Wir befinden uns aktuell an einem Wendepunkt für die asiatischen Volkswirtschaften. Die damit verbundenen veränderten Rahmenbedingungen kommen gerade auch kleinen und mittleren Unternehmen zugute: Mit dem Beginn des Zinssenkungszyklus in Asien wird der Druck auf die asiatischen Währungen nachlassen, was den Regierungen mehr Spielraum zur Förderung des Wirtschaftswachstums gibt. Dies wiederum wird den heimischen Volkswirtschaften zugutekommen, was vor allem den asiatischen Small-Cap-Unternehmen entgegenkommt, da diese eher auf die Inlandsmärkte ausgerichtet sind. Darüber hinaus wird ein fallender Dollar die Zuflüsse in asiatische Aktien ankurbeln, wobei eine Allokation in kleinere Unternehmen besonders von diesem Rückenwind profitieren dürfte. Das Niedrigzinsumfeld verringert auch den Finanzierungsstress für Small-Cap-Unternehmen und ermöglicht es ihnen, Wachstumschancen effektiver zu nutzen.
So wird für kleinere asiatische Unternehmen ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum von rund 41% im Jahr 2024 prognostiziert, womit sich dieses deutlich vom negativen Ergebnis des Jahres 2023 erholt. Dieses Wachstum liegt auch deutlich über dem ihrer größeren Pendants, wobei für asiatische Large Caps ein Gewinnwachstum von ca. 19% und für weltweite Aktien von ca. 7% erwartet wird. Bemerkenswert ist, dass die Gewinne von asiatischen Small-Cap-Unternehmen nicht nur positiv ausfallen, sondern dass sie den Prognosen zufolge bis 2025 das größte Gewinnwachstum aufweisen dürften.
Auch aus der Bewertungsperspektive sind asiatische Small Caps sowohl im Vergleich zu ihren US-Small-Cap-Pendants als auch zum breiteren US-Aktienmarkt weiterhin günstig. Asiatische Small Caps werden mit einem relativen Abschlag von ca. 40% gegenüber US-Small Caps und ca. 30% gegenüber dem breiteren US-Aktienmarkt gehandelt.
Struktureller Rückenwind bei globalen Trends
Darüber hinaus sind asiatische Small Caps nach wie vor eine attraktive Möglichkeit, Zugang zu einigen der beständigsten und spannendsten Themen der Weltwirtschaft zu erhalten. Sie sind im Allgemeinen agiler als größere Unternehmen und können ein spezialisierteres Engagement ermöglichen. Zudem verfügen diese über einen sehr guten Zugang zu Konsumenten der aufstrebenden Mittelschicht etwa in Taiwan, Südkorea und den ASEAN-Staaten. Diese Binnenmärkte sind für Large Caps schwer zugänglich, profitieren aber von strukturellen Trends. Zudem sind kleinere Unternehmen Nutznießer von Nearshoring-Bestrebungen und der Diversifizierung der Lieferketten, was deren Erträge vor allem in Indien, Südkorea und der ASEAN-Region wie etwa in Vietnam antreibt. Ein Engagement in asiatische Small-Cap-Unternehmen kann zudem eine Möglichkeit sein, auf die Karte technologischer Innovationen zu setzen und den Trend der generativen künstlichen Intelligenz zu nutzen. Angesichts der steigenden Nachfrage nach Halbleitern und technologischen Geräten beobachten wir, dass sich Small-Cap-Unternehmen im asiatischen Raum auf höherwertige Produkte fokussieren, was zu einer Verbesserung der Margen führt.
Diversifikationsvorteile von Small Caps nutzen
Neben den positiven Gewinnaussichten bieten asiatische Small-Cap-Unternehmen zudem ein äußerst vielfältiges Investmentangebot. Die Länder- und Sektorgewichtung innerhalb der Anlageklasse unterscheidet sich deutlich von der ihrer Large-Cap-Pendants, was den Anlegern besondere Chancen eröffnet. So kann angesichts der unterschiedlichen Positionierung ein Engagement in Small Caps nicht nur das Engagement in Large Caps sinnvoll ergänzen, sondern auch die Gesamtperformance des Portfolios verbessern. Beispielsweise hat China lediglich einen Anteil von rund 7,5% am Small-Cap-Index im Gegensatz zum MSCI APxJ Large Cap mit annähernd 25%, weshalb der APxJ Small Cap ein ganz anderes Risikoprofil aufweist. Der Finanzsektor etwa ist im APxJ Small Cap lediglich mit knapp 10% gegenüber mehr als 20% im Large Cap-Index gewichtet. Dagegen sind bei den Small Caps Industriegüter und der Gesundheitssektor deutlich übergewichtet.
Ein häufig vorgebrachter Einwand gegen Investitionen in asiatische Small Caps ist, dass sie zu riskant seien. Dies ist tatsächlich nicht der Fall, denn asiatische Small-Cap-Unternehmen weisen historisch gesehen sogar eine geringere Volatilität auf und sind weniger anfällig für ausländische Kapitalströme als ihre Pendants aus dem Bereich der Large-Caps und auch als weltweite Small-Caps. Dieses geringere Risiko kann für Anleger, die ihre Portfolios diversifizieren wollen, äußerst interessant sein.
Mehr Alpha durch adäquates Research
Die Small-Cap-Branche in Asien ist nach wie vor wenig erforscht, da ca. 39% der Unternehmen nur von drei oder weniger Analysten beobachtet werden. Im Gegensatz dazu gibt es bei den Large Caps nur etwa 11% der Unternehmen mit einer derart begrenzten Analystenabdeckung. Dies bietet bei einer adäquaten Research-Abdeckung eine überzeugende Gelegenheit zur Generierung von mehr Alpha. Small-Cap-Unternehmen weisen im Vergleich zu ihren Large-Cap-Pendants auch eine höhere Streuung der Renditen auf. Diese Variabilität kann unsere Meinung nach zu einem signifikanten Aufwärtspotenzial für Anleger führen, die in hochwertige Small-Cap-Unternehmen investieren. Mit lokalem und umfassenden Research lassen sich auch versteckte Perlen im asiatischen Small-Cap-Universum aufspüren, die das Potenzial haben, den breiten Markt übertreffen zu können.
Von Yoojeong Oh, Investment Director Asian Equities von abrdn