„Nach mehr als zwei Jahrzehnten nachlassender Bedeutung scheint der japanische Aktienmarkt an der Schwelle zu einem dauerhaften und nachhaltigen Aufwärtstrend zu stehen. Das hat Auswirkungen weit über die Grenzen Japans hinaus. Dennoch verkennen viele Anleger den dortigen Aktienmarkt und seine aussichtsreiche Zukunft.
Einer der Hauptgründe für die verbesserten Aussichten ist die geopolitische Verschiebung in Asien, vor allem ein selbstbewussteres China. Politiker und andere Entscheidungsträger in Japan konzentrieren sich deshalb darauf, den geopolitischen Einfluss des eigenen Landes zu stärken. Das gelingt nur mit einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung Japans.
Positiv ist in diesem Zusammenhang, dass die Politik von zyklischen Faktoren unterstützt wird. So verbessert die sehr niedrige Arbeitslosenquote die Aussicht auf steigende Haushaltseinkommen. Sie sind für die Reformpolitik des japanischen Ministerpräsidenten Abe von entscheidender Bedeutung. Denn die höheren Einkommen sollen das Verbrauchervertrauen verbessern und damit für steigende Haushaltsausgaben sorgen. Das soll dazu beitragen, das Land von der deflationären in eine inflationäre Stimmung zu führen. Steigende Konsumausgaben stützen die Profitabilität der Unternehmen und bereiten damit den Boden für Investitionen, die Japans Wirtschaft wieder auf einen dauerhaften Wachstumspfad führen.
Die Sorge, dass die niedrigen Energiepreise die Deflation in Japan wieder anheizen könnten, ist zwar verständlich, aber aus meiner Sicht unbegründet. Denn niedrige Energiepreise wirken sich zwar für mindestens ein Jahr negativ auf die Inflationsrate aus, sind aber umgekehrt für die Kaufkraft der Verbraucher und Unternehmen sehr positiv. Da Japan seine fossilen Brennstoffe importiert, werden mögliche disinflationäre Tendenzen des niedrigen Ölpreises durch die zu erwartenden positiven Konjunkturimpulse überlagert.
In den kommenden Quartalen sollte die Regierung ihren Einfluss auf die wirtschaftliche Erholung des Landes aber reduzieren. Die Zukunft Japans liegt in den Händen der Konsumenten und der Unternehmen, deren Ausgaben und Investitionen das Land aus der Deflationsspirale führen müssen. Andererseits unterschätzen viele Beobachter jedoch, wie entscheidend bislang die Rolle der Regierung bei der Verbesserung der Corporate Governance in Japan war. Insbesondere der Fokus auf eine höhere Eigenkapitalrendite rechtfertigt künftig steigende Aktienbewertungen.“
Alex Treves, Fidelity Worldwide Investment