Schwellenländer und SDGs – Investitionen, wo sie am dringendsten benötigt werden

Wir werfen einen Blick auf einige der Unternehmen, die zur Lösung einiger der größten Herausforderungen unserer Zeit beitragen. abrdn | 19.09.2023 15:21 Uhr
Samuel Bevan, Investment Director - Emerging Market Corporate Debt, abrdn / © e-fundresearch.com / abrdn
Samuel Bevan, Investment Director - Emerging Market Corporate Debt, abrdn / © e-fundresearch.com / abrdn

Die Welt sieht sich enormen Herausforderungen gegenüber. Vom Klimawandel über Ungleichheit und Armut bis hin zum Verlust der Artenvielfalt – es gibt viel zu tun. 

Als Reaktion darauf haben die Vereinten Nationen 2015 ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) vorgestellt. Die SDGs sind ein Rahmenwerk zur Schaffung einer besseren und nachhaltigeren Zukunft für alle. Alle 193 UN-Mitgliedsstaaten haben die Ziele und die vereinbarten Meilensteine unterzeichnet. Die Erreichung der Ziele wurde ursprünglich auf 2030 festgesetzt.

Zur Förderung der SDGs sind enorme Investitionen erforderlich. Schätzungen der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung zufolge sind jedes Jahr zwischen 5 und 7 Bio. USD an Mitteln aus dem Privatsektor vonnöten, um die SDGs bis 2030 zu erreichen.

Bereiche mit dem größten Bedarf

Für asiatische Nationen und die Schwellenländer (Emerging Markets, EM) sind die SDGs besonders wichtig. In diesen Regionen besteht im Hinblick auf die Erreichung der Ziele der größte Investitionsbedarf.

So etwa im Bereich Wasser und Sanitäreinrichtungen. Die Wasserressourcen pro Kopf sind rückläufig, und 80-90% der Abwässer in den Industrieländern werden ohne Aufbereitung abgeleitet.1 Dann wäre da noch die finanzielle Inklusion. Schätzungen der Weltbank zufolge haben 31% der Erwachsenenbevölkerung weltweit keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen im Rahmen des traditionellen Finanzsystems.2 Eine angemessene Gesundheitsversorgung und Sozialfürsorge sind so wichtig wie eh und je. In vielen Industrieländern wird ein enormer Teil der Gesundheitsausgaben jedoch nach wie vor aus eigener Tasche bezahlt. Die Liste lässt sich beliebig fortführen.

Es gibt aber auch positive Entwicklungen. Viele Schwellenländer befinden sich in einer frühen Entwicklungsphase. Gelder, die in diese Regionen fließen, haben somit einen größeren Impact als Kapital, das in die Industrieländer investiert wird.

Unseres Erachtens bietet dies erhebliche Anlagechancen für Unternehmen, die nachhaltige Lösungen zur Verfügung stellen. Viele Unternehmen dürften überdurchschnittliche langfristige Finanzerträge erzielen, indem sie sich rentable Wachstumschancen zunutze machen. Sie profitieren überdies von der steigenden Nachfrage nach Produkten, Dienstleistungen und Infrastruktur, die einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und zur Umwelt leisten.

Wie gestaltet sich dies in der Praxis?

Ein erwähnenswertes Unternehmen ist Manila Water (SDG 6 – Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen). Es setzt sich im Zuge der zunehmenden Urbanisierung Manilas für Projekte mit Bezug zu einer sicheren und nachhaltigen Wasserversorgung ein. Das Unternehmen erzielt bereits beachtliche Fortschritte. 1997 hatten lediglich 26% der Ostzone Manilas rund um die Uhr Zugang zu Wasser. Dieser Wert ist mittlerweile auf 97% gestiegen. Manila Water hat die Anbindung an die Kanalisation in diesem Zeitraum überdies um das etwa 180-Fache erhöht. Als Folge erzielt das Unternehmen seinen Umsatz zu 95% mit Wasser- und Abwasserdienstleistungen. Es stellt somit grundlegende Versorgungsleistungen zur Verfügung und erzielt gleichzeitig finanzielle Erträge.

