Dieses Verhältnis ist im Verlauf der letzten zehn Jahre in etwa gleich geblieben, doch die Zusammensetzung der Märkte hat sich drastisch verändert. Die Technologie hat – wie so oft – einen Wandel in Bereichen gefördert, die vor zehn Jahren noch im Entstehen begriffen waren.
Die Nachfrage und das Verhalten der Anleger hat sich verändert
Auch die Nachfrage und das Verhalten der Anleger hat sich verändert. Am eindrücklichsten zeigt sich dies an der umfassenden Digitalisierung unseres Alltagslebens. Dies reicht von der Bildung über das Bankwesen bis hin zum Konsum. Das Bewusstsein für ökologische und soziale Verantwortung hat ebenfalls deutlich zugenommen. Die Beurteilung der gesamten ESG-Merkmale eines Unternehmens stellt mittlerweile einen zentralen Bestandteil unseres Anlageprozesses dar.
Im Verlauf eines ereignisreichen Jahrzehnts haben wir überdies einiges als Small-Cap-Anleger gelernt. Dazu zählen auch die folgenden vier wesentlichen Lektionen:
Lektion 1: Objektivität bewahren
Zum einen sollte man objektiv sein. Es ist wichtig, offen für Veränderungen zu sein und die Nachrichtenmeldungen zu verfolgen. Wir müssen die Datenlage abwägen und unparteiisch beurteilen, wie sich diese auf ein Unternehmen auswirkt. Nur dann können wir rationale und fundierte Entscheidungen treffen.
Hier kommt unser proprietäres und wertvolles, quantitatives Screening-Tool – die Matrix – zum Tragen. Es weist kontinuierlich Unternehmen aus, die unsere Kriterien in Bezug auf Qualität, Wachstum und Dynamik erfüllen – und selbstverständlich auch jene, die dies nicht tun.
Die Matrix reduziert das über 6.000 Unternehmen umfassende globale Small-Cap-Universum auf eine überschaubarere Größe. Sie verfolgt 13 Faktoren, die laut unserem Backtesting für die Vorhersage der Kursentwicklung dienlich sind. Dazu zählen Kennzahlen für die Kurs- und Gewinndynamik, die Bewertung, das Gewinnwachstum und die Bilanzstärke.
Unternehmensbesuche, Finanzanalysen und teambasierte Prüfungen ermöglichen es uns, die Genauigkeit unserer Anlagethesen gegenzuprüfen. Unser Ziel ist es, die rund 100 besten Titel herauszufiltern. Davon werden nur 45-65 Titel in unser Portfolio aufgenommen.
Lektion 2: Wachstumsunternehmen ausfindig machen
Zum anderen sollten einfache Unternehmen mit stetigem Wachstum nicht unterschätzt werden. Unternehmen müssen nicht komplex oder hochmodern sein, um erfolgreich zu sein. Manchmal werden einfache Unternehmen, die das, was sie tun, besonders gut tun, zu sogenannten „Multibaggern“ (Unternehmen, deren Kurs um über 100% steigt).
Unsere Aufgabe ist es, diese „Perlen“ anhand ihrer Wettbewerbsvorteile und ihres nachhaltigen Wachstums ausfindig zu machen. Ebenso darf nicht vergessen werden, dass wir uns bei diesen Unternehmen engagieren, wenn sie noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Die Dynamik, die letztendlich zu einer Outperformance führt, kann sich über viele Jahre hinweg erstrecken, weshalb es wichtig ist, auch bei den Gewinnern engagiert zu bleiben.
Lektion 3: Bottom-up-Research
Ironischerweise hat die Zunahme passiver Anlagen es aktiven Bottom-up-Managern in gewissem Maße ermöglicht, sich die Ineffizienzen am Markt noch stärker zunutze zu machen als ohnehin schon.
Makrotrends können schwer vorhersagbar sein, und dies gilt für die tatsächlichen Auswirkungen auf einzelne Titel umso mehr. Indem wir uns auf die Fundamentaldaten eines Unternehmens konzentrieren, sind wir in der Lage, Annahmen zu formulieren und die Auswirkungen von Faktoren zu messen, die dem Einfluss des Managements unterliegen. Auf diese Weise verfügen wir unseres Erachtens über ein deutlich besseres Verständnis und eine höhere Überzeugung in Bezug auf die Unternehmen, bei denen wir uns beteiligen.
Lektion 4: Prozess beibehalten und langfristig denken
Im vergangenen Jahrzehnt hat eine Reihe makroökonomischer Ereignisse die Märkte für kurze Zeiträume bestimmt. Dazu gehörten die Krise im Euroraum, der Brexit, die überraschende Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, das „Taper Tantrum“, COVID-19 und zuletzt die Sorgen im Hinblick auf die Inflation/höhere Zinsen. Für uns können diese Ereignisse frustrierend sein, da die Anleger dabei oft die Fundamentaldaten der Unternehmen außer Acht lassen.
Allerdings hat uns die Erfahrung gelehrt, dass die Gunst der Marktteilnehmer über einen angemessenen Zeitraum hinweg in der Regel jenen Unternehmen gilt, die ihre Gewinne langfristig konstant steigern. Also genau denen Unternehmen, in die wir anlegen wollen. Welche wesentlichen Erkenntnisse lassen sich also aus Phasen mit erheblichen Marktturbulenzen ziehen? Man sollte an seinem Prozess festhalten, den Dialog mit den Anlageunternehmen suchen und stets eine langfristige Denkweise an den Tag legen.
Suche nach den führenden Large-Cap-Unternehmen von morgen
Das Small-Cap-Universum befindet sich naturgemäß in einem konstanten Wandel. Es stellt einen dynamischen, wachsenden und – was wichtig ist – wenig erforschten Bereich der Aktienmärkte dar. Wir sind der Ansicht, dass Anleger einen klar definierten und bewährten Prozess benötigen, um sich dieses Universum zunutze zu machen. Ein herausragender Zugang zu den Führungsebenen der Unternehmen ist ebenfalls von enormem Vorteil.
Mit Blick auf die Zukunft werden sich zweifelsohne Herausforderungen abzeichnen. Small-Cap-Anlegern bieten sich über eine Vielzahl von Sektoren hinweg aber nach wie vor zahlreiche innovative Qualitätsunternehmen, die weiter wachsen. Wir halten auch weiterhin Ausschau nach diesen Unternehmen, indem wir an unserem Prozess festhalten. Dadurch ermöglichen wir unseren Kunden schon heute Zugang zu jenen Unternehmen, die unseres Erachtens die führenden Large Caps von morgen darstellen werden.
Kirsty Desson, Investment Director, Smaller Companies Equities, abrdn
1) Die Zahl der kleineren Unternehmen ist als Prozentsatz der Gesamtzahl an im MSCI ACWI und MSCI ACWI Small Cap enthaltenen Unternehmen angegeben.