abrdn ESG Team zur COP27: Lücken schließen!

abrdn | 02.11.2022 14:07 Uhr
© Photo by ade on Unsplash
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

In weniger als einem Monat beginnt die 27. UN-Klimakonferenz (COP 27) im ägyptischen Scharm el-Scheich. Die COP27 wird als die „Umsetzungskonferenz“ betrachtet, doch da sich die Aufmerksamkeit auf das aktuelle globale wirtschaftliche und politische Umfeld konzentriert, sieht es derzeit nicht danach aus, als würden die kritischen Lücken zwischen Versprechungen und glaubwürdigen Taten endlich geschlossen werden.

Warum ist die COP27 so wichtig?

Die COP26 zeichnete sich aus durch eine Vielzahl von Versprechen, mit denen das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreichbar bleiben sollte. Die COP27 ist nun entscheidend, um sicherzustellen, dass diese Zusagen aktualisiert und in glaubwürdige Maßnahmen umgewandelt werden, die eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5° C über vorindustriellem Niveau bis Ende dieses Jahrhunderts gewährleisten sollen. Mit jedem Jahr, in dem Zusagen und Handlungen nicht dem entsprechen, was tatsächlich getan werden muss, wird die Lücke größer und das Erreichen der Zielsetzungen von Paris zunehmend unwahrscheinlicher. Für Anleger ist es wichtig, dass die Politik die richtigen Signale und Anreize setzt, die eine Kapitalallokation in Einklang mit Netto-Null ermöglichen.

Für Anleger ist es wichtig, dass die Politik die richtigen Signale und Anreize setzt, die eine Kapitalallokation in Einklang mit Netto-Null ermöglichen.

Ein weiteres wichtiges Thema der COP27 ist die Klärung der Frage, wer für die Verluste und Schäden aufkommt, die durch die physischen Folgen des Klimawandels entstehen, welche heutzutage weltweit nur allzu deutlich in Erscheinung treten. Hierzu gehören Dürreperioden, Hitzewellen und Überschwemmungen, die oft tragischerweise die schwächsten Schwellenländer treffen.

Entwicklung seit der COP26

Was die auf der COP26 gemachten Zusagen und Versprechen betrifft, so wurden davon leider bisher nur wenige in die Tat umgesetzt. Viele der Versprechen können höchsten als „Pläne für Pläne“ bezeichnet werden:

  • Industrienationen haben ihre Verpflichtungen bis 2030 weder in ausreichendem Maße angepasst, noch haben sie die Klimafinanzierung für den globalen Süden entsprechend angehoben.
  • Es wurden noch immer keine ausreichend detaillierten Angaben dazu gemacht, wie die Zusagen erfüllt oder finanziert werden sollen, und man verlässt sich weiterhin zu sehr auf bisher nicht entwickelte Technologien.
  • Die Einführung einer CO2-Bepreisung steckt nach wie vor in den Kinderschuhen – gerade einmal 20% der globalen Emissionen werden dadurch ausgeglichen. Wo sie eingeführt wurde, ist sie deutlich zu niedrig, um einen klaren Anreiz für die Dekarbonisierung zu schaffen.
  • Klimamaßnahmen wurden angesichts der signifikanten globalen Herausforderungen – dem Ukraine-Krieg, der Krise der Lebenshaltungskosten und der Rezession – erstmal zurückgestellt.
  • Gleichzeitig kam es weltweit zu Klimakatastrophen in bisher ungekanntem Ausmaß.

Wie sähe eine erfolgreiche COP27 aus?

Ein Blick auf vier zusammenhängende Lücken, die auf der COP27 angegangen werden müssen:

Schließen der Ambitionslücke – Fast ein Jahr ist seit der Konferenz von Glasgow vergangen und die nationalen Klimabeiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) erreichen laut Aussage von Climate Action Tracker nach wie vor nur eine Begrenzung der Erderwärmung auf 2,4° C. Mit Ausnahme von Indien und Australien haben nur wenige Länder ihre NDCs wirkungsvoll verschärft. Um die Ambitionslücke erfolgreich schließen zu können, wäre eine Anpassung der nationalen Klimabeiträge zur Erreichung einer Begrenzung auf maximal 1,8° C (und vorzugsweise darunter) erforderlich.

Schließen der Glaubwürdigkeitslücke – Die Glaubwürdigkeitslücke zwischen Versprechen und verbindlichen Maßnahmen verhindert, dass Unternehmen die Dekarbonisierung vorantreiben und eine Anlage in diesen Bereich an Attraktivität gewinnt. Mehr als 90% des BIP sowie 83% der Emissionen werden von Netto-Null-Zielen abgedeckt, aber die Realität sieht leider komplett anders aus:

  • Emissionen nehmen weiterhin zu und verzeichneten 2021 einen Anstieg um 6%;
  • die Abholzung im Amazonasgebiet erreichte 2022 ein Rekordniveau; und
  • die Subventionen für fossile Brennstoffe beliefen sich laut einem 2021 erstellten UN-Bericht auf 420 Mrd. USD.

