Unternehmen erkennen zunehmend den Wert, den ein Engagement bei ESG-Faktoren haben kann. Das Bewusstsein dafür muss aber auf Managementebene beginnen. „Für Anleger geht es darum, auf diesen Wandel zu setzen. Unternehmen sind zunehmend bereit, mehr Informationen offenzulegen, ihre Geschäftsmodelle anzupassen und eine stärker marktorientierte Denkweise anzunehmen. Zum Teil vollzieht sich dies gerade in China und das ist äußerst vielversprechend“, sagt David Smith, Senior Investment Director – Asian Equities, abrdn. Als Aktionär wirklich aktiv zu sein, ist für den Investmentexperten der Schlüssel zur Steigerung der Anlagerenditen in China. „Aktiv bedeutet, mit Unternehmen in einen Dialog zu treten, an denen eine Beteiligung erworben wurde, und konstruktiv Fragen zur Unternehmensführung zu stellen, um Verbesserungen voranzutreiben.“
Offenlegungspraktiken verbessern
Ein Bereich, in dem sich chinesische Unternehmen durchweg verbessern müssen, betrifft die Offenlegung im Zusammenhang mit ESG-Aspekten. „In diesem Jahr erarbeitet Chinas Wertpapieraufsichtsbehörde neue Richtlinien, um die Qualität der Offenlegung unter börsennotierten Unternehmen zu verbessern und die Interessen der Anleger zu schützen“, erklärt Smith. Viele chinesische Unternehmen skizzierten nun ihre Überlegungen zur Nachhaltigkeit, ihre Bestrebungen, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren, und die Rahmenbedingungen, die sie zur Vermeidung von ESG-Risiken einsetzen. Im Gegensatz dazu seien staatliche Richtlinien zu sozialen Faktoren wie dem Umgang von Unternehmen mit Mitarbeitern, Lieferanten und der Gesellschaft im weiteren Sinne weniger gut entwickelt und hier sei daher mehr Engagement gefordert. „Das Wohlergehen der Beschäftigten zu fördern und faire Arbeitsbedingungen zu gewährleisten, kann die Belegschaft engagierter, stabiler und produktiver machen und wirkt sich langfristig wertsteigernd aus“, ist sich Smith sicher. Wertsteigernd würden sich zudem Programme zur Förderung von Talenten, die Einhaltung von Gesundheits- und Sicherheitsrichtlinien sowie die Ausarbeitung eines Verhaltenskodex für Zulieferer auswirken – Aspekte, die durch ein aktives Engagement von Aktionären gefördert werden können.
Unterschätzte Nachhaltigkeits-Champions bieten Chancen
Die unzureichende Offenlegung von Informationen führe zu Marktineffizienzen, was Anlegern vielfach Chancen für die Generierung von Alpha eröffne. Als Beispiel nennt der Experte eine der führenden chinesischen Privatbanken, die ein niedriges ESG-Rating von MSCI erhalten hat. „Wir führen dies auf die unzureichende Offenlegung des Unternehmens bzw. noch stärker auf das Fehlen einschlägiger Prozesse zurück“, sagt Smith. Dabei ergaben Nachforschungen, dass solide Prozesse vorhanden seien. „Die Bank berücksichtigt bei ihren Kreditentscheidungen durchaus ESG-Faktoren. Zudem hat sie Richtlinien verabschiedet, um Kredite an Sektoren mit strukturellem Gegenwind, wie den Kohlesektor, zu regulieren“, analysiert Smith. Die Bank verfüge auch über eine solide Digitalstrategie und investiere in künstliche Intelligenz, Gesichtserkennung und Blockchain-Technologie, um das Risikomanagement zu verbessern. Darüber hinaus betreibe sie eine hauseigene Universität für die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern sowie Entwicklungsprogramme zur Förderung von Talenten. „Verbesserte Offenlegungspraktiken könnten zu einem verbesserten ESG-Rating führen, was die Bank für Anleger attraktiver machen würde und den Aktienkurs steigen ließe“, so Smith.
Mit gutem Beispiel vorangehen
Das China Equities-Team von abrdn integriert bereits seit langem ESG-Analysen in die Anlageentscheidungen und bindet die Managementteams von Unternehmen aktiv ein, um Verbesserungen voranzutreiben. „Unser China Equities-Team generiert Alpha, indem es in positive Veränderungen bei Unternehmen investiert. Um dies zu gewährleisten kann das Portfoliomanagement auf das zentrale ESG-Team sowie drei ESG-Spezialisten für China-Strategien zurückgreifen. Die Wertschätzung des langfristigen Ansatzes – abrdn investiert seit mehr als 30 Jahren in China – hat den Zugang zu A-Aktien-Unternehmen so weit verbessert, dass sich viele von ihnen jetzt an das Portfoliomanagement wenden, um sich zu ESG-Themen beraten zu lassen“, erklärt Smith. Der Erfolg gebe der Strategie recht. So ist der Aberdeen Standard SICAV I – China A Share Equity-Fonds (ISIN: LU1130125799) bei den AsianInvestor Asset Management Awards 2021 als bester China A Shares-Fonds ausgezeichnet worden.