Globaler Multi-Asset Ausblick: Nicht nur der Ukraine-Konflikt sorgt für Belastung

abrdn | 06.04.2022 07:50 Uhr
© Foto von Karol Czinege von Pexels
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Ein Kommentar von Richard Dunbar, Head of Multi-Asset Research, abrdn:

Anhaltende Inflationsschocks, die Unsicherheit bezüglich der Zinsen und das Aufkommen der neuen Omikron-Variante des Covid-19-Virus dürfen in den nächsten 12 Monaten für ein schwierigeres Anlageumfeld sorgen. Dennoch besteht bei einem Blick über die Schlagzeilen hinaus zu Beginn des Jahres 2022 weiterhin Grund für Optimismus.

Das neue Jahr nahm einen tragischen Anfang. Hier in Westeuropa haben wir uns an den Gedanken von Krieg als etwas gewöhnt, das woanders passiert – und nicht direkt vor der eigenen Haustür. 

Die schrecklichen Ereignisse, die sich derzeit in der Ukraine und an ihren Grenzen abspielen, erinnern uns daran, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist. Ich schreibe diesen Beitrag angesichts der sich ausweitenden humanitären Krise mit einer Mischung aus Schock, Wut und Hilflosigkeit. 

Ich weiß nicht, wie diese geopolitische Krise ausgehen wird. Doch eins ist sicher: Sie wird zweifelsohne für menschliches Leid und enorme wirtschaftliche Schäden in Russland wie auch der Ukraine sorgen. 

Es mag taktlos erscheinen, in einer solchen Zeit über finanzielle Belange zu sprechen, doch als Vermögensverwalter haben wir sicherzustellen, dass die Anlagen unserer Kunden vor den Folgen dieses Konflikts und der verhängten Wirtschaftssanktionen geschützt bleiben. 

Zunehmende Unsicherheit und Volatilität

Fürs Erste dürfte sich die Reaktion der wichtigen Zentralbanken angesichts des bestehenden Inflationsdrucks und der Aussicht auf weitere Angebotsstörungen bei Rohstoffen unseres Erachtens in Grenzen halten. 

Dies deutet darauf hin, dass es an den Märkten zu einer Phase mit stärkerer Volatilität kommen könnte, wobei auch die Nachrichtenlage keine Entlastung bringen dürfte, da die Sanktionen gegen Russland ausgeweitet werden. 

Es ist schwer, präzise Voraussagen zu treffen, wenn sich weltweit gleichzeitig ein Konflikt in Europa und eine globale Pandemie abspielen – zwei Ereignisse, von denen jedes für sich genommen die Erfahrung der meisten Anleger übersteigt.

Nicht nur der Ukraine-Konflikt sorgt für Belastung

Der Jahresauftakt gestaltete sich bereits komplex, noch bevor die Meldungen zur Lage in der Ukraine die Schlagzeilen dominierten. Die größte Umschichtung von Wachstums- in Substanzwerte, welche die meisten Anleger je erlebt haben dürften, ging mit einer wesentlichen Neubewertung des Ausblicks für die globale Wirtschaft einher. 

Seit der letzten Ausgabe unseres Globalen Ausblicks gehen die US Federal Reserve (Fed) und andere Zentralbanken aus den Industrie- und Schwellenländern vorsichtiger vor, da sich die Inflation als hartnäckiger erwiesen hat als erwartet. 

Die Aktienbewertungen sind gesunken, die Anleiherenditen gestiegen und die Marktvolatilität hat zugenommen. Indes haben die Rohstoffpreise zu einer Aufwärtsbewegung angesetzt, auch hat der US-Dollar aufgewertet. 

Die Ereignisse in der Ukraine werden in den kommenden Wochen und Monaten zweifelsohne bei den Anlegern im Mittelpunkt stehen, doch es dürften sich einige zusätzliche Themen ergeben, die sie nicht außer Acht lassen sollten:

Covid-19 – Es hat zunehmend den Anschein, als würden sich die Auswirkungen der Omikron-Variante als kurzlebiger erweisen als von vielen befürchtet worden war. Gleichzeitig sollte nicht vergessen werden, dass die Welt immer nur so gut geschützt ist, wie das schwächste Glied in der Impfkette. Dies dürfte die Entscheidungsträger in diesem Jahr vor dem Hintergrund der anhaltenden Wiedereröffnung der Weltwirtschaft beschäftigen. 

Inflation – Die Ereignisse in der Ukraine haben die Lage verkompliziert, doch die Zentralbanken (und die Anleger) hatten das Ausmaß und die Beständigkeit des Preisauftriebs, der mit dem Wiederaufleben der Weltwirtschaft einhergeht, deutlich unterschätzt. Die Energiepreise sorgen für Aufmerksamkeit, aber auch die Arbeitsmärkte dürften einen Fokusbereich darstellen. Werden die Millionen Menschen, die aus der Arbeitsbevölkerung herausgefallen sind, an ihre Arbeitsplätze zurückkehren und den Covid-bedingten Arbeitskräftemangel beheben? Oder werden sich die Forderungen nach höheren Löhnen auch über die von Covid-19 beeinträchtigten Sektoren hinaus erstrecken? Die Inflation ist zu einem politischen wie auch einem wirtschaftlichen Problem geworden. 

Zinsen – Die Fed, die Europäische Zentralbank und die Bank of England äußerten sich besorgt in Bezug auf die Inflation. Die Märkte rechnen zwar mit gewissen Stellungnahmen zur Zinsentwicklung und entsprechenden Maßnahmen seitens der Zentralbanken. Es sind aber durchaus Szenarien denkbar, in denen die Notenbanken noch marktunfreundlicher werden auftreten müssen. Die geldpolitischen Entscheidungsträger haben ihre relativ restriktive Haltung (bislang) beibehalten trotz der Risiken für das Wachstum und die finanzielle Stabilität infolge der Kriegshandlungen Russlands in der Ukraine. 

China – Die chinesischen Aktien- und Anleihenmärkte litten Ende letzten Jahres unter weiterer Schwäche und Volatilität, die den zusätzlichen regulatorischen Maßnahmen seitens der Aufsichtsbehörden, den zunehmenden Sorgen in Bezug auf den Immobiliensektor als Ganzes und der Belastung durch die Null-Toleranz-Politik der Regierung in Bezug auf Covid geschuldet war. 

Obschon sich eine gewisse Entspannung am chinesischen Immobilienmarkt abzeichnet, wird eine Korrektur in diesem Sektor angesichts seiner Größe und Bedeutung auch eine Korrektur der gesamten Wirtschaft nach sich ziehen. Gleichwohl wird das Wirtschaftswachstum in China den globalen Durchschnitt auch weiterhin übertreffen – nur eben nicht in dem Maße, in dem wir es mittlerweile gewöhnt sind. 

Was den Rest Asiens anbelangt, so hat Indien einen wachstums- und investitionsfreundlichen Haushalt vorgelegt. 

Unternehmensgewinne – Die Unternehmensgewinne übertrafen die Erwartungen im vergangenen Jahr deutlich. Die jüngsten Gewinnzahlen aus den USA fielen gemischt aus, stimmen im Großen und Ganzen aber weiterhin zuversichtlich. Die Cashflows der Unternehmen verbessern sich und wir rechnen als Folge mit höheren Kapitalinvestitionen. Dies ist ein Bereich, der letzten Endes für positive Überraschungen sorgen könnte.

Richard Dunbar, Head of Multi-Asset Research, abrdn

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