Europa – Vorreiter des „verantwortungsbewussten Kapitalismus“

Die politischen Entscheidungsträger Europas neigen bekanntlich nicht zu Übertreibungen. Doch als die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen den „Green Deal“ der Europäischen Union vorstellte, beschrieb sie ihn als „Europas Mann-auf-dem-Mond-Moment“. Dies ist womöglich keine Übertreibung. Der Umfang der Investitionen, um Europa „grüner“ und bis 2050 zum ersten kohlenstofffreien Kontinent zu machen, beläuft sich auf stolze 1 Bio. EUR. abrdn | 18.05.2021 10:00 Uhr
© Photo by Miha Rekar on Unsplash
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Es ist nicht das erste Mal, dass der Kontinent gegenüber der restlichen Welt mit gutem Beispiel vorangeht. Die politischen Entscheidungsträger Europas erkannten, dass ein Wandel dringend erforderlich ist, und europäische Unternehmen griffen diese Erkenntnis rasch auf. 

Blick in den Rückspiegel

In der jüngsten Vergangenheit nahm Deutschland eine Vorreiterrolle ein, indem es die Solarindustrie, die zunächst teuren Strom produzierte, stark subventionierte. Gleichermaßen legen viele europäische Länder Programme auf, die Anreize zum Aufbau von Windkraftanlagen bieten und im Wesentlichen eine Teilfinanzierung der Anfangsinvestitionen darstellen. Eine derartige Förderung kann riskant sein. Windturbinen sind zwar ein europäisches Erfolgsmodell. Allerdings hat sich die Solarindustrie, die in Europa zunächst auch boomte, mittlerweile größtenteils nach China verlagert. Dennoch war es Europa, das diese ersten wichtigen Schritte unternommen hat. Ganz gleich, wie sich die Branche weiterentwickelt, die Weichen für den derzeitigen Technologiewettlauf um „grünen“ Strom, der Wirtschaftskraft bedeutet, waren gestellt. Wichtig ist jedoch, dass inzwischen ein Wendepunkt erreicht ist. Die Stromerzeugung aus Wind und Sonne kann mittlerweile billiger sein als Strom aus traditionelleren Technologien, die auf fossilen Brennstoffen basieren. Ausschlaggebend war indes, dass Europa bereit war, im Voraus in diese Zukunftsbereiche zu investieren. Gleichermaßen dürften die derzeit rasant steigenden Investitionen im Rahmen des „Green Deal“ den Beginn der nächsten Welle markieren.

Blick nach vorn

Die Stromerzeugung ist nicht das einzige Beispiel für die Vorreiterrolle Europas. So hat Europa auch erkannt, welche Herausforderungen die verkehrsbedingten Emissionen darstellen, und ist diese aktiv angegangen. Dazu wurden u.a. die weltweit strengsten Beschränkungen für den Kohlenstoffausstoß von Kraftfahrzeugen erlassen. Die politischen Entscheidungsträger Europas verpflichteten die Automobilhersteller, ihre Emissionen im Zeitraum von 2015 bis 2020 um 27% zu senken. Derartige Politiken waren eine wichtiger Motor der wachsenden Zahl neuer Elektrofahrzeuge auf den Straßen. Wichtig ist, dass China und die USA diesem Beispiel, wenn auch verspätet, folgen. Doch obschon Tesla womöglich die Schlagzeilen dominiert, ist Norwegen die Nummer eins, was die Durchdringungsrate bei Elektrofahrzeugen anbelangt. Die Europäer könnten schon bald die größten Elektrofahrzeughersteller sein.

Gleichzeitig gibt es in Europa einige Unternehmen, die bei der Bereitstellung von Basistechnologien für die Energiewende im Verkehrsbereich führend sind. Die deutsche Infineon-Gruppe hat sich beispielsweise eine wichtige Weltmarktposition als Lieferant von Halbleiterchips erobert. Diese Chips spielen bei der Leistungssteuerung von Elektrofahrzeugen eine wesentliche Rolle, und da die Anzahl der Chips mit jedem neuen Fahrzeugmodell steigt, dürfte die Nachfrage im Laufe der Zeit deutlich anziehen. Beispiele wie dies können potenziell hervorragende Anlageideen ergeben. Der übergeordnete Treiber (das Wachstum bei Elektrofahrzeugen) liegt auf der Hand, wichtig sind jedoch die Details. Infineon weist beispielsweise einen besonders starken Marktanteil auf. Der ständig wachsende Chipanteil bei Fahrzeugen stellt daher eine potenzielle Chance für das Unternehmen dar. Darüber hinaus läuft der Modellzyklus in der Regel über mehrere Jahre. Das bedeutet, sobald ein Hersteller das Produkt des Unternehmens in das Design eines bestimmten Fahrzeugs integriert hat, dürfte es schwierig und riskant sein, den Zulieferer zu wechseln.

