„Staatsanleihen aus den Industriestaaten zählen traditionell zu den liquidesten Vermögenswerten im Markt. Lange galten sie als sichere Anlagekategorie, die Anlegern eine weitgehend risikofreie Rendite garantierte. Mit ihrer unkonventionellen Geldpolitik (dem Quantitative Easing, kurz QE) haben die Notenbanken die Balance zwischen Angebot und Nachfrage jedoch nachhaltig gestört. Infolgedessen liegen die Renditen nun unter dem Niveau der Großen Depression in den 1930er Jahren und der beiden Weltkriege. Immerhin 37 Prozent der Staatsanleihen aus den Industrieländern rentieren mittlerweile im negativen Bereich.
Für Investoren, die in solch sichere Vermögenswerte investieren wollen, wird es immer schwieriger, geeignete Wertpapiere zu finden. Denn neben den negativen Renditen ist der Mangel an verfügbaren Anleihen ein zentrales Problem. So besitzen die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BoJ) mittlerweile bereits 15 Prozent beziehungsweise 38 Prozent der jeweilig verfügbaren Staatanleihen. Es stellt sich die Frage, ob zukünftig noch genügend sichere Wertpapiere im Umlauf sein werden, um sowohl das Interesse der Investoren allgemein als auch der Zentralbanken zu befriedigen.
Japanische Geldpolitik stößt bereits an ihre Grenzen
Die jüngste Anpassung der Geldpolitik der Bank of Japan (BoJ) verdeutlicht, dass der Anleihemangel die Zentralbankpolitik und die Märkte bereits beeinflusst. Die Ankündigung, bei Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit eine Rendite von null Prozent anzustreben, wurde von einigen Experten als Beweis dafür angesehen, dass das Quantitative Easing in der gegenwärtigen Form nicht mehr funktioniert. BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda erklärte zwar, dass es keine signifikante Veränderung in der Höhe der Anleihekäufe geben werde. Doch es dürfte klar sein, dass die expansive Geldpolitik endgültig an ihre Grenzen stößt.
Was aber macht die EZB? Die europäische Notenbank ist bislang noch nicht mit einem so gravierenden Mangel an geeigneten Anleihen konfrontiert, doch es gibt wachsende Anzeichen von Knappheit. Der Anteil der von der EZB gehaltenen Anleihen am Markt ist zwar kleiner als der von der BoJ und sogar der Fed, aber ihr Anteil steigt rasant an.
Hinzu kommt die Selbstbeschränkung der EZB, nicht mehr als 33 Prozent der Anleihen eines Emittenten sowie nicht mehr als 25 Prozent von ausstehenden Anleihen mit einer EU-Umschuldungsklausel, der sogenannten Collective Action Clauses (CACs), zu besitzen. Allerdings hat die EZB bereits jetzt 21 Prozent aller ausstehenden deutschen Anleihen angekauft und könnte innerhalb der nächsten 15 Monaten die Grenze von 33 Prozent erreichen – vorausgesetzt die Staatsanleihekäufe werden über März 2017 hinaus fortgesetzt. Probleme bereitet auch eine weitere Regel. Danach kann die EZB keine Anleihen erwerben, deren Renditen unter dem Einlagenzins der EZB liegen – das schließt wiederum 43 Prozent der deutschen Anleihen aus.
Eine Ausweitung des QE-Programmes der EZB wird die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage weiter vergrößern. Gleichzeitig hat die Nachfrage nach diesen Papieren stark zugenommen, etwa durch Banken, Geldmarktfonds und Versicherer, ausgelöst durch regulatorische Vorgaben sowie eine generell steigende Risikoaversion.
Jede Entscheidung der EZB, das QE-Programm über März 2017 hinaus zu verlängern, vergrößert damit das Problem des Mangels am europäischen Staatsanleihenmarkt. Angesichts dieser Bedenken können die Zentralbanken künftig alternative Stimulierungsmaßnahmen in Erwägung ziehen. Die Anleiherenditen dürften in diesem Umfeld kurz- bis mittelfristig unter Druck geraten. Langfristig aber bleibt „Lower for Longer“ – der Ausdruck, der die neue Normalität niedriger Zinsen für länger als erwartet beschreibt, weiter gültig.“
Fidelity Marktkommentar: Anleihemangel setzt Renditen von Staatsanleihen der Industrieländer weiter unter Druck
"Politik der Zentralbanken beeinflusst die Liquidität an den Anleihemärkten negativ", äußert sich Dierk Brandenburg, Staatsanleihen-Analyst bei Fidelity International. Fidelity International | 27.10.2016 16:00 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
Klimabewusste Website
AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.