e-fundresearch.com: Herr Pabst, viele sicherheitsorientierte Anleger suchen angesichts aktueller Marktentwicklungen ihr Heil in Mischfonds-Strategien. Sie sehen diese Flucht in klassische Mischfonds aber kritisch, warum?
Christian Pabst: Momentan stellt die Lage an den Finanzmärkten viele Privatanleger vor enorme Schwierigkeiten. Da sind zum einen die historisch niedrigen Zinsen, die dafür sorgen, dass Anlageformen mit hoher Sicherheit und Liquidität – etwa Sparbücher oder Tagesgeldkonten – kaum Rendite abwerfen. Zum anderen schwanken die Kurse an den Aktienmärkten weltweit seit Monaten sehr stark. Das lässt viele Anleger vor einem reinen Aktieninvestment zurückschrecken, weil sie Verluste fürchten. Sie vertrauen ihr Geld lieber den derzeit so beliebten Standard-Multi-Asset-Fonds an. Doch das löst das grundsätzliche Problem sicherheitsorientierter Anleger nicht, weil das Risiko letztlich nicht genug Beachtung findet.
e-fundresearch.com: Was muss sich denn in ihren Augen verändern?
Christian Pabst: Um es ganz klar zu sagen: Fondslösungen, die die Bedürfnisse sicherheitsorientierter Anleger befriedigen können, müssen radikal umdenken. Sie müssen statt eines Renditeziels ein klares Volatilitätsziel verfolgen, und das leisten herkömmliche Multi-Asset-Strategien nicht. Eine Lösung bieten SRRI-basierte Fonds an, die sich an der Kennzahl Synthetischer Risiko Rendite Indikator, kurz SRRI, orientieren, die bereits seit 2011 zur Risikoeinstufung von Fonds gesetzlich vorgeschrieben ist. Die Manager der SRRI-basierten Fonds achten vor allem auf die Schwankungsbreite ihres Fonds. Ihr primäres Ziel ist es, nicht aus ihrer Risikoklasse hinauszulaufen. Die Rendite ist dann das Ergebnis erfolgreichen Risikomanagements.
e-fundresearch.com: Sollte dieses Argument bei der Anlageberatung im Vordergrund stehen?
Christian Pabst: Ja. Gerade wenn Berater es mit sehr risikoscheuen Kunden zu tun haben, können sie auf den gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen des SRRI-Ansatzes verweisen. Bei der Einführung war es ein erklärtes Ziel des Gesetzgebers, mit der Kennzahl dem Verbraucher eine einfache Vergleichsmöglichkeit für Fonds zu bieten. Und genau das greifen unsere SRRI-basierten Fonds auf. Denn sie signalisieren dem Anleger, dass er dauerhaft in eine Risikoklasse investiert, die seinem individuellen Risikoprofil entspricht.
Dass SRRI-basierte Fonds dauerhaft die Risikoklasse halten wollen, ist übrigens auch für Berater ein Vorteil. Denn unter Umständen kann eine Nachberatungsverpflichtung entstehen, wenn sich die Risikoklasse eines vom Kunden gewählten Fonds ändert. Diese Nachberatung entfällt aber, wenn es den SRRI-basierten Fonds gelingt, dauerhaft innerhalb ihrer vorab definierten Risikoklasse zu bleiben. Eine Studie der Universität St. Gallen belegt, dass SRRI-basierte Fondsstrategien in der Vergangenheit erfolgreich ihre Risikoklasse halten konnten.
e-fundresearch.com: Fidelity bietet seit dem 30. Juni zwei SRRI-basierte Fondslösungen an, die SMART-Fonds. Was steckt hinter diesem Konzept?
Christian Pabst: Das Kürzel SMART steht für Systematic Multi Asset Risk Targeted und bezeichnet zwei neue risikokontrollierte Fonds. Einer dieser Fonds ist eher defensiv ausgerichtet und strebt eine Volatilität zwischen 2 und 5 Prozent an, was der SRRI-Klasse 3 entspricht. Der zweite moderat ausgerichtete SMART-Fonds strebt eine Volatilität zwischen 5 bis 10 Prozent an und entspricht damit der SRRI-Klasse 4. Zum Vergleich: Die Risikoklassen 1 und 2 haben eher Geldmarkt-Eigenschaften, die SRRI-Klassen 5 bis 7 haben ein Risikoprofil, das gerade für sicherheitsorientierte Anleger nicht geeignet sein dürfte. Mit den Fondslösungen in den SRRI-Klassen 3 und 4 wollen wir Anlegern eine höhere Stabilität ihres Investments bieten, indem wir die Volatilität – also die Wertschwankungen der Fonds – stark eingrenzen.
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Pabst.
Weitere Informationen zu den Fidelity "SMART-Fonds" finden interessierte Leser hier.
Hintergrundinformation: Was ist SRRI?
Der Synthetische Risiko Rendite Indikator (SRRI) ist eine Kennzahl zur Messung des Portfoliorisikos von Investmentfonds. Sie gibt an, wie sehr der Wert eines Fonds in der Vergangenheit nach unten oder oben ausgeschlagen hat, zeigt also das sogenannte Risikoband eines Fonds.
Basis für die Berechnung ist die Volatilität des Portfolios in den vergangenen fünf Jahren. Mit der so gemessenen Schwankungsbreite lässt sich ein Fonds in eine von insgesamt sieben Risikoklassen einordnen: Risikoklasse 1 bezeichnet Produkte mit besonders niedriger Volatilität, Geldanlagen mit höherer Schwankungsbreite werden entsprechend in höhere Klassen eingeteilt. In Risikoklasse 1 reicht die Volatilitätsspanne von 0 bis 0,5 Prozent. In Risikoklasse 7 ist sie größer als 25 Prozent. Die häufig verwendete Risikoklasse 3 nutzt eine Volatilitätsspanne von 2 bis 5 Prozent, die Risikoklasse 4 eine Spanne von 5 bis 10 Prozent.
Seit dem 1. Juli 2011 muss jede Fondsgesellschaft für Fonds, die in Österreich zum Vertrieb zugelassen sind, Anlegerinformationen erstellen. Teil dieser Informationen ist auch die Einstufung des jeweiligen Produkts in eine der sieben SRRI-Risikoklassen. Die Einstufung ist gesetzlich vorgeschrieben und hilft Anlegern und Beratern, die zum jeweiligen Risikoprofil des Anlegers passende Investmentlösung auszuwählen.