Viele risikoscheue Anleger meiden während einer Rezession häufig kleinere Unternehmen. Sie kehren dann zu dieser Anlageklasse zurück, wenn die Wirtschaft wieder wächst. Wir sind jedoch der Meinung, dass diese lang gehegte Strategie falsch ist. Denn wenn man sich die Daten genauer ansieht, kommt man zu einer überraschenden Schlussfolgerung: Der Zeitpunkt für eine Kapitalallokation in Small Caps in wirtschaftlichen Abschwungphasen ist in der Regel früher, als die Anleger denken.
Kleinere Unternehmen schneiden früher als erwartet besser ab
Schauen wir uns die Performance kleinerer und größerer Unternehmen in verschiedenen Wirtschaftsszenarien an. Schaubild 1 zeigt die relative durchschnittliche Performance von US-Small Caps gegenüber Large Caps vor, während und nach Rezessionen (seit den 1980er Jahren). Natürlich ist jede Rezession anders, und es spielen unterschiedliche Mechanismen eine Rolle. Dennoch stechen drei Faktoren hervor.
Erstens neigen größere Unternehmen dazu, ihre kleineren Konkurrenten vor und zu Beginn von Rezessionen zu übertreffen. Das macht Sinn. In wirtschaftlichen Abschwüngen bevorzugen risikoscheue Anleger in der Regel sicherere Anlagen. Im Bereich der Aktien bedeutet dies reifere, gut etablierte größere Unternehmen. Deren Märkte sind oft weniger volatil und die Erträge stabiler. Im Gegensatz dazu betrachten Anleger kleinere Unternehmen als riskantere Anlagen. Viele Unternehmen sind nicht so gefestigt wie größere Firmen. Erträge und Gewinnspannen können daher in Zeiten des Umbruchs unter Druck geraten.
Zweitens werden diese Faktoren auf den Kopf gestellt, wenn wir eine Rezession hinter uns lassen. In Erholungsphasen schneiden kleinere Unternehmen in der Regel besser ab als ihre größeren Konkurrenten. Es liegt in der Natur der Sache, dass Small Caps wendiger sind und schneller als große Unternehmen auf Veränderungen im Geschäftsumfeld reagieren können. Kleinere Unternehmen können daher die neuen Chancen nutzen, die eine wachsende Wirtschaft bietet. Die daraus resultierende höhere Risikobereitschaft der Anleger kommt kleineren Unternehmen ebenfalls zugute.
So weit, so vorhersehbar. Der dritte Punkt ist jedoch nicht allgemein bekannt: Kleinere Unternehmen haben in der Vergangenheit kurz nach Beginn einer Rezession begonnen, besser abzuschneiden als große Unternehmen. Wie Sie aus Abbildung 1 ersehen können, kann dieser Aufschwung bereits drei bis sechs Monate nach einer Rezession einsetzen. Das liegt daran, dass der Markt dazu neigt, eine wirtschaftliche Erholung einzupreisen, bevor sie eintritt. Dieses Phänomen ist jedoch nicht Teil des traditionellen Small/Large-Cap-Ansatzes. Wir glauben, dass diese Diskrepanz Chancen für aktive Anleger schafft.
Kleinere Unternehmen in einer Rezession
Interessante Daten von William Blair zu US Small vs. US Large