Schwein muss man haben - in China beginnt das "Jahr des Schweines"

Heute Dienstag beginnt im chinesischen Horoskop das «Jahr des Schweines», ein Symbol für Reichtum und Wohlergehen. Martin Gilbert, Co-Chief Executive bei Aberdeen Standard Investments, wirft in seinem Kommentar unter dem Titel «Schwein muss man haben» einen Blick auf die politische und konjunkturelle Ausgangslage und zeigt mögliche Konsequenzen für Anleger auf – sowohl bezüglich Aktien als auch Anleihen. Sein Fazit: «Das Schwein könnte seinem Ruf als Glücksbringer alle Ehre machen: Chinas Wachstumsgeschichte ist noch lange nicht zu Ende». abrdn | 05.02.2019 10:34 Uhr
Martin Gilbert, Co‐Chief Executive, Aberdeen Standard Investments    / © Aberdeen Standard Investments
Martin Gilbert, Co‐Chief Executive, Aberdeen Standard Investments / © Aberdeen Standard Investments
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Kaum ist die Weihnachtsdekoration weggeräumt, wird schon wieder neu geschmückt. Dieses Mal zur  Feier des chinesischen Mond-Neujahres, das dieses Jahr auf den 5. Februar fällt.    

Damit verabschieden wir uns vom Jahr des Hundes und heißen das Jahr des Schweins willkommen –  im chinesischen Horoskop ein Symbol für Reichtum und Wohlergehen. 2018 waren die globalen  Aktienmärkte „auf den Hund gekommen“, insbesondere der Markt für chinesische A-Aktien, denn  der CSI 300 Index verbuchte einen Rückgang um 26%.  

Jeder, der in jüngster Zeit mit Investoren in China gesprochen hat, weiß, wie schlecht die Stimmung  dort derzeit ist. Das Wirtschaftswachstum des Landes verlangsamt sich, die Zahl der Insolvenzen  nimmt zu, und ein Ende des Handelskriegs mit den USA ist nicht in Sicht. Dabei befindet sich China  jedoch keineswegs auf der Schwelle zu jener Art von Verlangsamung, die eine solche Aversion  rechtfertigen würde. Es stimmt zwar, dass sich die Wirtschaft auf kurze Sicht einigen  Herausforderungen gegenübersieht, aber der langfristige Ausblick ist durchaus nicht trüb.  

Die Politiker richten die Wirtschaft des Landes stärker auf den inländischen Konsum aus, um so ein  sich selbst tragendes Wachstum zu erreichen. Die wachsende chinesische Mittelschicht kann lokalen  Unternehmen auf Jahre hinaus Gewinne bescheren. Das Land verfügt über beachtliche 380 Millionen  „Millenials“, die mehr verdienen als ihre Eltern.  

Das jährliche Wirtschaftswachstum liegt bei über 6% und mit Devisenreserven in Höhe von über 3  Bio. USD gegenüber einer Auslandsverschuldung von 1,9 Bio. USD verfügt China über eine solide  Zahlungsbilanz. Die Ausfallquoten sind immer noch extrem niedrig, und die politischen  Verantwortlichen haben fiskalische und geldpolitische Lockerungsmaßnahmen zur Ankurbelung der  Konjunktur eingeleitet. Diese Verbesserung des inländischen Finanzierungsumfelds hat eine  Erholung der Kreditbedingungen bewirkt.  

Anlagemöglichkeiten: China öffnet seine Kapitalmärkte erstmals auch für ausländische Investoren.   

Die Indexanbieter FTSE, MSCI und S&P nehmen vermehrt chinesische A-Aktien in ihre globalen  Indizes auf. Dadurch steigen die ausländischen Engagements am Markt, was die Führungen der  lokalen Unternehmen dazu zwingen wird, sich an den globalen Rechnungslegungsstandards zu  orientieren, und eine auf längerfristige Investments ausgerichtete Denkweise fördert.  

Was Anleihen betrifft, so wird der Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index ab kommendem  April auf CNY lautende Schuldtitel aufnehmen. S&P hat kürzlich als erste ausländische Ratingagentur  die Genehmigung erhalten, Onshore-Emittenten und -Emissionen zu bewerten. Wenn künftig globale Standards zur Beurteilung des Kreditrisikos herangezogen werden, so steigert das die  Attraktivität des Marktes weltweit.  

Die Regierung ist fest entschlossen, die Qualität der inländischen Kapitalmärkte zu verbessern. Dabei  geht es nicht nur darum, ausländische Investoren anzulocken. Ziel ist auch, die Governance-Standards zu verbessern, damit angesichts einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung Anlagen  in chinesische Unternehmen für lokale Pensionskassen interessanter werden. Diese Anhebung der  Standards ist positiv zu bewerten. 

Der Einbruch an den Aktienmärkten deutet zudem darauf hin, dass ein Großteil der schlechten  Nachrichten bereits eingepreist wurde. Die Bewertungsniveaus der A-Aktien sind gesunken, sodass  Anleger nun die Möglichkeit haben, sich bei branchenführenden Unternehmen in einer schnell  wachsenden Volkswirtschaft zu engagieren.  

Zudem bieten Anleihen nach wie vor wettbewerbsfähige Renditen, die Zinsen tendieren nach unten,  und die Korrelation mit anderen globalen Märkten ist niedrig. Mit einem Engagement bei  chinesischen Onshore-Anleihen können Anleger die Diversifizierung und das Risiko-Ertrags-Profil  ihres Portfolios optimieren.  

Das Schwein könnte seinem Ruf als Glücksbringer alle Ehre machen: Chinas Wachstumsgeschichte ist  noch lange nicht zu Ende.  

Martin Gilbert, Co-Chief Executive, Aberdeen Standard Investments   

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