Herausforderungen für traditionelle Anlagen
Aktien, Unternehmensanleihen und andere risikoreichere/ertragsstärkere Anlagen haben sich jüngst erholt. Dies legt nahe, dass sich viele Anleger für eine „V-förmige“ Konjunkturerholung positionieren, da sie davon ausgehen, dass die Unterstützungsmaßnahmen der Zentralbanken und Regierungen die Weltwirtschaft erfolgreich wieder in ihren Zustand von vor der Covid-19-Krise versetzen werden. Vor dem Hintergrund einer niedrigeren Nachfrage und einer höheren Verschuldung gestaltet sich der Investment-Ausblick mittlerweile jedoch höchst ungewiss. Anleger täten angesichts der Herausforderungen, denen sich traditionelle Anlagen gegenübersehen, gut daran, eine stärkere Diversifizierung ihrer Portfolios in Erwägung zu ziehen.
Staatsanleihen
Die Zinsen fallen infolge der Zentralbankmaßnahmen zur Behebung der durch die Covid-19-Krise verursachten wirtschaftlichen Schäden so niedrig aus wie nie zuvor. Da sie sich in vielen Regionen nahe Null oder gar im negativen Bereich bewegen, steht den Zentralbanken nur wenig Spielraum für weitere Zinssenkungen zur Verfügung. Dies spricht für weiterhin verhaltene Erträge bei Staatsanleihen (Anleihenkurse und Renditen weisen eine inverse Korrelation auf – sinken die Renditen, steigen die Anleihenkurse und umgekehrt).
Unternehmensanleihen
Im Zuge ihrer Hilfsmaßnahmen haben die Zentralbanken Käufe von Unternehmensanleihen zugesagt, womit sie Firmen im Wesentlichen günstig und reichlich Mittel zur Verfügung stellen, um diese durch die Krise zu bringen. Dies kommt der Anlageklasse zugute. Laut unserer Analyse im Rahmen eines optimistischen Szenarios für die Zeit nach Covid-19 könnten Unternehmensanleihen auf ihren aktuellen Niveaus Gesamterträge von 6% bis 10% einbringen.
Tatsächlich dürften Herabstufungen und Ausfälle die Erträge jedoch schmälern. In einem Szenario, in dem es zu einem deutlichen, aber kurzlebigen Abschwung kommt, legt die Entwicklung in der Vergangenheit nahe, dass die globale Ausfallquote bei spekulativen Unternehmensanleihen innerhalb eines Jahres auf 7% ansteigen könnte. Dies wäre mit erheblichen Kapitalverlusten für Anleger verbunden. In einem mit der Finanzkrise der Jahre 2008/2009 vergleichbaren Rezessionsumfeld würde dieser Wert auf rund 16% klettern. Im Zuge einer extrem schweren Rezession könnte die Ausfallquote sogar auf über 20% binnen eines Jahres hochschnellen. Unternehmensanleihen weisen somit zweifelsohne signifikante Abwärtsrisiken auf.
Aktien
Die aktuelle Positionierung an den Aktienmärkten scheint die Tatsache außer Acht zu lassen, dass die Weltwirtschaft derzeit den schwersten Schock in jüngerer Vergangenheit erlebt. Die Lockdown-Maßnahmen könnten in Wirklichkeit länger Bestand haben, als dies von den Märkten erwartet wird, und eine komplette Aufhebung dürfte eher langsam und stockend erfolgen. Die Hoffnung, dass eine zweite Infektionswelle vermieden werden kann, könnte sich als zu optimistisch erweisen. Viele Unternehmen werden sich schwer damit tun, die entgangenen Gewinne wieder auszugleichen. Kurz gesagt erscheint eine rasche Rückkehr zur Normalität unrealistisch. Angesichts dieser zahlreichen Unwägbarkeiten wäre eine weitere Marktkorrektur keine große Überraschung.
Risiko einer Solvenzkrise?
