

  1. Geld wieder arbeiten lassen 
    In einer Welt nachlassenden Wirtschaftswachstums können Unternehmen ihre Liquidität wieder für sich arbeiten lassen und investieren oder an ihre Aktionäre ausschütten. Anleger können ihre relativ hohen Barmittelbestände auch zur Stabilisierung ihrer Portfolios nutzen - und sind bei Abverkäufen außerdem in der Lage, schnell zu reagieren und solide, günstigere Assets zu kaufen, sobald Wachstumstreiber zu erkennen sind. Wir favorisieren Märkte mit attraktiven Bewertungen und Assets, die von gesunden Cashflows der Unternehmen profitieren können.   
  2. Risikoreichere Assets optimal nutzen
    Unserer Strategie setzt weiterhin auf das Eingehen von Risiken, allerdings nur auf selektiver Basis. Solange die politischen Spannungen nicht deutlich zunehmen, sollten die Bewertungen und Gewinne 2019 für Anlegervertrauen sorgen. Je mehr die Bewertungen steigen, desto höher wird das Risiko, dass sich die Aktienmärkte vom Gewinnwachstum abkoppeln. Wir bevorzugen Aktien aus den USA, Europa, Schwellenländern und Japan. Die Schwellenländer scheinen angemessene Preisniveaus aufzuweisen und in manchen Ländern, wie z. B. China, sind die Preise sogar deutlich niedriger als im Vorjahr. In Japan hat sich die Konjunktur erholt und die politische Stabilität sowie verbesserte Governance-Standards tragen ebenfalls zur Attraktivität bei. Da ein volatiler Markt den Abstand zwischen Gewinnern und Verlierern größer werden lässt, wird die aktive Aktienauswahl um so entscheidender.  
  3. Mit Diversifikation für weniger Korrelation bei den Renditen sorgen
    Die zurzeit vorherrschende hohe Korrelation zwischen Aktien- und Anleihemärkten lässt traditionell ausgewogene Strategien deutlich riskanter werden.  Bei einer echten Diversifikation über eine breitere Palette an Assetklassen können sich einige Risiken gegenseitig aufheben und das Portfolio kann weniger volatil werden. So kann zum Beispiel eine Beimischung aus unterschiedlichsten Aktien, Schwellenländeranleihen, inflationsgeschützten US-Staatsanleihen und europäischen Immobilien einem Portfolio mehr Stabilität verleihen. Auch die privaten Märkte bleiben attraktiv, da sie die besseren risikoadjustierten Renditen bieten und von der Marktvolatilität weniger stark betroffen sind.  
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