abrdn-Experte Thom: Asiatische Aktien bleiben weiterhin attraktiv

James Thom, Senior Investment Director, Asian Equities, abrdn schätzt die Lage in Asien weiterhin positiv ein: Nachdem das Schlimmste in der Coronakrise offenbar hinter uns liegt und sich Asiens Wirtschaft wieder öffnet, sehen wir zahlreiche Gründe für einen positiven Blick auf das Jahr 2022. abrdn | 12.12.2021 15:38 Uhr
Asiatische Aktien bleiben weiterhin attraktiv / © Pexels.com
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Nachdem das Schlimmste in der Coronakrise offenbar hinter uns liegt und sich Asiens Wirtschaft wieder öffnet, sehen wir zahlreiche Gründe für einen positiven Blick auf das Jahr 2022.

Im Zuge der fortschreitenden Impfkampagnen und mit verbesserten antiviralen Therapien scheint sich die Nulltoleranzpolitik hin zu einem endemischen Coronavirus-Management zu entwickeln. Wir rechnen mit einer weiteren Lockerung der Mobilitätsbeschränkungen und einer Belebung des Reiseverkehrs. Darüber hinaus dürften Asiens Exporte dank steigender Nachfrage aus den USA und Europa zulegen. Vor diesem Hintergrund sollten Verbrauch und Unternehmensgewinne ebenfalls steigen.

Von global entscheidender Bedeutung ist die Frage nach der vorübergehenden Natur der Inflation und hier gibt es keine sicheren Vorhersagen. Anders als die westlichen Märkte steht Asien aber bislang kaum unter Preisdruck. Anleger dürfen beruhigt sein, denn Asiens Notenbanken waren in den vergangenen Jahren zurückhaltender mit ihren Eingriffen und verfügen nun über mehr Spielraum für geldpolitische Anpassungen. Die Bank of Korea hat eine baldige Zinsanhebung in Aussicht gestellt, insgesamt aber setzt die Politik in der Region weiter vorrangig auf wirtschaftliche Unterstützung. Auch Asiens Bilanzen erfreuen sich guter Gesundheit und die meisten der Unternehmen in unserem Portfolio haben die Gewinnerwartungen in der jüngsten Berichtssaison erfüllt oder übertroffen.

Die Wiedereröffnung der Wirtschaft wird den durch kurzfristige Angebotsengpässe entstandenen Inflationsdruck abfedern. Dieses Thema werden wir auch in Zukunft genau im Auge behalten. Anlegern empfehlen wir dringend, ihr Kapital markt- und branchenübergreifend zu streuen und sich auf Unternehmen mit ausreichend Preissetzungsmacht zu konzentrieren, um Kostendruck weiterzugeben und Margen zu schützen. Es gibt viele Qualitätsunternehmen, die genau das tun.

Nach einer Rally in der ersten Jahreshälfte sorgten umfassende Regulierungsmaßnahmen in China und die Aussicht auf eine geldpolitische Straffung in den USA für eine Korrektur an den asiatischen Aktienmärkten. Dennoch sind Asiens Unternehmen gut in der Lage, einem insgesamt stärkeren Dollar standzuhalten.

Der Druck auf Chinas Immobilienbranche wird wohl vorerst nicht nachlassen und das Land dürfte noch mindestens bis zum Ende der Olympischen Winterspiele an seiner Nulltoleranzpolitik gegen Covid festhalten. Im Vorfeld des Parteitags im November, bei dem Präsident Xi Jinping für eine dritte Amtszeit bestätigt werden dürfte, werden sich Anleger vermutlich vor allem für regulatorische Maßnahmen interessieren.

Auch hier sollte man im Hinterkopf behalten, dass die Regierung in Peking Hebel in der Hand hat, sollten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtern. Schließlich ist die Wachstumsverlangsamung in China größtenteils hausgemacht. Schuld daran sind Beschränkungen des Immobilien- und Energiesektors und der Vorstoß für den gemeinsamen Wohlstand. Anleger sollten hier selektiv vorgehen. Bei genauem Hinsehen lassen sich in China erstklassige Unternehmen finden, die von der politischen Agenda profitieren und kräftig expandieren. Die strukturellen Treiber der chinesischen Konsumausgaben sind weiterhin intakt. Das steigende verfügbare Einkommen und zunehmend gesundheitsbewusste Bürger dürften die Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen ankurbeln. Die Steigerung des heimischen Konsums genießt auch weiterhin strategische Priorität, sodass hochwertige Konsumwerte ungünstigen regulatorischen Entwicklungen standhalten dürften.

