Für uns als Vermögensverwalter steht dabei jedoch im Vordergrund, was dies für Anlagen bedeutet. Unser neuestes White Paper stützt sich auf einen szenariobasierten Ansatz, um das Thema eingehender zu untersuchen. Darüber hinaus finden Sie hier eine Reihe weiterer kurzer Artikel zu verwandten Themen. Nachfolgend erklären wir, wie sich unsere Analyse von Klimawandelszenarien auf unseren Bottom-up-Anlageansatz auswirkt.
Titelauswahl: Erweiterung unserer Research-Fragestellungen
Für Portfoliomanager ist die Berücksichtigung von Risiken und Chancen im Zusammenhang mit dem Klimawandel nicht neu. Oftmals mussten sich die Manager bei ihren Anlageentscheidungen aber auf öffentliche und rückblickende Daten verlassen. Ein Beispiel für diese Art von Informationen sind die Trends bei den CO2-Emissionen. Sie können sich zwar bei der Beurteilung des historischen und aktuellen Exposure eines Unternehmens gegenüber CO2-Risiken als nützlich erweisen, tragen jedoch nicht zur Beantwortung der wichtigsten Frage bei: Wie gut ist das Unternehmen für die Zukunft positioniert?
Hier kommt unsere Klimaszenarioanalyse ins Spiel, die uns diesbezüglich tiefere Einblicke ermöglicht. Anhand der daraus resultierenden Erkenntnisse können wir Erwägungen in Bezug auf den Klimawandel bei der aktiven Titelauswahl besser Rechnung tragen. Unsere Ergebnisse haben uns gezeigt, dass wir im Rahmen des Research-Prozesses eine Reihe wesentlicher Fragen stellen müssen. Einige davon umreißen wir im Folgenden kurz, die vollständige Liste finden Sie auf Seite 41 des White Paper. Zudem nennen wir einige anschauliche Beispiele aus dem Bergbausektor.
Unsere Analyse zeigt, dass bei der Beurteilung der Risiken und Chancen mit Bezug zum Klimawandel, denen sich Unternehmen in einem bestimmten Sektor gegenübersehen, Impact-Treiber eine große Rolle spielen. Wodurch wird in diesem Sektor Wert geschaffen oder zerstört? Auf welche Unternehmen wirken sich diese Treiber am positivsten oder negativsten aus? Unterscheiden sich die Treiber bei „Gewinnern“ und „Verlierern“ innerhalb der Branche?
Ausgehend von diesen Fragestellungen stellen wir Betrachtungen auf Einzeltitelebene an und vergleichen die Auswirkungen mit jenen bei direkten Mitbewerbern. Im Rahmen unseres Research-Prozesses untersuchen wir bestimmte Titel aufgrund unseres Exposure oder da sie unter den vom Klimawandel am stärksten (positiv oder negativ) beeinflussten Unternehmen hervorstechen.
Dabei beleuchten wir sämtliche Eindämmungsmaßnahmen und Übergangsstrategien, die das Unternehmen verfolgt. Sind diese in der Klimaszenarioanalyse berücksichtigt? Während das Modell Eindämmungsmaßnahmen Rechnung trägt, werden die dynamischen Übergangsstrategien und unternehmensspezifischen Emissionsreduzierungsziele noch nicht vollständig von der Analyse erfasst. Daher müssen wir die Ergebnisse durch unsere aktiven Research-Einschätzungen in Bezug auf die Glaubwürdigkeit der Übergangspläne ergänzen. Fallen diese umfangreich genug aus, um unsere Beurteilung der größten Auswirkungen des Klimawandels auf dieses Unternehmen zu ändern?
Engagement: wie sich unsere Fragestellungen an Unternehmen verändern
Eine unserer wesentlichen Tätigkeiten in Bezug auf verantwortungsbewusstes Stewardship besteht darin, in einen Dialog mit Unternehmen zu treten, für die der Klimawandel ein erhebliches Risiko darstellt. Die Ergebnisse der Analyse fließen in unsere Besprechungen mit den Unternehmen ein. Durch die Ermittlung der größten Klimarisiken für ein bestimmtes Unternehmen ändern sich unsere Engagementprioritäten. Unser Ansatz variiert je nachdem, ob das betreffende Unternehmen bereits eine eigene Szenarioanalyse durchführt oder nicht.
Eine unserer wesentlichen Tätigkeiten in Bezug auf verantwortungsbewusstes Stewardship besteht darin, in einen Dialog mit Unternehmen zu treten, für die der Klimawandel ein erhebliches Risiko darstellt.
Falls ja, können wir die Annahmen hinterfragen und die Analyse mit unseren eigenen Ergebnissen vergleichen. Noch wichtiger ist jedoch, dass wir dadurch herausfinden können, inwiefern das Unternehmen die Ergebnisse bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt. Führt das Unternehmen keine eigene Analyse durch, können wir die wesentlichen Ergebnisse unserer eigenen Szenarioanalyse hervorheben. Dabei konzentrieren wir uns auf drei Fragen in Bezug auf das Exposure zum Klimawandel, die Widerstandskraft gegenüber diesem und das Management desselben.
- Wie beurteilen Sie Ihr Exposure gegenüber den Risiken und Chancen in Verbindung mit dem Klimawandel?
- Wissen Sie, wie widerstandsfähig Ihr Unternehmen im Hinblick auf verschiedene Klimaszenarien ist?
- Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Klimarisiken zu steuern und die Widerstandskraft zu steigern?
Wir hoffen, dass unsere Engagementaktivitäten dazu beitragen, dass Unternehmen eigene Klimaszenarioanalysen anstellen. Überdies würden wir uns wünschen, dass sie die Widerstandskraft von Bereichen stärken, in denen wir wesentliche Klimarisiken ermittelt haben. Wir berücksichtigen dies bei unseren schriftlichen Aktien-Researchbeiträgen wie auch unseren Anlageentscheidungen. Dies könnte letztendlich weitere Engagementaktivitäten nach sich ziehen, das Problem eskalieren oder dazu führen, dass wir unser Engagement beim Unternehmen verringern oder letztlich sogar ganz auflösen.
Kurzum bietet uns unsere Klimaszenarioanalyse eine gute Möglichkeit, mit der sich klimabezogene Risiken und Chancen in unser Research, unsere Engagementaktivitäten und unsere Anlageentscheidungen integrieren lassen. Indem wir die richtigen Fragen stellen, können wir unsere Ergebnisse bei unseren Bottom-up-Anlageentscheidungen berücksichtigen und unser allgemeineres Unternehmensresearch ergänzen. Die Ergebnisse unserer Analyse stellen überdies einen wichtigen Bestandteil unseres Stewardship-Ansatzes dar. Dadurch können wir die Glaubwürdigkeit der Übergangsstrategien der Unternehmen besser beurteilen. Zudem könnte es zu Allokationsanpassungen kommen, falls wir der Ansicht sind, dass die Risiken nicht gut gesteuert werden.
Jeremy Lawson; Eva Cairns; Craig Mackenzie; Anna Moss, Aberdeen Standard Investments