Fidelity CIO- und Multi-Asset-Ausblick

Worauf sollten Anleger im kommenden Jahr 2017 vorbereitet sein? Die Fidelity Aktien-, Anleihen- sowie Multi-Asset-CIOs teilen ihren aktuellen Marktausblick: Fidelity International | 06.12.2016 08:12 Uhr
Fidelity Experten (v.l.): Dominic Rossi, Charles McKenzie, James Bateman  / ©  Fidelity International
Fidelity Experten (v.l.): Dominic Rossi, Charles McKenzie, James Bateman / © Fidelity International
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Dominic Rossi, Global Chief Investment Officer für Aktien bei Fidelity International:
 

• US-Unternehmen dürften von Trumps Politik profitieren

• Günstige Voraussetzungen auch für die Aktienmärkte anderer Industrieländer sowie für Finanz- und Pharmawerte

• Protektionistische Bestrebungen werden für Schwellenländer zur Herausforderung

„Kaum etwas wird die Aktienmärkte im kommenden Jahr so sehr beeinflussen wie der neue US-Präsident. Donald Trumps Motto „Amerika zuerst“ dürfte 2017 zu einem Mantra für Anleger werden. Zwar müssen sie angesichts der Unwägbarkeiten der Trump-Regierung mit Phasen hoher Volatilität rechnen. Auch werden die Rahmenbedingungen für hoch bewertete defensive Werte schwieriger. Insgesamt aber dürfte die Politik der künftigen US-Regierung Risikoanlagen unterstützen.

Dabei wird insbesondere der US-Markt seine globale Vormachtstellung behaupten. Denn Trump geht es vor allem um eines: Wachstum. Die neue Regierung wird der US-Wirtschaft über Steuersenkungen und höhere Staatsausgaben neuen Schwung verleihen. Und das ist für amerikanische Unternehmen gut. Deren Gewinne sind, nach zwei Jahren Stagnation, schon vor der Wahl gestiegen. Wir gehen basierend auf unserem internen Prognosemodell von einem Gewinnwachstum von 11,2 Prozent und einer Eigenkapitalrendite von 16,2 Prozent für 2017 aus.

Dazu könnte eine Rückholung der Barmittel in Höhe von einer Billion US-Dollar, die die S&P-500-Firmen auf ihren Bilanzen im Ausland haben, für Investitionen, Fusionen und Übernahmen sowie für höhere Renditen für Aktionäre über Dividenden und Aktienrückkäufe sorgen. In Europa dürften zwar die anstehenden Wahlen für mehr Schwankungen sorgen, insgesamt wäre eine stärkere US-Wirtschaft für den europäischen Markt aber positiv. Nicht ganz so eindeutig ist der Ausblick für die Schwellenländer. Zwar bedeutet ein kräftigeres US-Wachstum auch für sie günstigere Rahmenbedingungen. Aber nur, wenn protektionistische Maßnahmen ausbleiben. Zudem würden manche Emerging Markets unter einem stärkeren Dollar, der Gegenwind für die Rohstoffpreise bedeutet, leiden.

Auf Branchenebene dürften Pharma- und Finanzwerte sowie ausgewählte Technologieunternehmen profitieren. Banken sollte die Reflationierung der Wirtschaft sowie eine weniger strenge Regulierung unter Trump zugutekommen. Pharmatitel wiederum dürften sich aufgrund ihrer Innovationskraft, ihrer prall gefüllten Medikamenten-Pipeline und ihrer attraktiven Bewertung nach der zuletzt schwachen Performance gut entwickeln.“

Charles McKenzie, Global Chief Investment Officer für Anleihen bei Fidelity International:
 

• Jüngster Renditeanstieg bedeutet keine Zeitenwende an den Anleihemärkten

• Richtiger Strategiemix ist entscheidend für geringere Zinssensitivität des Portfolios und attraktive Erträge

„Auch wenn die Renditen zuletzt gestiegen sind, brachte dieses Jahr Anleiheinvestoren doch solide Erträge. Seit Jahresbeginn sind die Renditen von Staatsanleihen per Saldo gefallen und die Zins-Spreads von Unternehmensanleihen zurückgegangen. Das wird sich 2017 allerdings kaum wiederholen. Vielmehr wird es noch schwieriger, ein vergleichbares Ergebnis zu erzielen.

Dabei müssen sich Anleger aber keine Sorgen machen, dass sich der derzeitige Trend steigender Renditen bei Staatsanleihen fortsetzen wird und es zu einer Umkehr am Rentenmarkt kommt. Denn die langfristigen Trends, die die Renditen in den vergangenen zehn Jahren niedrig gehalten haben, sind intakt. Dazu zählen die schwache Produktivität, geringes Wachstum, die Alterung der Bevölkerung und die Staatsverschuldung. Zwar sehen wir Wachstum, es wird aber nicht so stark ausfallen, dass es massive Zinsstraffungen geben wird. Für die USA erwarten wir, dass die Federal Reserve die Zinsen 2017 um einen halben Prozentpunkt anhebt. Dagegen wird die Geldpolitik in der Eurozone und in Japan wohl unterstützend bleiben.