In Peru findet sich der Apothekenbetreiber InRetail (SDG 3 – Gesundheit und Wohlergehen). Er verfügt über ein Netzwerk von mehr als 2.200 Filialen im ganzen Land, durch das das Unternehmen insbesondere der wachsenden Mittelschicht Zugang zu sicheren und erschwinglichen pharmazeutischen Produkten bietet. Der Apothekenumsatz (ohne den nicht-essentiellen, nicht-pharmazeutischen Absatz) machte 2022 43% des Umsatzes von InRetail im Endverbrauchergeschäft aus.

Ein weiteres Unternehmen ist Helios Towers (SDG 9 – Industrie, Innovation und Infrastruktur). Beinahe 200 Millionen Menschen in Subsahara-Afrika haben keinen Zugang zu mobilem Breitbandinternet. Dies betrifft vor allem ländliche Gebiete. Helios Towers treibt die digitale Vernetzung für diese Gemeinschaften in Tansania, der Demokratischen Republik Kongo, Madagaskar und Malawi voran – mit beeindruckenden Ergebnissen. Mittlerweile verfügen rund 141 Millionen Menschen über einen Anschluss. Dies entspricht einem Anstieg um 19% gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Mobilfunkmasten in ländlichen Gebieten ist um beinahe 6.000 gestiegen (Zuwachs um 70% im Vorjahresvergleich). Gleichzeitig bewegt sich die Serviceverfügbarkeit bei beachtlichen 99,97%.

Schließung der Finanzierungslücke

Trotz der Bedeutung und der Dringlichkeit der SDGs besteht nach wie vor eine erhebliche Finanzierungslücke. Der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden Angebotsschocks haben einen sprunghaften Inflationsanstieg rund um den Globus nach sich gezogen. Die Zentralbanken leiteten Straffungszyklen ein und beschränkten damit den Zugang zu den Finanzmärkten, was geringere Mittelflüsse von den Industrie- in die Schwellenländer zur Folge hatte.

Als Folge sind in den Schwellenländern zur Umsetzung der SDGs bis 2023 zusätzliche jährliche Investitionen in Höhe von 3,9 Bio. USD vonnöten. Die asiatischen Länder werden Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge bis 2030 weniger als 10% ihrer messbaren Ziele erreichen. Um dieses Defizit auszugleichen, sind Investitionen von schätzungsweise 1,5 Bio. USD pro Jahr erforderlich.3

Diese Mittel stehen auch im System zur Verfügung. Die von Banken, institutionellen Investoren und anderen Stellen gehaltenen finanziellen Vermögenswerte belaufen sich auf über 378,9 Bio. USD. Indem die Finanzwelt ihre Anstrengungen bündelt, kann sie wesentlich dazu beitragen, die Finanzierungslücke zu schließen. Dies betrifft auch die Anlageverwaltungsbranche mit einem Umfang von 123 Bio. USD.4

Abschließende Erwägungen...

Wir sind der Ansicht, dass an den SDG ausgerichtete Anlagen eine entscheidende Möglichkeit darstellen, die dringendsten Probleme unserer Welt anzugehen. Zugegeben, die jüngsten Ereignisse haben die Anlagetätigkeit zu einer Zeit eingeschränkt, in der Investments am dringendsten benötigt werden. Dennoch verfolgen zahlreiche Unternehmen bereits rentable Wachstumschancen, um sich diese Gelegenheit zunutze zu machen. Es werden zweifelsohne weitere folgen, wenn sie die Vorteile erkennen, die mit einem Beitrag zur Erreichung der SDGs verbunden sind. Für Anleger stellt dies unseres Erachtens eine einmalige Chance dar, Gutes zu bewirken und gleichzeitig finanzielle Erträge zu erwirtschaften. Eine zweite Chance bekommen wir unter Umständen nicht.

1unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000375751#:~:text=Globally%2C an estimated 80%25 of all industrial and, sanitation and wastewater treatment facilities are grossly lacking.

2 UFA2020 Overview: Universal Financial Access by 2020 (worldbank.org)

3 https://www.oecd.org/dev/OECD-UNDP-Scoping-Note-Closing-SDG-Financing-Gap-COVID-19-era.pdf

4https://www.oecd.org/dev/OECD-UNDP-Scoping-Note-Closing-SDG-Financing-Gap-COVID-19-era.pdf

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