Südostasien wird unseres Erachtens am stärksten von der Wiedereröffnung der Wirtschaft profitieren. Indonesien und Vietnam, die von der Pandemie hart getroffen wurden, finden gerade erst aus der Krise heraus. Angebotsengpässe müssen noch gelöst werden und bei zyklischen Werten ist eine kräftige Erholung längst überfällig. Nach einer kräftigen Rally haben indische Aktien zuletzt eine Pause eingelegt. Unserer Einschätzung nach sorgen günstige demografische Strukturen, niedrige Hypothekenzinsen, steigende Haushaltseinkommen und die zunehmende Erschwinglichkeit von Wohnraum dennoch für ausreichend Aufwärtspotenzial. Nach jahrelang verhaltenem Wirtschaftswachstum ist Indien bereit für eine Erholung, die sich in den Gewinnen niederschlagen dürfte. Die Konjunkturaufhellung hebt die Stimmung und beflügelt die Ausgabenbereitschaft der Unternehmen.

Auch Indiens Technologiebranche sorgt für gute Laune. Das Land hat bereits 100 „Einhörner“ hervorgebracht und weitere werden folgen.1 Viele sind an der Börse gelistet und verändern die Unternehmenslandschaft. Unser Team arbeitet sich durch stapelweise IPO-Informationen, um die wahrscheinlichen Gewinner zu identifizieren. Der Technologiesektor profitiert auch weiterhin von ausländischen Direktinvestitionen. Mit zunehmender Größe und dem Einsatz neuer Technologien werden diese Unternehmen investieren, sodass Arbeitsplätze entstehen und Einkommen wachsen.

Auch die Verbraucher werden von den besseren Produkten und Dienstleistungen profitieren. Durch Anreize für ausländische Investitionen, Steuervorteile für Unternehmen und höhere Ausgaben für wichtige Infrastrukturprojekte sorgt Indiens Regierung ebenfalls für Veränderung im Geschäftsumfeld. Das gesamte Technologie-Ökosystem des Landes dürfte sich ausweiten, zugunsten der Digitalisierung.

Im Verhältnis zu Industrieländeraktien bewegen sich die Bewertungen asiatischer Papiere auf einem vernünftigen Niveau. Das 12-Monats-Forward KGV für den MSCI AC Asia Pacific ex-Japan Index liegt bei 15,6x, gegenüber 22,5x für den S&P 500, 16,2x für den MSCI Europe und 20,3x für den MSCI World.2 Der Konsens für 2022 stellt ein zweistelliges Gewinnwachstum im Raum Asien-Pazifik ohne Japan in Aussicht.

Asiens wachsende Mittelschicht wird die Nachfrage in den Bereichen Gesundheit und Vermögensverwaltung ankurbeln und in der Region besteht nach wie vor ein enormer Bedarf an Infrastruktur und Städteentwicklung. Zugleich könnten sich einige der pandemiebedingten Veränderungen als nachhaltig erweisen und bestehende Trends verstärken, darunter die steigende Nutzung von Cloud Computing und 5G-Netzwerken. Darüber hinaus bekennen sich Länder in aller Welt zu einer kohlenstoffärmeren Zukunft, und Asien spielt hier eine Vorreiterrolle. Anleger können sich in den Bereichen erneuerbare Energien, Batterien, Elektrofahrzeuge und dazugehörige Infrastrukturen sowie Umweltmanagement auf Rückenwind freuen.

In unserer Eigenschaft als Investoren konzentrieren wir uns auf Qualitätsunternehmen mit starken Bilanzen und nachhaltigen Gewinnaussichten, die bestmöglich positioniert sind, um von den strukturellen Wachstumschancen in der Region zu profitieren. Marktkorrekturen sehen wir als Chance, unsere langfristigen Qualitätspositionen zu erschwinglichen Kursen aufzustocken.

In Asien müssen Anleger langfristig denken. Aber asiatische Aktien sind ungebrochen attraktiv.

James Thom, Senior Investment Director, Asian Equities, abrdn

1 Credit Suisse Equity Research, März 2021
2 Bloomberg, 18. November 2021

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