Staatsanleihen bieten aber trotz des jüngsten Renditenanstiegs keine ausreichende Kompensation für die Risiken. Zudem ist der Konjunktur- und Kreditzyklus weit vorangeschritten, was wiederum für Unternehmensanleihen die erhöhte Gefahr von Ausfallrisiken mit sich bringt. Deshalb bleiben Anleihen insgesamt eine Herausforderung. Ein Abrücken von traditionellen Benchmarks kann helfen, unerwünschte Konzentrationsrisiken zu mindern. Dazu kommt die schwache Marktliquidität, die ebenfalls nicht für passive Benchmark-Strategien spricht.

Stattdessen ist eine flexible Strategie entscheidend, die breit diversifiziert, alle Segmente des Unternehmensanleihemarktes berücksichtigt und Extremrisiken dynamisch absichert. Idealerweise nutzen Anleger einen Mix aus drei Strategien: Erstens ist es wichtig, von den unterschiedlichen Zinszyklen zu profitieren, indem sie ihre Durationsquellen diversifizieren. Zweitens sollten sie über die Beimischung von inflationsindexierten Anleihen nachdenken. Und drittens Unternehmensanleihen berücksichtigen. Dort ist das Investment-Grade-Segment interessant, da es noch ausreichendes Wertpotenzial bietet. Zudem rechnen wir damit, dass Anleger auf der Suche nach Rendite von Staats- in Unternehmensanleihen umschichten werden. Auskömmliche laufende Erträge bieten zwar Hochzinsanleihen. Da diese aber in etwa fair bewertet sind, ist der Risikopuffer, den die Papiere bei einer steigenden Volatilität bieten, sehr dünn.“

James Bateman, Global Chief Investment Officer für Multi Asset bei Fidelity International:
 

• Zunehmende politische Unsicherheit in den USA und Europa sorgt für höhere  Volatilität an den Märkten

• Schwellenländeranleihen und Value-Aktien bieten Potenzial

„Auch 2017 könnte ein Jahr voller Überraschungen werden, die sich per definitionem nicht vorhersagen lassen. Aber einige Themen sollten Anleger im Hinterkopf behalten. Dazu gehört – nach Trumps Wahlsieg – eine Wiederaufnahme fiskalpolitischer Stimulusmaßnahmen, um die Wirtschaft in den Industrieländern anzukurbeln. Wenn es so kommt, könnte das das Ende der Blase an den Anleihemärkten bedeuten.

Anleger sollten mit stärkerem Wachstum und höherer Inflation rechnen, auch wenn ich zu bedenken gebe, dass die Zinsen weniger schnell steigen könnten als vom Markt erwartet. Denn aller Voraussicht nach werden die Regierungen Druck auf ihre „unabhängigen“ Zentralbanken ausüben, vorübergehend höhere Inflationsraten als Preis für eine Belebung ihrer schleppenden Wirtschaft zu tolerieren. Bis auf weiteres mag die Duration der erklärte Feind sein, aber dennoch gibt es nach wie vor Bereiche mit Wertpotenzial an den Anleihemärkten. Hierzu gehören vor allem Schwellenländeranleihen in Landeswährung. Sie könnten Anlegern ähnliches Aufwärtspotenzial wie Emerging-Markets-Aktien bieten, jedoch bei deutlich weniger Abwärtsrisiko und ausgestattet mit erheblichem Renditepuffer.

Auf der Aktienseite dürften Dividendentitel, die den Bullenmarkt seit 2009 kräftig angetrieben haben, viel von ihrem Glanz verlieren, wenn die Zinsen den Nullpunkt hinter sich lassen. Denn damit kehrt sich auch die Suche nach Rendite um, die Anleger dazu zwang, immer höhere Risiken einzugehen. Value-Aktien mussten seit der Finanzkrise erheblich Federn lassen. Ihnen könnte nun ein Comeback bevorstehen. Ob über aktive oder Smart-Beta-Strategien: Eine Anlage in Value-Aktien dürfte verglichen mit dem Gesamtmarkt bessere Resultate hervorbringen.

Ganz gleich, wie sich die Wirtschaftspolitik Trumps mittelfristig auswirkt: Schon heute sollten wir mit höherer Volatilität rechnen. Denn Trump und die Geopolitik insgesamt werden die Märkte zwischen Angst und Gier schwanken lassen. Von den möglichen politischen Umwälzungen in Europa im Zuge der Neuverhandlung der Beziehung zwischen Großbritannien und der Eurozone und den Wahlen in Frankreich und Deutschland ganz zu schweigen. Sie könnten eine kurzzeitige Trendumkehr an den Aktien- und Anleihemärkten sowie bei den Sektoren bewirken. Für Anleger ist es daher vermutlich sinnvoll, sich gegen Extremereignisse etwas abzusichern – beispielsweise über Engagements am Gold- und Ölmarkt. Zudem dürfte sich aktives Management ebenso auszahlen wie der Kauf von Risikoanlagen nach Schwächephasen und deren Reduzierung nach Erreichen von Bestmarken. Eine statische Allokation ist in 2017 aus heutiger Sicht jedenfalls nicht zu empfehlen.“

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