Zuversicht der Unternehmen steigt

40 Prozent der Fidelity-Analysten bescheinigen höheres Vertrauen der Unternehmen weltweit in die Geschäftsentwicklung der nächsten 12 bis 18 Monate. Der vorsichtige Optimismus überwiegt für die entwickelten Märkte, allen voran für die USA. Fidelity International | 01.04.2014 13:57 Uhr
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Die Weltwirtschaft kommt langsam aus dem Krisenmodus heraus. Die Wirtschaft und die Unternehmen haben weltweit den Pfad zu einer Normalisierung eingeschlagen. Das ist ein wesentliches Ergebnis der dritten regelmäßigen Analystenumfrage von Fidelity Worldwide Investment. In diesem Jahr haben 128 Aktien- und Anleiheanalysten der Fondsgesellschaft an der Umfrage teilgenommen. Da jeder dieser Analysten als Kernbestandteil des von Fidelity verfolgten Bottom-Up-Investmentansatzes laufend Gespräche mit Entscheidungsträgern zahlreicher Unternehmen führt, spiegelt die Umfrage die Ansichten tausender Vorstandsvorsitzender und anderer Spitzenmanager von Unternehmen aus aller Welt wider.

40 Prozent der befragten Analysten gaben in der Umfrage an, dass die von ihnen analysierten Firmen heute mehr Vertrauen in die Geschäftsentwicklung für die kommenden zwölf bis achtzehn Monate haben, als vor einem Jahr. Bei drei Prozent ist das Vertrauen sogar sehr viel höher. Dagegen gaben nur 16 Prozent an, dass das Vertrauen leicht nachgelassen hat, und nur drei Prozent, dass es stark zurückgegangen ist. 38 Prozent können keine Veränderung feststellen.

USA werden wieder zur Wachstumslokomotive

,,Insgesamt scheint es, als ob die Unternehmen endlich ein kleines Licht am Ende eines langen, zeitweise sehr dunklen Tunnels sehen", interpretiert Henk-Jan Rikkerink, Leiter Aktienresearch von Fidelity Worldwide Investment. ,,Wie die Umfrage zeigt, kehrt das Vertrauen weltweit in den Unternehmen und an den Märkten zurück. Allerdings sowohl vom Umfang als auch von der Geschwindigkeit her langsamer, als manche es derzeit erhoffen. Die Stimmung lässt sich aktuell deshalb auch am besten als vorsichtig optimistisch beschreiben."

Regional führend hinsichtlich dieses vorsichtigen Optimismus sind die USA. Konkret gaben 57 Prozent der Analysten an, dass die Zuversicht bei US-Unternehmen moderat gestiegen ist, bei 43 Prozent ist sie unverändert. Bei der Frage nach den geplanten Kapitalinvestitionen in den USA stellen 52 Prozent der Analysten einen moderaten Anstieg fest, und 78 Prozent gaben an, dass die von ihnen abgedeckten Firmen planen, ihre Dividenden zu erhöhen. Damit dürfte die US-Wirtschaft in den kommenden zwölf Monaten wieder die führende Rolle in der Weltwirtschaft übernehmen.

Ein moderater Anstieg der Zuversicht ist auch in Europa (49 Prozent) und in Japan (53 Prozent) festzustellen. Japans Unternehmen profitieren dabei offenbar von den von Premierminister Shinzo Abe angestoßenen Reformen. 65 Prozent der Analysten erwarten hier einen Anstieg der Kapitalrendite. Dies ist der höchste Wert − noch vor Europa (51 Prozent) und den USA (43 Prozent).

Deutlich zurückhaltender ist dagegen der Ausblick für die Emerging Markets. Für EMEA (Eastern Europe, Middle East and Africa) und Lateinamerika gaben 36 Prozent an, dass das Vertrauen in die weitere Geschäftsentwicklung abgenommen hat. Eine ähnliche Tendenz ist auch für Asien ausgenommen China und Japan festzustellen. Lediglich für China überwiegt der Optimismus. Dort stellen 40 Prozent der Analysten einen moderaten Anstieg der Zuversicht fest, zehn Prozent sogar einen starken Zuwachs. Nur 20 Prozent gaben an, dass die Firmen dort aktuell weniger optimistisch sind als vor zwölf Monaten. Allerdings scheinen dort die steigenden Lohnkosten zu einem Thema zu werden. So erwarten zwar 56 Prozent weltweit einen moderaten Anstieg der Löhne, in Asien und insbesondere in China dürfte dieser aber am stärksten ausfallen. In China rechnen alle Analysten mit einem moderaten (80 Prozent) oder starken (20 Prozent) Zuwachs. Damit, so ein weiteres Kernergebnis der Studie, sind Industrienationen derzeit gegenüber den Schwellenmärkten zu favorisieren.

