Chefökonom Lawson: Rezession voraus!

Die Weltwirtschaft scheint auf eine Rezession zuzusteuern, schreibt Jeremy Lawson, Chief Economist, abrdn Research Institute, in einem aktuellen Marktkommentar. abrdn | 11.08.2022 14:40 Uhr
Jeremy Lawson, Chief Economist, abrdn Research Institute / © e-fundresearch.com / Aberdeen Standard Investments
Jeremy Lawson, Chief Economist, abrdn Research Institute / © e-fundresearch.com / Aberdeen Standard Investments
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„Strenge Lockdowns in Schanghai verursachten im letzten Quartal einen starken, wenn auch kurzzeitigen Rückgang des chinesischen Bruttoinlandsprodukts. Die westlichen Sanktionen gegen Russland haben dort und in der Ukraine zu einer tiefen Rezession geführt.“ Der Krieg berge auch durch seine Auswirkungen auf die Rohstoffpreise Rezessionsrisiken. „Aufgrund der russischen Exportbeschränkungen steigen die Erdgaspreise wieder stark an. Am problematischsten ist dies für die Eurozone, in der eine schrumpfende Wirtschaftstätigkeit nun unvermeidlich scheint.“

Zinssenkungszyklus noch entfernt

Den größten Einfluss auf ein globales Rezessionsrisiko habe die weltweite Straffung der Geldpolitik. „Wir gehen davon aus, dass die Zinssätze in den USA bis Mitte 2023 weiter stark ansteigen und einen Höchststand von fast 3,5 % erreichen werden, bevor Rezessionen den Zinssenkungszyklus erzwingen“, sagt Lawson. Zwar sei eine weiche Landung laut dem Investmentexperten möglich, doch es gebe nur wenige historische Beispiele, bei denen Ungleichgewichte in der heutigen Größenordnung ohne eine Rezession abgebaut wurden. „Das Jahr 2023 ist der wahrscheinlichste Zeitpunkt für eine globale Rezession. Ein früherer Zeitpunkt wäre allerdings nicht überraschend.“

Auswirkungen in China am schwächsten

Die Rezession wird Lawson zufolge am deutlichsten in den entwickelten Ländern zu spüren sein, da die Inflation den Lebensstandard belastet, eine lockere Geldpolitik eingedämmt werden muss und die Verflechtungen mit dem US-amerikanischen Wirtschafts- und Finanzzyklus dort am stärksten sind. Doch der Investmentexperte erwartet – mit Ausnahme Chinas – auch eine deutliche Abschwächung in den Schwellenländern: „Eine Volkswirtschaft wie Mexiko wird wahrscheinlich von starken Spillover-Effekten betroffen sein, während China aufgrund seiner Fähigkeit, eine antizyklische Politik zu betreiben, sich davon eher abgrenzen kann. Wir gehen sogar davon aus, dass China eines der wenigen Länder sein wird, in denen sich das Wachstum im weiteren Jahresverlauf verbessert.” Eine systemische Krise in den Schwellenländern sei dennoch unwahrscheinlich, da schwere wirtschaftliche und finanzielle Ungleichgewichte die Ausnahme und nicht die Regel seien.

Kerninflation bleibt hartnäckig

Die globale Gesamtinflation dürfte im Sommer ihren Höhepunkt erreichen und sich dann abschwächen, wenn die Basiseffekte bei den Energiepreisen wegfallen und die Lieferkettenprobleme langsam nachlassen. Am meisten Sorgen bereitet dem Investmentexperten die hartnäckige Kerninflation, die durch angespannte Arbeitsmärkte und andere anhaltende Angebotsengpässe hervorgerufen wird. Sie kann nur durch einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gemildert werden. Auch bleibe der Energiekomplex sehr anfällig für weitere Lieferbeschränkungen, insbesondere wenn die kalte Witterung einsetzt und in den Ländern, die am stärksten vom russischen Gas abhängig sind, Energierationierungen möglich sind. „Dies könnte einen Stagflationsschock auslösen, der als Einfallstor für eine dauerhaft höhere Inflation dient, wenn die Zentralbanken nicht gegensteuern”, warnt Lawson. Dennoch sieht der Investmentexperte auch einen Lichtblick: „Wenn sich die globale Angebotsseite rasch verbessert, wäre es möglich die Inflation unter Kontrolle zu bringen und gleichzeitig das Wachstum der Volkswirtschaften aufrechtzuerhalten. Es besteht auch die Chance, dass ein rascher Abbau der Ersparnisse die Nachfrage länger stützt, auch wenn dies wieder gebremst werden müsste.”

Portfolio wetterfest machen

In Anbetracht dieser makroökonomischen Aussichten dürfte das Marktumfeld weiterhin unbeständig bleiben. Obwohl Risikoanlagen in der ersten Jahreshälfte schlecht abgeschnitten haben, sei dies hauptsächlich auf die Auswirkungen der höheren Zinsen auf die Bewertungen zurückzuführen. „Die Gewinnerwartungen müssen die von uns prognostizierte Rezession noch widerspiegeln. Wenn wir mit unserer Einschätzung Recht haben, dass ein stärkerer Abschwung bevorsteht, sind weitere Rückgänge an den Aktien- und Anleihemärkten wahrscheinlich, weshalb wir Unternehmensrisiken in unserer Musterallokation untergewichtet haben“, so Lawson, und führt weiter aus: „Aufgrund des Potenzials für erneute Rohstoffschocks und die Ungewissheit darüber, wie hoch die Leitzinsen steigen, erhöhen wir die Duration in unseren Portfolios langsam und vorsichtig.“

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