Das „S“ in ESG

Neben diesen stärker ins Auge springenden ökologischen Vorteilen sind auch soziale Erwägungen wichtig. Und auch hier ist Europa führend. Es mag sein, dass die europäische Unternehmenslandschaft durch unterschiedliche Traditionen und Familieninteressen geprägt ist. Die Region hat jedoch am stärksten dazu beigetragen, dass der „Mythos des Shareholder Value“ erkannt wurde und der Ansatz des „verantwortungsbewussten Kapitalismus“ Einzug hält. Die Fokussierung auf die Stakeholder, also die Mitarbeiter entlang der Lieferkette, ist unternehmerisch sinnvoll. Da Studien zeigen, dass eine Verbesserung der Diversität bessere Erträge zeitigt und Technologiefortschritte den wirtschaftlichen „Schutzwall“ untergraben, zahlt es sich aus, die Zufriedenheit guter Mitarbeiter im Blick zu behalten. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele, die von den Maßnahmen zur Geschlechtergleichheit bei L’Oréal bis hin zur Fokussierung auf den Aufbau der richtigen Unternehmenskultur bei Adyen reichen. Unternehmen in Europa haben grundsätzlich erkannt, dass sie Arbeitsplätze schaffen müssen, die eine sinnvolle Tätigkeit und ein breites Spektrum an Chancen bieten,wenn sie die besten Mitarbeiter anziehen und halten wollen.

Unternehmen in Europa haben erkannt, dass sie Arbeitsplätze schaffen müssen, die eine sinnvolle Tätigkeit und ein breites Spektrum an Chancen bieten, wenn sie die besten Mitarbeiter anziehen und halten wollen.

Wichtig ist nicht nur, wie europäische Unternehmen arbeiten, entscheidend ist auch, was einige von ihnen tun. Genauso wie europäische Unternehmen die Vorreiterrolle bei der Förderung einer grüneren Welt übernommen haben, packen sie auch im sozialen Bereich die dringlichsten Herausforderungen an. In der Regel werden die USA am stärksten mit Fortschritten bei Biotechnologie und Medizin in Verbindung gebracht. Europa gewinnt in diesen Bereichen jedoch hinter den Kulissen an Bedeutung. So steht etwa der Arzneimittelhersteller Lonza Pharmaunternehmen bei der Auslagerung von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie Produktionskapazitäten zur Seite. Dadurch wird die Forschung effektiver und gleichzeitig verringert sich der Zeitraum bis zur Markteinführung eines Medikaments. Die Dienstleistungen von Lonza sind besonders erwähnenswert, da das Unternehmen ein wichtiger Partner von Moderna bei der Herstellung des Coronaimpfstoffs ist. Da die Medikation künftig in steigendem Maße personalisiert und spezialisiert sein wird, dürfte Lonza ein wichtiger Branchenpartner sein.

Aber dies ist nicht nur unsere Meinung. Europas ganzheitliche Vision von Nachhaltigkeit, die alle Aspekte berücksichtigt, findet weltweit Anerkennung. Corporate Knights – die sogenannte „Stimme des sauberen Kapitalismus“ – erstellt ein jährliches Ranking der 100 nachhaltigsten Unternehmen auf Grundlage ökologischer, sozialer und Governance-Kennzahlen (ESG-Kennzahlen). 2021 waren über die Hälfte der Unternehmen in Europa beheimatet, und europäische Unternehmen belegten drei der ersten fünf Plätze. Neben dem fortschrittlicheren regulatorischen Umfeld und den offensichtlichen finanziellen Chancen, die als Leitlinie der Unternehmensstrategie dienen, fordern europäische Anleger seit einiger Zeit, dass europäische Unternehmen ESG-Belange ernst nehmen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.

Abschließende Erwägungen …

Der Wettlauf zum Mond war ein kühnes und ambitioniertes Ziel für die Menschheit. Das Wettrennen um die Dekarbonisierung und den Aufbau einer nachhaltigeren Gesellschaft ist eine noch größere – und dringlichere – Aufgabe. Im Rahmen der Erholung von den sozialen und ökologischen Folgen der Coronapandemie liegt der Fokus nicht nur auf einem besseren und grüneren, sondern auch auf einem gerechteren Wiederaufbau. In dieser Hinsicht gehören Europa und europäische Unternehmen zu den führenden Akteuren. Die Anleger haben unseres Erachtens die Möglichkeit, diesen grundlegenden Wandel zu unterstützen und davon zu profitieren.

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