In einer Liquiditätskrise sind ansonsten gesunde Unternehmen ausfallgefährdet, da sie keinen Zugang zu Krediten haben. Zentralbanken können einer solchen Krise entgegenwirken, indem sie beispielsweise unbegrenzt Geld zur Verfügung stellen. In einer Solvenzkrise können Unternehmen aber trotz Zugang zu Finanzierungen möglicherweise nicht überleben, da sie nicht genügend Erträge erwirtschaften. Auch die Zentralbanken können daran nichts ändern.
Da die Verschuldungsniveaus der Unternehmen so hoch ausfallen wie nie zuvor und sich viele Firmen mit Umsatzeinbrüchen konfrontiert sehen, stellt diese Krise kein reines Liquiditätsereignis dar, denn sie wirkt sich auch auf die Solvenz zahlreicher Unternehmen aus. Die Aufnahme weiterer Fremdmittel wird Unternehmen, die nicht in der Lage sind, ihre Waren und Dienstleistungen zu vertreiben, auch nicht aus der Schieflage retten. Die Kombination aus hohen Schuldenständen und entgangenen Einnahmen ist angesichts der geringen Aussicht auf eine rasche Rückkehr zur „alten Normalität“ nicht tragfähig. Liquidität in das Finanzsystem zu pumpen, könnte sich somit anders als in früheren Stresszeiten schlichtweg als wirkungslos erweisen.
Absolute Return – eine attraktive Lösung für Anlegerportfolios
In den letzten Jahren haben sich traditionelle Long-only-Fonds überdurchschnittlich entwickelt, da die Liquiditätsspritzen der Zentralbanken die Finanzmärkte beflügelt haben. Da sich das Umfeld für traditionelle Anlagen mittlerweile schwieriger gestaltet, sind Absolute-Return-Fonds dank ihrer spezifischen Merkmale besonders gut für die Zeit nach Covid-19 aufgestellt.
Absolute-Return-Fonds zeichnen sich in der Regel durch äußerst flexible Anlagemandate aus. Dadurch können sie sich sowohl Auf- als auch Abwärtsbewegungen über die verschiedenen Anlageklassen weltweit hinweg sowie die Unterschiede zwischen den einzelnen Märkten zunutze machen. Diese außergewöhnliche breite Palette an Ertragsquellen trägt deutlich zur Portfoliodiversifizierung bei. Die verschiedenen Bestandteile des Portfolios können eine geringe oder gar negative Korrelation zueinander aufweisen, wodurch Gewinne zu unterschiedlichen Zeiten generiert werden, während gleichzeitig die Abwärtsrisiken in Stressphasen verringert werden.
Ein besonderer Vorteil von Absolute-Return-Fonds besteht in der Fähigkeit, Short-Positionen einzugehen. Short-Positionen zielen im Wesentlichen darauf ab, Gewinne zu erzielen, wenn der Wert eines bestimmten Wertpapiers fällt. Dies bedeutet, dass diese Fonds selbst bei Marktabschwüngen positive Erträge einbringen können. Beispielsweise hätte ein Absolute-Return-Fonds mit einer Short-Position bei US-Aktien wahrscheinlich vom Einbruch des US-Aktienmarktes im März 2020 profitiert.
Absolute-Return-Fonds machen sich überdies „Relative Value“-Strategien zunutze, um unabhängig vom Konjunkturzyklus diversifizierte Erträge zu erwirtschaften. Beispielsweise ließe sich anhand von Positionen bei Staatsanleihen aus den USA (Treasuries) und deren deutschen Pendants (Bundesanleihen) die Erwartung zum Ausdruck bringen, dass die Zinsen in den USA stärker sinken werden als in Deutschland.
Fazit
Absolute-Return-Fonds bieten eine praktische Lösung zur stärkeren Diversifizierung von Anlegerportfolios. Dank ihrer unterschiedlichen Ertragsquellen und ihres diversifizierten Exposures kommt ihnen in dieser von erhöhter Unsicherheit geprägten Zeit eine besondere Bedeutung zu.
Prognosen lassen keine zuverlässigen Rückschlüsse auf künftige Erträge zu, und es kann nicht garantiert werden, dass diese erreicht werden.