Indien befindet sich in einem zyklischen Aufschwung, wobei mehrere Faktoren eine Rolle spielen, darunter ein florierender Immobiliensektor, der in krassem Gegensatz zu den Problemen des chinesischen Immobiliensektors steht. Der Bankensektor kann einige der besten Bilanzen seit über einem Jahrzehnt vorweisen, und die Regierung tätigt weiterhin mit Eifer Infrastrukturausgaben, um das Wachstum zu fördern. Die Stimmung der Verbraucher bessert sich nach den dunklen Tagen der Pandemie. Die Nachfrage in den Städten ist robust und der Optimismus breitet sich allmählich auf ländlichere Teile Indiens aus. Generell nimmt der Anteil Indiens am Welthandel zu. Die Lockerung von Beschränkungen durch die Regierung hat dazu geführt, dass mehr ausländische Direktinvestitionen in das Land fließen.
Ein genauer Blick
Die Realität vor Ort ist genauso ermutigend wie das optimistische Makrobild.
Die Unternehmensgewinne sind im Aufwind. In der Bilanzsaison von Juli bis September sind die Gewinne im Vergleich zum Vorjahr um 41% gestiegen und die durchschnittlichen Gewinne entsprechen den Markterwartungen. Es wird erwartet, dass die Unternehmensgewinne im gesamten Geschäftsjahr um 20% im Vergleich zum Vorjahr steigen werden, was auf die guten Fundamentaldaten der Unternehmen zurückzuführen ist.
Indien hat in den letzten Jahren durchweg wachstumsfördernde Haushalte vorgelegt, wobei ein beträchtlicher Schwerpunkt auf den öffentlichen Infrastrukturausgaben lag. Dies ist ein positiver Trend, denn die Infrastruktur war bisher ein Wachstumshemmnis. Ein Beispiel sind die Logistikkosten, die in Indien im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt deutlich höher sind, was sich schmerzlich auf die Wirtschaft auswirkt.
"Wir glauben, dass die indische Logistik mit der Zeit effizienter und weltweit wettbewerbsfähiger werden wird."
Die Modi-Regierung will die Kosten in den nächsten fünf Jahren senken, indem sie Industriekorridore zwischen großen indischen Städten entwickelt. Zusammen mit den laufenden Entwicklungen im Straßen-, Flughafen- und Wasserstraßensektor sowie der Digitalisierung des Sektors wird die indische Logistik unserer Ansicht nach mit der Zeit effizienter und weltweit wettbewerbsfähiger werden.
Wir sind nach wie vor optimistisch, was den aktuellen industriellen Investitionszyklus in Indien angeht. Unter anderem erwarten wir, dass das künftige Wachstum von den kleineren Städten ausgehen wird, was zum Teil auf die von der Regierung vorangetriebene Infrastrukturentwicklung zurückzuführen ist. Es ist auch erwähnenswert, dass indische Unternehmen nicht so stark von Kapitalmarktströmen als Hauptfinanzierungsquelle abhängig sind, was nicht nur ihre Volatilität, sondern auch ihr Beta reduziert. Darüber hinaus hat der Aufstieg inländischer institutioneller und privater Anleger die Abhängigkeit von globalen Kapitalströmen verringert. Das hat zur relativen Stabilität des indischen Aktienmarktes beigetragen.
Abschließende Überlegungen
Ein Engagement auf dem indischen Markt ist nie ohne Risiko. In den drei Jahrzehnten, in denen wir in Indien investiert haben, haben wir uns daran gehalten, eine aktive Bottom-up-Strategie zu verfolgen, die sich auf langfristige Qualität konzentriert. Das bedeutet, dass wir Unternehmen meiden, die stark fremdfinanziert sind oder eine schlechte Corporate Governance aufweisen unabhängig von der Entwicklung ihrer Aktienkurse.
Eine aktive, auf Qualität ausgerichtete Strategie ist in einem so dynamischen Markt wie Indien immer noch sehr gut geeignet.
Von Kristy Fong, Investment Director, abrdn