Aberdeen Standard Investments: Welche Rolle spielt ESG bei Small-Cap-Investments?

abrdn | 08.09.2021 08:37 Uhr
© Foto von Todd Trapani von Pexels
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ESG heute

Die Bedeutung der Einbeziehung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (Environmental, Social, Governance – ESG) in Investmentmodelle tritt in den Mittelpunkt des Interesses. Traditionell bewerten Anleger jeden dieser Faktoren für sich. Eine Bewertung von Umwelt- oder Sozialthemen wurde bislang nur bei Unternehmen aus bestimmten Branchen, wie dem Energiesektor, für notwendig erachtet. Während gewisse Governance-Normen akzeptiert wurden, hielten Anleger Umwelt- und Sozialbelange für unwesentlich.

Seitdem haben Themen wie Klimawandel, soziale Ungleichheit und unternehmerisches Fehlverhalten Verbraucher, Unternehmen und Aufsichtsbehörden dazu veranlasst, aktiv zu werden und in allen drei Bereichen höhere Standards zu verlangen. Heute werden ESG-Prinzipien von vielen im gesamten Anlageuniversum berücksichtigt. In unseren Augen sind sie ein wesentlicher Bestandteil eines umfassenden Investmentprozesses.

Eine bessere ESG-Praxis führt unseres Erachtens auch in finanzieller Hinsicht zu Verbesserung, sowohl bei Unternehmen, als auch bei Anlegern.

Der Grund dafür ist leicht erklärt: Eine bessere ESG-Praxis führt unseres Erachtens auch in finanzieller Hinsicht zu Verbesserung, sowohl bei Unternehmen, als auch bei Anlegern.

ESG in der Praxis

Der Erfolg des Outdoor-Ausrüsters Yeti ist an seinen ESG-Prinzipien ausgerichtet. Das Unternehmen ist aus dem Bedarf an qualitativen, strapazierfähigen und effizienten Kühlboxen hervorgegangen, die extremen Outdoor-Abenteuern gewachsen sind. Yeti entwickelt Produkte, die ein Leben lang halten und verzichtet auf Einweg-Plastik. Die Kunden sind bereit, für Verlässlichkeit und Haltbarkeit einen Aufpreis zu bezahlen, und die Kundentreue ist sehr hoch. Das Unternehmen ist Gründungsmitglied des Climate Action Corps des Branchenverbands Outdoor Industry Assocation. Innovation und Expansion der Produktpalette sind hier genauso selbstverständlich wie die Reduzierung von Verpackungsmaterial. Zudem arbeitet das Unternehmen eng mit seinen Zulieferern zusammen, um die Lieferkette zu verbessern und faire Arbeitsbedingungen zu fördern. Diese „Best-Practice“-Kultur sichert einen reibungslosen Betrieb und wird zugleich von den Kunden positiv wahrgenommen.

ESG macht Fortschritte

Im Anlageprozess werden ESG-Faktoren je nach Region jedoch unterschiedlich stark berücksichtigt. In Europa geht die ESG-Integration am schnellsten voran. Auch Großbritannien treibt die Entwicklung voran, während Japan im Bereich Corporate Governance große Fortschritte erzielt. In China wird das Thema Kohlenstoffemissionen in Angriff genommen und in den USA stehen ESG-Reformen an.

Neben regionalen Unterschieden erkennen wir auch auf Ebene der Marktkapitalisierung unterschiedliche Entwicklungen. Unserer Erfahrung nach schneiden kleinere Unternehmen bei den ESG-Ratings tendenziell schlechter ab als größere. Dies ist zum Teil auf die zunehmend strengen Berichtspflichten zurückzuführen. Viele kleinere Unternehmen können keine zusätzlichen Ressourcen aufbringen, um diese Anforderungen zu bewältigen, insbesondere in Ländern, in denen Englisch nicht Landessprache ist.

Darüber hinaus ist der Anteil der gründergeführten Unternehmen bei Small Caps größer, was auf dem Papier zu schwächeren Governance-Bewertungen führen kann. Die Realität sieht jedoch häufig anders aus. Tatsächlich können angemessene Kontrollmechanismen auf Vorstandsebene, ein Gründer mit Weitblick, der mit Leib und Seele dabei ist, ein Unternehmen grundlegend verändern. Was lernen wir daraus? Eine stark vereinfachte Kategorisierung nach ESG-Kriterien kann dazu führen, dass das eigentliche Geschäft falsch wahrgenommen wird. Daher ist ein aktiver Anlageansatz nach dem Bottom-up-Prinzip aus unserer Sicht unerlässlich, um potenzielle ESG-Vorreiter unter den Small Caps zu identifizieren.

Energie für die Zukunft

Ein gutes Beispiel ist Voltronic, ein taiwanesischer Hersteller von Solarwechselrichtern und Geräten für die unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV). Das Unternehmen wird von ESG-Agenturen bislang nicht bewertet. Dennoch erkennen wir hier viel Positives. Voltronic wurde 2008 von seinem Vorstandsvorsitzenden und größten Einzelaktionär, Alex Hsieh, gegründet, nachdem dieser sein vorheriges Geschäft an den Energiemanagement-Riesen Eaton veräußert hatte. Das Wissen, die Erfahrung und der Ehrgeiz des Gründers machen Voltronic nach allgemeiner Einschätzung zu einem OEM-Zulieferer (Original Equipment Maker - Erstausrüster) von Spitzenklasse für Tier-1-Unternehmen.

Hsieh wird von einem achtköpfigen Gremium unterstützt, das sich zur Hälfte aus unabhängigen sowie zwei weiblichen Mitgliedern zusammensetzt. Neben dem Vertrieb von USV-Geräten erwirtschaftet Voltronic rund ein Drittel seiner Umsätze mit Solarwechselrichtern. Damit kann Solarenergie zur Nutzung, Batteriespeicherung oder zum Einspeisen in das Stromnetz gegen Vergütung umgewandelt werden. In Ländern ohne zuverlässige Stromversorgung ist Voltronic somit in der Lage, erschwingliche Energielösungen zu liefern. Das Unternehmen selbst hat an seinen Produktionsstandorten in China, Vietnam und Taiwan bereits verschiedene Umweltinitiativen umgesetzt, darunter auch explizite CO2-Emissionsminderungsziele.

Auch dank des verlässlichen Personal- und Lieferkettenmanagements sollten diese Faktoren das angestrebte nachhaltige Wachstum unterstützen. Diese Verlässlichkeit, gekoppelt mit Größe und Innovation, macht Voltronic zu einem wichtigen Partner für Energiekonzerne und den öffentlichen Sektor. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Seit dem Börsengang in 2013 ist der Kurs um das 18-fache gestiegen, und zudem wurden noch ordentliche Dividenden gezahlt.1 Wie auch bei vielen anderen Unternehmen, die wir beobachten, sind die bisherigen ESG-Maßnahmen von Voltronic vielversprechend, und wir erkennen Spielraum für weitere Verbesserungen.

Abschließende Erwägungen…

Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung sind viele kleinere Unternehmen Vorreiter der ESG-Integration. Häufig fehlt es allerdings an der Offenlegung und auch die Abdeckung durch Analysten ist in der Regel unzureichend. Unsere Rolle als Anleger umfasst auch den Dialog mit Unternehmen und die Förderung positiver Veränderungen. Letztendlich profitieren wir alle von einem besseren Umgang mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen.

Kirsty DessonInvestment DirectorSmaller Companies Equities, Aberdeen Standard Investments

Quelle: Bloomberg, 10. August 2021

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