Der Krieg in der Ukraine, die Rohstoffpreise und die Risiken für das Wachstum

abrdn | 24.03.2022 10:00 Uhr
© Photo by Max Kukurudziak on Unsplash
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Ein Beitrag von Sree Kochugovindan, Senior Research Economist, abrdn Research Institute

Der Konflikt in der Ukraine ist weiter eskaliert und wir beobachten die steigende Zahl an Todesopfern mit größter Besorgnis. In diesem Artikel möchten wir jedoch die jüngsten wirtschaftlichen Auswirkungen genauer unter die Lupe nehmen.

Die zunehmenden Sorgen über Angebotsengpässe haben die Rohstoffpreise deutlich in die Höhe getrieben, wodurch auf kurze Sicht Risiken für Wachstum und Inflation entstehen.

Auch vergangene geopolitische Krisen hatten einen Anstieg der Rohstoffpreise zur Folge. Dieser ebbte in der Regel jedoch rasch wieder ab. Im aktuellen Umfeld lassen der Umfang der bestehenden Wirtschaftssanktionen und die Aussicht auf weitere Strafmaßnahmen jedoch eine länger fortbestehende Risikoprämie erwarten.

Auswirkungen höherer Energie- und Ölpreise

Die Abschätzung, wie sich höhere Energiepreise auf das Wirtschaftswachstum auswirken, bedarf einer komplexen Analyse, da sich der Schock über mehrere Kanäle ausbreitet. Die Schätzungen der potenziellen Belastung für das BIP liegen zwischen 1% und 3%, je nach Stärke des erwarteten Anstiegs der Ölpreise. Weitreichendere Störungen bei der Versorgung mit Gas, Lebensmitteln und Metallen könnten den Schock noch verstärken.

Research-Analysen deuten darauf hin, dass sich ein Anstieg der Ölpreise infolge von Angebotsfaktoren über längere Zeit negativ auf die Weltwirtschaft auswirkt als ein Ölpreisanstieg infolge eines stärkeren globalen Wachstums. Der derzeitige Anstieg fällt sicherlich in die erste Kategorie. Hinzu kommt, dass sich die wirtschaftliche und finanzielle Unsicherheit negativ auf die Konsum-, Handels- und Investitionsentscheidungen auswirken kann, und dies zu einer Zeit, in der der Inflationsdruck bereits hoch ausfällt.

Bei Netto-Ölimporteuren dürfte die Abschwächung des Konsums stärker ausfallen, da der rückläufige Handel die Kaufkraft mindert. Ein deutlicher Rückgang des globalen Wachstums könnte aber auch Ölexporteure in Mitleidenschaft ziehen. Denn wenn die Umsatzerlöse wieder in Staatsfonds geleitet und nicht durch den Konsum verteilt werden, dürften sich die Vorteile für Exporteure ebenfalls in Grenzen halten.

Die privaten Haushalte bekommen den Druck bereits zu spüren, denn sie haben in den letzten Monaten einen immer größeren Anteil ihres verfügbaren Einkommens für Energie ausgegeben. Deshalb werden die Verbraucher in den kommenden Monaten womöglich einige Ausgaben streichen. Allerdings könnte das in der Pandemie angesparte Vermögen als Puffer dienen und einen Teil der negativen Auswirkungen abfedern.

Allgemeinere wirtschaftliche Auswirkungen

In Ländern mit angespanntem Arbeitsmarkt könnten die negativen Folgen weniger stark ausfallen. In vielen Ländern hielt das Lohnwachstum jedoch nicht mit dem Preisauftrieb Schritt, und die realen Löhne gerieten durch die steigenden Energiekosten unter Druck. Angesichts all dieser Faktoren ergeben sich in den kommenden Monaten größere Abwärtsrisiken für den Konsum.

Die mittelfristigen Inflationserwartungen bleiben vorerst noch verankert. Da die Rohstoffpreise auf breiter Front anziehen, steigt jedoch das Risiko von Zweitrundeneffekten. In Anbetracht des erhöhten Preisauftriebs und des stärkeren Lohnwachstums könnten auch die Inflationserwartungen der Unternehmen und privaten Haushalte weiter steigen.

Implikationen für die Zentralbanken

Angesichts dieser Lage sind die Zentralbanken mit einem schwierigen Umfeld konfrontiert. Sie haben ihre feste Absicht signalisiert, Zweitrundeneffekte abzuwenden. In Volkswirtschaften mit besonders ausgeprägten Angebots-Nachfrage-Ungleichgewichten dürften die Zentralbanken der Inflationssteuerung Priorität gegenüber der Bekämpfung des Nachfrageeinbruchs einräumen und ihre geldpolitische Straffung vorantreiben.

Die für 2023 erwartete geld- und fiskalpolitische Straffung dürfte das Weltwirtschaftswachstum unter Potenzial sinken lassen. In der Vergangenheit war es den Zentralbanken nach derartigen Anpassungen nur in wenigen Fällen möglich, für eine weiche Landung der Wirtschaft zu sorgen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die globale Expansion vorzeitig endet, ist daher wesentlich größer.

Sree Kochugovindan, Senior Research Economist, abrdn Research Institute

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