„Bei dieser Sitzung geht es vor allem um Jerome Powells neuen falkenhaften Kurs. Wir gehen davon aus, dass die Fed ein schnelleres Tempo beim Tapering ankündigen wird. Das wichtigste Signal dafür wird sein, dass die Zentralbank eine steigende Inflation nicht länger tolerieren wird. Ein früherer Abschluss des Tapering ebnet den Weg für eine schnellere Zinserhöhung seitens der Fed. Wir erwarten daher, dass die Fed signalisiert, die Zinsen allein im Jahr 2022 dreimal anzuheben. Solche Ankündigungen sollten die Märkte nicht beunruhigen.
Interessanter wird sein, welches Signal wir bezüglich des Zinshöchststands erhalten. Derzeit gehen die Märkte davon aus, dass die Fed die Zinsen auf 1,5 % anheben wird. Doch die Fed wird wahrscheinlich aus mehreren Gründen einen höheren Zinssatz signalisieren. Erstens sind die FOMC-Mitglieder im Durchschnitt der Ansicht, dass der neutrale Zinssatz bei 2,5 % liegt. Das bedeutet, dass ein größerer Straffungszyklus erforderlich ist, um die akkommodierende Politik vollständig zurückzunehmen. Zweitens besteht die Möglichkeit, dass die Fed sich dazu gedrängt sieht, die Politik über diesen neutralen Zinssatz hinaus zu treiben, wenn sich die hohe Inflation in der Wirtschaft verfestigt und stärker eingedämmt werden muss.
Fed-Präsident Powell könnte versuchen, diese Botschaft abzumildern, indem er auf die Ungewissheiten beim Zinshöchststand hinweist, und vor allem auf das uneindeutige Konzept des neutralen Zinssatzes. Es besteht jedoch die Gefahr, dass die Märkte einen politischen Fehler wittern. Finanzielle Belastungen im Zusammenhang mit der geldpolitischen Straffung der Fed hat diese Politik in der Vergangenheit zum Stillstand gebracht, wenn auch in einem günstigeren Inflationsumfeld. Das Risiko besteht diesmal darin, dass die Fed nicht das Gefühl hat, einen Rückzieher machen zu können, was zu stärkeren Marktstörungen führen könnte."
James McCann, Deputy Chief Economist bei abrdn