Energiesektor übergewichtet – Ölmarkt dürfte neues Gleichgewicht finden
„Derzeit gibt es viele Faktoren, die Europa zugutekommen: Niedrige Ölpreise kurbeln den Konsum an, während der schwache Euro die Produkte europäischer Unternehmen global wettbewerbsfähiger macht. Günstige Finanzierungskosten, leichter verfügbare Kredite und die Liquiditätsschwemme sind weitere sich positiv auswirkende Faktoren. Dem stehen die Wachstumssorgen mit Blick auf die Schwellenländer und besonders China gegenüber. Da dort jedoch steigende Staatsausgaben und niedrigere Zinsen die Wirtschaft und die Nachfrage stützen sollten, habe ich in meinen Fonds die Untergewichtung von Firmen mit hohem Umsatzanteil in Schwellenländern zurückgefahren und für den Jahresbeginn 2016 eine neutrale Positionierung eingenommen.
Auf Branchenebene habe ich unter anderem den Energiesektor übergewichtet. Die Gründe dafür liegen in den äußerst geringen Reservekapazitäten, während die Zahl der aktiven Ölförderanlagen abnimmt und der Anstieg der Fördermenge in den USA langsamer wird. Wegen der niedrigen Preise erholt sich zudem die Nachfrage wieder schrittweise. Ich gehe daher davon aus, dass der Ölmarkt im kommenden Jahr ein neues Gleichgewicht finden wird. Da Aktien aus der Branche außerdem günstig bewertet sind, ist das Risiko-Rendite-Profil bei vielen Energieaktien attraktiv. Trotz Übergewichtung der Energiebranche habe ich Rohstoffe als Ganzes neutral gewichtet. Denn auf Eisenerz oder andere Metalle trifft das Argument der Wiederherstellung des Marktgleichgewichts nicht zu.“
Matthew Siddle, Fondsmanager des Fidelity European Growth Fund
Inmarsat, Ryanair und Deutsche Wohnen mit guten Aussichten
„Mit einer starken Erholung der europäischen Wirtschaft ist 2016 nicht zu rechnen. Vermutlich werden einige größere, wachstumsschwache Marktsegmente das durchschnittliche Gewinnwachstum in Europa mindern. Die Aktienbewertungen in Europa haben sich normalisiert, gemessen an anderen Anlageklassen und Regionen sind sie aber nach wie vor günstig. Sehr ermutigend ist es, dass Anleger nicht mehr alle Aktien über einen Kamm scheren, sondern zunehmend differenzieren.
Auf Einzeltitelebene dürfte 2016 beispielsweise Inmarsat, der Betreiber von Kommunikationssatelliten, sehr gute Aussichten haben. Mithilfe seiner Technik können wir möglicherweise schon bald auch im Flugzeug im Internet surfen. Sehr attraktiv finde ich nach wie vor die Billigfluglinie Ryanair. Deren Marktdurchdringung ist noch lange nicht abgeschlossen, und die Airline hat noch viele Möglichkeiten, neue Routen zu erschließen. Gut aufgestellt und attraktiv bewertet ist auch die Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen mit ihrem regionalen Fokus und zahlreichen Chancen für organisches Wachstum.“
Alexandra Hartmann, Fondsmanagerin des Fidelity Euro Blue Chip Fund
Aktienmärkte haben gute Daten deutscher Unternehmen noch nicht voll berücksichtigt
„Im Jahr 2015 haben die meisten Firmen die Erwartungen der Analysten übertroffen, die daraufhin ihre Gewinnprognosen nach oben korrigiert haben. Dieser Trend dürfte nach meiner Einschätzung 2016 anhalten. Da die Märkte die positiven Fundamentaldaten auf Unternehmensseite noch nicht umfassend berücksichtigt haben, werden uns die attraktiven Bewertungen wohl bis ins neue Jahr erhalten bleiben. Für die Werte im DAX liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis ungeachtet der starken Unternehmensbilanzen immer noch um 20 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Und verglichen mit ihren europäischen Pendants sind die Bewertungsabschläge deutscher Aktien so hoch wie seit 25 Jahren nicht mehr.
Niedrige Zinsen und der damit einhergehende schwache Euro sowie die Widerstandskraft deutscher Unternehmen stellen die Weichen für gute Anlagechancen in Deutschland im kommenden Jahr. So steigen dank des höheren verfügbaren Einkommens die Konsumausgaben so schnell wie noch nie. Derweil profitiert der Export vom Handel mit wichtigen wirtschaftlich gesunden Abnehmerländern, beispielsweise den USA und Großbritannien. Auch 2016 wird es darauf ankommen, die Gewinner von den Verlierern zu unterscheiden. Die jüngsten Gewinnwarnungen von BASF, Leoni, Deutsche Bank und Hugo Boss sowie die parallel angehobenen Prognosen für Qualitätsunternehmen wie Fresenius, Grenke Leasing, Henkel oder Prosieben machen deutlich, wie wichtig ein aktives Management ist.“