Wie können Anleger investieren, wenn sie zur Bewältigung der großen globalen Herausforderung beitragen möchten?
Wir sind jedoch der Ansicht, dass dennoch ein positiver ökologischer und gesellschaftlicher Wandel erreicht werden kann – zum Teil durch die Entscheidungen, die jeder von uns trifft. Dazu gehört die Antwort auf die Frage, wie wir in unsere eigene finanzielle Zukunft investieren. In dieser Hinsicht gibt es gute Gründe, optimistisch zu sein. Nicht zuletzt angesichts der zahlreichen Anlagelösungen für jene Anleger, die zur Bewältigung der großen globalen Herausforderungen beitragen und gleichzeitig ihre eigene finanzielle Zukunft sichern möchten. Wie gestaltet sich dies in der Praxis?
Den Worten Taten folgen lassen
Fangen wir bei uns selbst an. Wir bei adrdn müssen unseres Erachtens zeigen, dass wir ernsthaft bestrebt sind, unsere Kunden dabei zu unterstützen, ihre Netto-Null-Ambitionen bis 2050 zu erreichen. Aus diesem Grund haben wir uns der Net Zero Asset Managers Initiative angeschlossen. Außerdem haben wir eine Strategie zum Klimawandel entwickelt, bei der eine auf die Netto-Null-Zukunft ausgerichtete Anlagestrategie, kurz NZDI für Net Zero Directed Investing, im Mittelpunkt steht.
Diese Strategie unterstützt unser Bestreben, das Netto-Null-Ziel mithilfe eines ganzheitlichen Maßnahmenkatalogs zu fördern. Dazu gehören rigorose Analysen unterschiedlicher Klimaprognosen, die Entwicklung von Anlagelösungen, die auf Klimaneutralität ausgerichtet sind, sowie ein aktives Aktionärstum, um Einfluss auf Unternehmen und politische Entscheidungsträger zu nehmen.
Wir wollen die CO2-Intensität unseres verwalteten Vermögens bis 2030 um 50% gegenüber dem Niveau des Basisjahres 2019 verringern. Überdies wollen wir den Anteil der Vermögenswerte, die den Netto-Null-Zielen des Jahres 2050 entsprechen, erhöhen, indem wir aktiv mit unseren Kunden zusammenarbeiten. Was unsere eigene operative Tätigkeit anbelangt, so haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Emissionen bis 2025 um 50% zu reduzieren und bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen. Mehr zum Thema NZDI erfahren Sie hier.
Den Klimawandel aktiv bekämpfen – Aktien, Multi-Asset-Anlagen und Anleihen
Viele Anlegerinnen und Anleger sind der Ansicht, dass die beste Möglichkeit, den Klimawandel zu bekämpfen, darin besteht, ihr Kapital bei Unternehmen und Portfolios mit einer niedrigen CO2-Bilanz anzulegen. Sie verzichten also möglicherweise einfach auf Engagements bei CO2-intensiven Sektoren wie Öl- und Gasproduzenten, Versorgungs-, Grundstoff- und Energieunternehmen und investieren stattdessen in Firmen mit niedriger CO2-Bilanz aus Branchen wie Technologie, Finanzen und Konsumgüter.
Dadurch werden die Treibhausgasemissionen in der realen Welt allerdings nicht reduziert. Zudem laufen die Anleger mit einer solchen Strategie Gefahr, dass sie gerade jene Bereiche außen vor lassen, in denen die größten positiven Veränderungen möglich und einige der besten Anlagemöglichkeiten zu finden sind.
Die Anleger sollten unseres Erachtens stattdessen erwägen, ihr Kapital in Unternehmen zu investieren und sich bei Unternehmen zu engagieren, die durch Innovation echte Klimalösungen anbieten können. Mit Engagements bei diesen Unternehmen können sie am besten dazu beitragen, dass die Welt Klimaneutralität erreicht, und gleichzeitig von einem attraktiven Risiko-Ertrags-Potenzial profitieren. Mehr zu diesem Thema finden Sie in unseren Artikel „Ein CO2-armes Portfolio allein wird die Erde nicht retten“.
Wir verfolgen natürlich nicht alle die gleichen Anlageziele. Viele Kunden möchten sich beim Klimathema engagieren, haben jedoch hinsichtlich der Risiken, die bisweilen mit einem höheren Ertragspotenzial einhergehen, Bedenken. In unserem nächsten Artikel nehmen wir die Vorteile eines Multi-Asset-Ansatzes unter die Lupe. Er verspricht den Anlegern einw reibungslosere Anlagegestaltung, da sie dabei in eine Vielzahl von Unternehmen investieren. Innerhalb des Aktienuniversums steht den Anlegern ein breites Spektrum an Unternehmen mit Bezug zum Klimathema zur Verfügung. Gleichzeitig können sie eine Diversifizierung über verschiedene Anlageklassen hinweg vornehmen, indem sie ihre Portfolios beispielsweise mit reinen Klimaengagements bei „grünen“ Anleihen, Titeln aus dem Sektor Infrastruktur für erneuerbare Energien und „grünen“ Aktien ausstatten. Mehr dazu finden Sie in unserem Artikel „Klimawandel – ist es an der Zeit, eine Multi-Asset-Strategie in Betracht zu ziehen?“
Darüber hinaus bieten sich Anleihen an – insbesondere „grüne Anleihen“. Diese sollen Kapital in Projekte lenken, die einen positiven Umweltbeitrag leisten. Dahinter steht der Gedanke, dass die Emittenten mit diesem Geld die Ursachen des Klimawandels reduzieren und eine grünere Zukunft schaffen.
