"Traditionelle Rentenfondsansätze sind aus den folgenden Gründen ein antiquierter und ineffizienter Weg, um in den Anleihemarkt zu investieren:
Zu den Risiken, denen Anleiheinvestoren im aktuellen Marktumfeld ausgesetzt sind, zählen die Angst vor einem erneuten Abrutschen der Eurozone in eine Rezession, die den Deflationsdruck erhöhen könnte, sowie geopolitische und länderspezifische Risiken - vor allem in den Schwellenländern. Auch ein unerwartet hoher Anstieg der Inflation in den USA aufgrund der fortschreitenden wirtschaftlichen Erholung ist ein latentes Risiko: Er würde die US-Notenbank zu einer schnelleren Zinserhöhung zwingen, als es der Markt derzeit erwartet.
In diesem Umfeld sind traditionell aufgebaute Anleiheportfolios, die in der Regel statisch in eine oder zwei Anleiheklasse investieren, zu überdenken. Sie brachten historisch zwar drei Vorteile: Diversifikation, laufende reale Erträge und eine im Vergleich zu Aktien niedrigere Volatilität. Auf der rückblickend niedrigen Wertschwankung basiert auch die im Schnitt relativ niedrige Risikobewertung von Rentenfonds in den wesentlichen Anlegerinformationen.
Seit 2008 aber hat ein struktureller Wandel stattgefunden. Heute bergen Staatsanleihen, selbst die bestimmter Industrieländer, potenziell ein viel höheres Risiko. Und Staatsanleihen machen mittlerweile in den globalen Standard-Rentenindizes mit rund einem Viertel einen nicht unerheblichen Teil des Gesamtrisikos aus.
Hinzu kommt, dass wir derzeit zwar sehr geringe Schwankungen am Rentenmarkt erleben. Da sich jedoch mittel- bis langfristig die ökonomischen Bedingungen insgesamt verbessern dürften, sollten auch die Anleiherenditen wieder ansteigen - was dann gerade bei traditionellen Rentenportfolios zu Kursverlusten führt. Bei Unternehmensanleihen wiederum hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass es - auch unter der Berücksichtigung von Kosten - kaum eine Mehrrendite bringt, sie dauerhaft überzugewichten.
Erfolgsformel für Rentenfonds: Aktiv, flexibel und breit gestreut
Worauf sollten Anleger also jetzt mit Blick auf die Rentenfonds in ihrem Depot oder bei geplanten Neuanlagen achten? Entscheidend ist in erster Linie, dass das Anleiheportfolio aktiv gesteuert wird, damit der Fondsmanager schnell auf veränderte Risiken reagieren kann. Gleichzeitig sollte er die gesamte Bandbreite an Anleiheklassen ausnutzen. Dazu gehören weltweit ausgewählte Staatsanleihen und Unternehmensanleihen, aber auch Hochzinsanleihen, Schwellenländeranleihen und sogenannte inflationsindexierte Anleihen.
Ein gerade im jetzigen Umfeld wichtiger Faktor ist das geschickte Management der durchschnittlichen Kapitalbindungsdauer, oder ,,Duration", im Anleiheportfolio. Sie ist ausschlaggebend dafür, wie stark ein Portfolio auf Zinsänderungen reagiert. Trotz des erhöhten Risikos für die Anleihemärkte durch einen zu plötzlichen Zinsanstieg in den USA ist eine Duration nahe Null, wie sie manche fordern, nicht optimal.
Und das aus mehreren Gründen: Erstens ist die Performance eines Portfolios dann stärker von der Entwicklung der Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen abhängig und wird damit schwankungsanfälliger und aktienähnlicher. Zweitens werden kurz laufende Papiere, die sich dann stärker im Portfolio befinden, niedriger verzinst, was nur durch die Inkaufnahme eines höheren Risikos ausgeglichen werden kann. Das aber wiederspricht der Idee der Beimischung von hochwertigen Anleihen, die ein Portfolio stabilisieren sollen. Und drittens glättet das Zusammenspiel von Kapitalbindungsdauer und Renditeaufschlägen die Ertragsentwicklung von Unternehmensanleihen über den Marktzyklus hinweg. Wird die Laufzeit reduziert, funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr.
Für optimal halte ich deshalb die aktive Steuerung der Duration in einem Zeitraum von drei bis sieben Jahren - wobei ich mich derzeit klar am unteren Ende dieser Spanne bewege, um den Einfluss möglicher Zinsänderungen gering zu halten."
Andrew Weir ist Portfoliomanager des globalen Anleihefonds Fidelity Rentenanlage Klassik (ISIN LU0954695234).