Ein mehrstufiger globaler Mechanismus zur CO2-Bepreisung wäre ideal, um die Lücke zu schließen, aber wir bezweifeln, dass sich die Teilnehmer hierauf einigen können, zumal die geopolitischen Spannungen zwischen den weltweit größten Emittenten derzeit so hoch sind. Ein realistischeres Ziel für die COP27 wäre eine detaillierte Darlegung, wie NDCs konkret umgesetzt werden können, begleitet von glaubwürdigen nationalen politischen Maßnahmen.

Schließen der Gerechtigkeitslücke – Im Mittelpunkt der Klimagerechtigkeitslücke steht die Tatsache, dass die Nationen, die am wenigsten zu den globalen Emissionen beitragen, nämlich hauptsächlich die Länder im globalen Süden, oft am meisten unter den Auswirkungen des Klimawandels zu leiden haben. Die Industrieländer sicherten den Schwellenländern ab 2020 pro Jahr 100 Mrd. USD an Klimafinanzierung zu – dieses Versprechen wurde jedoch nicht erfüllt. Die Industrienationen müssen mehr Verantwortung übernehmen und die notwendigen Mittel zur Klimafinanzierung zur Verfügung stellen, um diese Lücke auf der COP27 anzugehen; dies umfasst:

  • eine verbindliche Verpflichtung zu einer Klimafinanzierung in Höhe von 100 Mrd. USD ab 2023;
  • eine spezielle Finanzierungsfazilität für Verluste und Schäden, um die anfälligsten Länder zu unterstützen.

Schließen der Anpassungslücke – Die Verluste und Schäden infolge des Klimawandels, die bereits rund um den Globus spürbar sind, zeigen, wie wichtig es ist, die Finanzierung dahingehend auszurichten, die Anpassungslücke zu schließen, um sich vor den physischen Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Auch wenn es gelingt, die Erderwärmung auf unter 2° C zu begrenzen, so ist es zu spät, um sich ausschließlich auf die Minderung des Klimawandels zu konzentrieren. Eine verbindliche Verpflichtung zur Anhebung der Finanzierung für die Anpassung an den Klimawandel würde die notwendigen Anreize setzen, damit auch private Anleger in entsprechende Projekte investieren.

Wie wahrscheinlich ist es, dass diese Lücken geschlossen werden?

Leider sind die Erwartungen diesbezüglich nicht sehr hoch. Nur wenige Länder scheinen gewillt, sich stärker zu verpflichten, und eine internationale Kooperation dürfte angesichts des aktuellen globalen wirtschaftlichen und politischen Umfelds nur schwer zu erreichen sein. So wird die Konferenz wahrscheinlich ein weiterer Aufruf zum Handeln bleiben, und vermutlich auch nur ein schwacher, da weder die Anreize noch die Strafen stark genug sind, um ein positives Resultat zu gewährleisten. Obwohl man sich offiziell nicht eingestehen mag, dass das 1,5° C-Ziel nun nicht mehr zu erreichen ist, so wird sich die Diskussion im Anschluss an die Konferenz vermutlich vor allem darum drehen, wie groß die Diskrepanz ist zwischen dem, was getan werden muss, und dem, was letztendlich getan wird. Dies wird eine Debatte über die Konsequenzen für die Klimaverpflichtungen und die noch größere Bedeutung der Anpassungsfinanzierung eröffnen.

Nächste Schritte und unsere Beteiligung

Werden die Klimaauswirkungen des vergangenen Jahres die Akteure zu aggressiveren Maßnahmen bewegen? Oder haben wir unsere letzte Chance verspielt und müssen uns nun mit erreichbareren Zielen begnügen? Für abrdn sind dies entscheidende Fragen.

Ob wir unsere Klimaziele erreichen und unsere Kunden wiederum bei der Umsetzung ihrer Klimaziele unterstützen können, hängt in hohem Maße von den politischen Maßnahmen der Regierung ab. Die Energiewende wird zwar vollzogen, aber nicht in dem erforderlichen Tempo und Ausmaß, um die Klimaneutralität bis 2050 zu verwirklichen. Als Unterzeichner des am 13. September 2022 lancierten Global Investor Statement to Governments für stärkere Klimamaßnahmen bitten wir die Regierungen dringend, die Ambitions- und Glaubwürdigkeitslücke zu schließen. Gemeinsam mit unseren Mitbewerbern aus der Finanzbranche spielen wir eine entscheidende Rolle dabei, Kapital dorthin zu leiten, wo es den größten positiven Effekt erzielen kann. Darum sind wir bei der diesjährigen Konferenz vor Ort und aktiv engagiert, arbeiten proaktiv mit Organisationen, politischen Entscheidungsträgern sowie Investoren zusammen und machen auf die Maßnahmen aufmerksam, die wir ergreifen.

Von Eva Cairns, Head of Sustainability Insights & Climate Strategy und Jeremy Lawson, Chief Economist und Head of Research Institute bei abrdn 

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