Grüne Anleihen sind zwar wichtig, es gibt jedoch auch Sorgenpunkte. Die Datenlage zeigt, dass nicht alle Sektoren – und gewiss nicht alle relevanten Sektoren – ausreichend grüne Anleihen ausgeben. Überdies bedarf es weiterer Aufsichtsmaßnahmen, um abschätzen zu können, welche Wirkung grüne Anleihen wirklich haben. Eine Anleihe kann selbst dann als „grün“ bezeichnet werden, wenn keine Anforderungen zur Reduzierung von Emissionen seitens der Emittenten daran geknüpft sind. Und deshalb bestehen natürlich Sorgen über ein potenzielles Greenwashing.
Sollten die Anleger also grüne Anleihen meiden? Keinesfalls! In unserem Artikel betrachten wir die besten Ansätze, um wahrhaft grüne Anleihen zu erkennen. Darüber hinaus stellen wir einige auf diesem Gebiet führende Unternehmen vor und gehen darauf ein, was dies für die Anleger bedeutet. Lesen Sie unseren Artikel „Anleihen mit Klimafokus – warum das Label „grün“ nicht reicht“.
Mehr als ein Engagement beim Klimathema – Impact-Investing
Der Klimawandel ist natürlich nicht die einzige große Herausforderung, mit der die Welt konfrontiert ist. Es gibt zahlreiche andere Themen wie Ungleichheit, Gesundheit, Bildung, Ernährung usw. Viele dieser Herausforderungen sind miteinander verflochten. Eine Methode, sich dieser Themen anzunehmen, ist das Impact Investing.
Das Impact Investing stellt eine Sonderkategorie nachhaltiger Anlagen dar. Sein Fokus liegt weder auf der Vermeidung bestimmter Unternehmenspraktiken noch auf der Bewertung von Geschäftstätigkeiten. Es konzentriert sich auf Aktivitäten, die globale Probleme angehen. Für uns beinhaltet dies Engagements bei finanziell attraktiven Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen aktiv zu quantifizierbaren, positiven sozialen und ökologischen Wirkungen beitragen.
Zu solchen Aktivitäten zählen:
- die Erweiterung der Bildungsmöglichkeiten für ländliche Gebiete und einkommensschwache Schüler
- die Verbesserung von Therapien für die größten gesundheitlichen Gefahren,
- die Schonung der natürlichen Ressourcen durch Kreislauflösungen und
- die Verbesserung des Zugangs zu Lebensmitteln.
Angesichts der klar formulierten Ziele der Regierungen und Unternehmen, ist es mittlerweile durchaus gerechtfertigt, davon auszugehen, dass Unternehmen, die Lösungen für die größten globalen Risiken bieten, davon auch profitieren können. Mehr zu diesem Thema finden Sie in unserem Artikel „Impact Investing – wie geht es weiter?“
Asien und die Schwellenmärkte – an den SDG ausgerichtete Engagements
In unserem letzten Beitrag beleuchten wir Anlagen in Übereinstimmung mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen. Die 2015 aufgestellten UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung beinhalten politische Konzepte, die Regierungen, Unternehmen und der Gesellschaft helfen sollen, eine bessere und nachhaltigere Welt für alle zu schaffen.
An den SDG ausgerichtete Engagements streben sowohl attraktive Erträge als auch eine positive gesellschaftliche Wirkung an – und zwar dort, wo es am wichtigsten ist. Diese Art des Anlegens eignet sich besonders für die Märkte in Asien und den Schwellenländern. Viele der dortigen Länder haben schnell wachsende Volkswirtschaften, sehen sich aber nach wie vor den anhaltenden negativen Auswirkungen von Unterinvestitionen in wichtigen Bereichen gegenüber. Glücklicherweise sind aber einige der innovativsten Unternehmen, die bei der Lösung einer Vielzahl dieser Probleme helfen können, in diesen Regionen zu finden. Vermögensverwalter können wesentlich dazu beitragen, Kapital und Ressourcen in jene Länder und Sektoren zu lenken, in denen sie am dringendsten benötigt werden – und wo sich potenziell hohe relative Erträge erzielen lassen. Mehr zu diesem Thema finden Sie in unserem Artikel „Die SDGs – Streben nach positiven sozialen Auswirkungen, wo sie am wichtigsten sind."
Abschließende Erwägungen ...
Wie wir aufgezeigt haben, gibt es passend zu den Zielen und der Risikotoleranz der Anleger zahlreiche unterschiedliche Anlagelösungen. Diese Fonds werden sich unseres Erachtens zunehmender Beliebtheit erfreuen und vermehrt zur Verfügung stehen, da immer mehr Anleger ihre Vorteile erkennen. Und das ist eine gute Nachricht für uns alle.
Jamie Govan ist Senior ESG Investment Manager bei abrdn