2016 beendete der heutige US-Präsident Joe Biden seine achtjährige Amtszeit als Vizepräsident unter Barack Obama, nachdem Donald Trump zum Präsidenten gewählt worden war. Seit den Spielen in Rio wurde das 5G-Netz durch die großen Mobilfunkanbieter eingeführt und hat Apple 13 neue iPhone-Versionen auf den Markt gebracht.1 Das durch Mücken übertragene Zika-Virus sorgte für Angst und Schrecken, aber an Covid-19 war noch nicht zu denken.
Obwohl sich seitdem viel verändert hat – nicht zuletzt auf sozialer und politischer Ebene in den USA – blieben viele Aktienmarkttrends unverändert bestehen. Wie schon im Vorfeld der Spiele von 2016 blieben Small Caps hinter ihren größeren Mitbewerbern zurück, was nicht zuletzt auf die überdurchschnittliche Wertentwicklung der FAANG-Titel (Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google/Alphabet) zurückging.
Ungeachtet des jüngsten Aufschwungs bei Substanzwerten, schnitten Wachstumstitel in den letzten fünf Jahren überdurchschnittlich gut ab, unterstützt durch die branchenübergreifende Technologisierung und Fortschritte im Gesundheitswesen.Da sich das Binnenwachstum künftig beleben dürfte und kleinere Unternehmen mit günstigeren relativen Bewertungen aufwarten, erkennen wir in Zukunft signifikantes Potenzial für die Anlageklasse der US Small Caps.
Nach einer mehrjährigen Underperformance könnten Small Caps nunmehr für eine Erholung positioniert sein.
Quelle: Bloomberg, 30. Juni 2021 / Hinweis: Ohne negative Erträge
Unser Herz schlägt für die Außenseiter
Im Schatten der US Large Caps, zu denen viele, in den Wirtschaftsmedien prominente Haushaltsprodukthersteller gehören, wirken Small Caps wie die Außenseiter am Aktienmarkt. Dies birgt jedoch Chancen für Anleger. Kleinere Unternehmen warten vielleicht nicht mit den bekanntesten Marken, den hochkarätigsten Managementteams oder den stärksten Bilanzen auf, aber wie auch so oft im Sport sind die Außenseiter fokussiert und ambitioniert.
Kleinere Unternehmen warten vielleicht nicht mit den bekanntesten Marken, den hochkarätigsten Managementteams oder den stärksten Bilanzen auf, aber wie auch so oft im Sport sind die Außenseiter fokussiert und ambitioniert.
Small Caps verfügen vielfach über einen klaren Schwerpunkt auf eine spezifische Marktnische oder ein Produkt. Daher sind sie häufig innovativer und anpassungsfähiger als ihre größeren Mitbewerber. Dies bringt ein potenziell stärkeres Umsatzwachstum sowie möglicherweise die Fähigkeit zu schnelleren Margensteigerungen mit sich – was üblicherweise in hohen Aktionärserträgen zum Ausdruck kommt. Zudem werden kleine Unternehmen oft von ihren Gründern geleitet, die über erhebliche Aktienbeteiligungen an ihrem Unternehmen verfügen. Daher stimmen ihre Interessen mit denen der Minderheitsaktionäre stark überein – ein wichtiges, aber oft vernachlässigtes Anlagekriterium.
Betrachten wir zum Beispiel den Software-Sektor. Er wurde lange durch Giganten dominiert, die sich in zahlreichen Teilsegmenten des Markts engagierten und mit wenig Wettbewerb zu kämpfen hatten. Doch durch die Entwicklung von cloud-basierten Betriebs- und Liefermodellen erhielten schließlich auch kleinere Unternehmen mit differenzierterem Produkt- und Serviceangebot die Chance, Marktanteile zu gewinnen. Dank fokussierten Forschungs- und Entwicklungsprogrammen können sich kleinere Software-Unternehmen ein signifikantes Fachwissen aneignen und daher besser auf die Verbraucher eingehen und schneller auf Marktveränderungen reagieren als ein großer Akteur, der zwar überall mitmischt, aber nirgendwo Perfektion erreicht.
Wir können dies in verschiedenen Bereichen beobachten, am eindrucksvollsten allerdings im Segment Gehaltsabrechnungen und Personalmanagement. In der Vergangenheit wurde dieser Markt von einer Reihe etablierter Mitbewerber mit äußerst hohen Margen bedient, die kaum Innovationsanreize hatten. Dadurch entstanden Gelegenheiten für den Markteintritt einer Gruppe von Cloud-Anbietern, die in den letzten zehn Jahren langsam, aber sicher Marktanteile dazugewannen. Als Folge bescherten sie ihren Aktionären ein robustes Umsatzwachstum bei steigenden Margen.
Zuschlagen, solange die Märkte heiß sind?
Aktuell sind die Märkte heiß, wie die hohe Zahl von Börsengängen (IPO), die Rückkehr von Special Purpose Acquisition Companies (SPACs) und die angesichts der etwas holprigen Konjunkturerholung robusten Erträge verdeutlichen. Während der Small-Cap-Markt derzeit mit zahlreichen interessanten Anlagegelegenheiten aufwartet, sind auch umfangreiche Mittel zur Seite gelegt, die viele ambitionierte Venture- und Private-Capital-Manager nur zu gerne anlegen möchten. Als Folge bestehen erhebliche Kapazitäten für eine Anlage in innovative Unternehmen, die sich durch differenzierte und attraktive Produkte und Dienstleistungen auszeichnen. Die schon jetzt signifikanten Anlagechancen bei Small Caps könnten in den kommenden Jahren weiter zunehmen.
TIM SKIENDZIELEWSKI, INVESTMENT DIRECTOR, EQUITIES, ASI
1 iPhone Life, „The Evolution of the iPhone: Every Model from 2007–2020“, 8. April 2021.