Steigende Dividenden sowie Übernahmen und Fusionen sind Treiber der Aktienmärkte

Zwei der wesentlichen Treiber am Aktienmarkt werden laut dem Fidelity Analystennetzwerk das Dividendenwachstum sowie Zusammenschlüsse und Übernahmen (M&A) sein. So rechnen 94 Prozent der Analysten damit, dass die Firmen in den kommenden zwölf Monaten die Dividenden anheben (40 Prozent) oder gleich belassen (54 Prozent). Über 80 Prozent der befragten Analysten gaben an, dass die von ihnen analysierten Unternehmen dem M&A-Thema in den kommenden ein bis zwei Jahren Priorität einräumen werden. Die meisten Analysten erwarten eine moderate Zunahme der M&A-Aktivitäten (61 Prozent), 15 Prozent glauben an einen starken Anstieg und fünf Prozent gehen davon aus, dass das Thema sehr große strategische Priorität haben wird.

Pharma und IT zählen zu den favorisierten Branchen

Auf Branchenebene ist die Zuversicht für die künftige Geschäftsentwicklung im Gesundheitssektor am stärksten gestiegen. Dort gaben 67 Prozent der Analysten an, dass sie eine moderate Verbesserung feststellen, gefolgt von den Herstellern von zyklischen Konsumgütern (53 Prozent). Weitere elf Prozent der Analysten sind sogar sehr viel positiver für die Pharmabranche auf Sicht der nächsten achtzehn Monate eingestellt als noch vor einem Jahr.

Das beste Ertragssteigerungspotenzial erwarten die Umfrageteilnehmer für Firmen, deren Geschäft stark auf intellektuellen Eigentumsrechten basiert, insbesondere für die Pharma- (78 Prozent) und die IT-Branche (64 Prozent). Bezüglich des Dividendenwachstums ist der Optimismus im Finanzsektor - 52 Prozent der Analysten erwarten hier einen Anstieg in den kommenden zwölf Monaten - und im Gesundheitssektor (56 Prozent) am stärksten ausgeprägt. Über alle Branchen hinweg rechnen 40 Prozent der Analysten mit einem Anstieg der Dividenden im kommenden Jahr.

Regulatorische Einflüsse werden von Investoren unterschätzt

Allerdings gibt es auch Entwicklungen, die Risiken mit sich bringen können. So sagt zwar die Mehrzahl der Analysten, dass die Bilanzen der von ihnen laufend analysierten Unternehmen aktuell in einem besseren Zustand sind, als vor drei Jahren. Dennoch gaben 21 Prozent an, dass die Bilanzen leichte Risiken aufweisen, fünf Prozent sehen hohe Risiken. Aus diesem Grund muss dem Thema erhöhter Fremdkapitalaufnahme wieder mehr Beachtung geschenkt werden. Zudem rechnet jeweils ein Drittel der befragten Analysten mit einem moderaten oder sogar signifikanten Einfluss neuer Regularien auf die jeweiligen Industrien und Sektoren. Entscheidend: 59 Prozent der Experten gehen davon aus, dass die Auswirkungen dieser verschärften Gesetzesvorgaben bislang nur zum Teil am Kapitalmarkt eingepreist sind, zehn Prozent sind sogar der Ansicht, dass diese noch gar nicht berücksichtigt sind.

Zusammenfassend lässt sich für den Aktienbereich feststellen, dass eine insgesamt aktionärsfreundlichere Politik die Aktienkurse unterstützen dürfte. Firmenspezifische Themen werden stärker im Fokus der Investoren stehen. In diesem Umfeld werden Bottom-Up-Research und Stockpicking an Bedeutung gewinnen. Auf der Anleihenmarktseite gehen die Analysten laut der Umfrage davon aus, dass der Kreditzyklus weit fortgeschritten ist und die Bewertungen im historischen Vergleich hoch erscheinen. Zudem könnte die anziehende M&A-Aktivität zu einer erhöhten Emissionstätigkeit führen. Event-Risiken wie Übernahmen und Fusionen werden deshalb ein beherrschendes Thema im Bondbereich sein und eine sehr gründliche Analyse der einzelnen Emittenten erforderlich machen. 

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