Infrastrukturanlagen stießen bei den Anlegern seit der letzten Wirtschaftskrise im Jahr 2008 auf reges Interesse, und sowohl der Umfang der von Fonds eingeworbenen Mittel als auch die Gesamtzahl der Fonds sind im Vorjahresvergleich deutlich gestiegen. Die wachsende Beliebtheit dieser Anlageklasse ist in erster Linie ihren viel gepriesenen Eigenschaften zu verdanken, zu denen potenziell stabile Renditen und geringe Volatilität sowie möglicher Schutz vor Abwärtsrisiken und Inflation gehören. Zudem waren Vermögensverwalter aufgrund der lang anhaltenden Niedrigzinsphase gezwungen, Alternativen zu festverzinslichen Anlagen und damit auch Infrastrukturanlagen in Betracht zu ziehen.
Die weltweite Kapitalaufnahme nicht börsennotierter Infrastrukturfonds fiel im Jahr 2020 trotz der Covid-19-Krise mit rund 71 Milliarden (Mrd.) EUR weiter stark aus. Denn nach einem schwachen Start kletterte sie in den letzten Quartalen wieder auf ihr vor der Pandemie verzeichnetes Niveau. Dass Infrastrukturanlagen im derzeitigen Umfeld weiterhin viel Anklang finden, ist nicht überraschend, da die Anleger nach stabilen, nachhaltigen, langfristigen Renditen mit Abwärtsschutz Ausschau halten.
Die zunehmende Beliebtheit dieser Anlagen veranlasste auch immer mehr große Staatsfonds und Pensionskassen, sich am Infrastrukturmarkt, vor allem in Europa, zu engagieren. Vor allem diesen Anlegern ist der Anstieg des durchschnittlichen Volumens nicht börsennotierter Infrastrukturfonds von 750 Millionen (Mio.) USD im Jahr 2017 auf 1,6 Mrd. USD im Jahr 2019 zuzuschreiben. Außerdem fallen ihre Allokationen in die Anlageklasse Infrastruktur vergleichsweise hoch aus, wobei ihnen oftmals niedrige Kapitalkosten zugutekommen.
Neupositionierung innerhalb des Infrastrukturmarkts
Analysen zufolge hat das zunehmende Engagement von Großanlegern am Infrastrukturmarkt den Wettbewerb bei großen Deals verschärft. Da sich die hohen Allokationen dieser Anlegergruppe leichter im Rahmen großer Transaktionen unterbringen lassen, ist diese Entwicklung im unteren Midmarket-Segment weniger stark ausgeprägt.
Abgesehen von der starken Präsenz dieser großen Direktanleger fließt innerhalb der Anlageklasse auch weiterhin Kapital in Infrastrukturfonds. Das hat viele Akteure veranlasst, ihre Allokation zu erhöhen oder ihre Strategien zu diversifizieren, um sich einen größeren Anteil an diesem Markt zu sichern. Angesichts dieser Entwicklungen ist das mittlere Marktsegment weniger stark überlaufen. Dabei bietet es immer mehr Anlagechancen.
Am Midmarket ergeben sich nach wie vor zahlreiche Möglichkeiten, Wertpotenzial in einem breiten Chancenspektrum auszumachen, denn er zeichnet sich durch mehr Transaktionen mit weniger Wettbewerb aus, sodass Anleger ihr Kapital in der Regel zu attraktiveren Preisen einsetzen können.
Aufspüren von Wertpotenzial im Midmarket-Segment
Trotz der Abschwächung der Weltwirtschaft zu Jahresbeginn boten sich zahlreiche Anlagechancen im unteren und mittleren Segment des Infrastrukturmarkts. Verantwortlich für diese Aktivität sind vor allem Unternehmen und Kommunen, die bestrebt sind, ihre Nicht-Kernbereiche zu veräußern, um ihre Liquiditätsposition zu verbessern.
Das Large-Cap-Segment ist zunehmend gesättigt, wobei das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen den verschiedenen Anlegergruppen ihre Kapitalkosten sind. Das Midmarket-Segment eröffnet hingegen aufgrund seiner Fragmentierung mehr Möglichkeiten mit größerem Ertragspotenzial und angemesseneren Kennzahlen. Zudem bietet es Managern in der Regel mehr Flexibilität, um operative Verbesserungen umzusetzen und Umwelt-, Sozial- und Governance-Vorteile („ESG“) für die Gesellschaft und zugleich angemessene finanzielle Erträge für die Anleger anzustreben.
Das Midmarket-Segment eröffnet aufgrund seiner Fragmentierung mehr Möglichkeiten mit größerem Ertragspotenzial und angemesseneren Kennzahlen.
Zudem bietet es Managern in der Regel mehr Flexibilität, um operative Verbesserungen umzusetzen und Umwelt-, Sozial- und Governance-Vorteile („ESG“) für die Gesellschaft und zugleich angemessene finanzielle Erträge für die Anleger anzustreben.
Investments in erneuerbare Energien in Mitteleuropa
Unsere Investments in erneuerbare Energien in Mitteleuropa sind ein gutes Beispiel für unser Engagement bei Infrastrukturwerten im mittleren Marktsegment. Das Infrastrukturprojekt umfasst Photovoltaik-Freiflächenanlagen mit einer Kapazität von 384,5 MW, aufgeteilt auf sechs operative Portfolios. Weitere zwei Portfolios befinden sich derzeit noch im Aufbau.
Bildquelle: Aberdeen Standard Investments
Loimua Oy
Ein weiteres Investment ist Loimua Oy. Das Unternehmen besitzt und betreibt Wärmeerzeugungskapazitäten von 640 MW und 16 Fernwärmenetze in Mittel- und Südfinnland. Loimua produziert Fernwärme und verkauft und verteilt seine Fernwärme sowie Erdgas in Häme, Mittelfinnland, Nordösterbotten und Heinola.
Bildquelle: Aberdeen Standard Investments
Ausblick für das Midmarket-Segment
Der Infrastrukturmarkt ist noch vergleichsweise jung, vor allem im Vergleich zum Private-Equity- und Immobilienmarkt. Er dürfte sich in den kommenden Jahren fortentwickeln und weiter wachsen. Wir gehen davon aus, dass der Infrastruktursektor weiteres Kapital anzieht, da die Anleger nach attraktiven Erträgen mit soliden Renditen und Abwärtsschutz Ausschau halten.
Wir rechnen weiterhin mit einem starken und vielfältigen Dealflow im mittleren Marktsegment, denn das Ausmaß der Pandemie macht sich bemerkbar und institutionelle Anleger und Unternehmen suchen nach Lösungen zur Verbesserung ihrer Liquiditätssituation. Deshalb und da sich viele Manager verstärkt im Large-Cap-Bereich engagieren, ergeben sich mehr Möglichkeiten für Anlagen bei attraktiven Unternehmen des Midmarket-Segments.