Kaum ist die Weihnachtsdekoration weggeräumt, wird schon wieder neu geschmückt. Dieses Mal zur Feier des chinesischen Mond-Neujahres, das dieses Jahr auf den 5. Februar fällt.
Damit verabschieden wir uns vom Jahr des Hundes und heißen das Jahr des Schweins willkommen – im chinesischen Horoskop ein Symbol für Reichtum und Wohlergehen. 2018 waren die globalen Aktienmärkte „auf den Hund gekommen“, insbesondere der Markt für chinesische A-Aktien, denn der CSI 300 Index verbuchte einen Rückgang um 26%.
Jeder, der in jüngster Zeit mit Investoren in China gesprochen hat, weiß, wie schlecht die Stimmung dort derzeit ist. Das Wirtschaftswachstum des Landes verlangsamt sich, die Zahl der Insolvenzen nimmt zu, und ein Ende des Handelskriegs mit den USA ist nicht in Sicht. Dabei befindet sich China jedoch keineswegs auf der Schwelle zu jener Art von Verlangsamung, die eine solche Aversion rechtfertigen würde. Es stimmt zwar, dass sich die Wirtschaft auf kurze Sicht einigen Herausforderungen gegenübersieht, aber der langfristige Ausblick ist durchaus nicht trüb.
Die Politiker richten die Wirtschaft des Landes stärker auf den inländischen Konsum aus, um so ein sich selbst tragendes Wachstum zu erreichen. Die wachsende chinesische Mittelschicht kann lokalen Unternehmen auf Jahre hinaus Gewinne bescheren. Das Land verfügt über beachtliche 380 Millionen „Millenials“, die mehr verdienen als ihre Eltern.
Das jährliche Wirtschaftswachstum liegt bei über 6% und mit Devisenreserven in Höhe von über 3 Bio. USD gegenüber einer Auslandsverschuldung von 1,9 Bio. USD verfügt China über eine solide Zahlungsbilanz. Die Ausfallquoten sind immer noch extrem niedrig, und die politischen Verantwortlichen haben fiskalische und geldpolitische Lockerungsmaßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur eingeleitet. Diese Verbesserung des inländischen Finanzierungsumfelds hat eine Erholung der Kreditbedingungen bewirkt.
Anlagemöglichkeiten: China öffnet seine Kapitalmärkte erstmals auch für ausländische Investoren.
Die Indexanbieter FTSE, MSCI und S&P nehmen vermehrt chinesische A-Aktien in ihre globalen Indizes auf. Dadurch steigen die ausländischen Engagements am Markt, was die Führungen der lokalen Unternehmen dazu zwingen wird, sich an den globalen Rechnungslegungsstandards zu orientieren, und eine auf längerfristige Investments ausgerichtete Denkweise fördert.
Was Anleihen betrifft, so wird der Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index ab kommendem April auf CNY lautende Schuldtitel aufnehmen. S&P hat kürzlich als erste ausländische Ratingagentur die Genehmigung erhalten, Onshore-Emittenten und -Emissionen zu bewerten. Wenn künftig globale Standards zur Beurteilung des Kreditrisikos herangezogen werden, so steigert das die Attraktivität des Marktes weltweit.
Die Regierung ist fest entschlossen, die Qualität der inländischen Kapitalmärkte zu verbessern. Dabei geht es nicht nur darum, ausländische Investoren anzulocken. Ziel ist auch, die Governance-Standards zu verbessern, damit angesichts einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung Anlagen in chinesische Unternehmen für lokale Pensionskassen interessanter werden. Diese Anhebung der Standards ist positiv zu bewerten.
Der Einbruch an den Aktienmärkten deutet zudem darauf hin, dass ein Großteil der schlechten Nachrichten bereits eingepreist wurde. Die Bewertungsniveaus der A-Aktien sind gesunken, sodass Anleger nun die Möglichkeit haben, sich bei branchenführenden Unternehmen in einer schnell wachsenden Volkswirtschaft zu engagieren.
Zudem bieten Anleihen nach wie vor wettbewerbsfähige Renditen, die Zinsen tendieren nach unten, und die Korrelation mit anderen globalen Märkten ist niedrig. Mit einem Engagement bei chinesischen Onshore-Anleihen können Anleger die Diversifizierung und das Risiko-Ertrags-Profil ihres Portfolios optimieren.
Das Schwein könnte seinem Ruf als Glücksbringer alle Ehre machen: Chinas Wachstumsgeschichte ist noch lange nicht zu Ende.
Martin Gilbert, Co-Chief Executive, Aberdeen Standard Investments