„Meiner Ansicht nach ist die amerikanische Wirtschaft in unverändert guter Verfassung und dürfte ihren moderaten Wachstumskurs fortsetzen. Angesichts anhaltender Engpässe am Arbeitsmarkt und damit einhergehender Lohnzuwächse wird der Konsum vermutlich einer der wichtigsten Wachstumstreiber bleiben. Unterstützung für die Wirtschaft sollte zudem künftig von der starken Dienstleistungsbranche und der zunehmenden Bautätigkeit ausgehen.
Nach einem erbitterten und kontroversen Wahlkampf haben die Amerikaner Donald Trump zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Jedoch hatten die Märkte mehrheitlich mit einem Wahlsieg von Hillary Clinton gerechnet. Trumps Sieg wird deshalb wohl zunächst erhebliche Schwankungen nach sich ziehen. Nach Einschätzung der meisten Marktbeobachter könnte der Republikaner für eine beispiellose Verunsicherung in der Haushalts-, Geld- und Handelspolitik sowie in legislativer Hinsicht sorgen. Anders als die anfängliche Reaktion des Marktes vermuten lässt, glaube ich aber nicht, dass der Ausgang der US-Wahl auf lange Sicht die Marktrichtung bestimmen wird. Zahlreiche Studien belegen, dass Präsidentschaftswahlen langfristig nur geringe Auswirkungen auf den amerikanischen Aktienmarkt haben. Und das wird dieses Mal nicht anders sein. Schließlich sind die Machtbefugnisse des US-Präsidenten durch die klare Trennung von Exekutive, Legislative und Judikative begrenzt. Alle Bundesgesetze müssen vor ihrer Umsetzung vom Kongress verabschiedet werden. Und auch wenn die Republikaner nun über die Mehrheit im Kongress verfügen, wird es Trump aufgrund des amerikanischen Rechtssystems schwerfallen, extreme politische Vorhaben durchzusetzen.
US-Banken dürften von steigenden Zinsen profitieren
Was die Zinsen anbelangt, so können sie in nächster Zeit nur steigen. Wie schnell und wie stark, das hängt vor allem von der künftigen Wirtschaftsentwicklung ab. Kaum überraschend erscheinen viele zinsempfindliche Unternehmen, allen voran Finanzdienstleister und Banken, attraktiv bewertet. Ein Vorteil für Banken sind ihre Bilanzen, die so solide sind wie seit Jahrzehnten nicht mehr. In meinem Portfolio sind Bankaktien deshalb stark vertreten, deutlich übergewichtet bin ich in diesem Bereich jedoch nicht. Schließlich befinden wir uns wohl in einer weit fortgeschrittenen Phase des aktuellen Konjunkturzyklus, und die Branche muss mit strengerer Regulierung zurechtkommen. Über die aktuellen Beschlüsse der Federal Reserve kann man zwar geteilter Meinung sein. Einig sind sich aber nahezu alle Marktteilnehmer, dass höhere Staatsausgaben unvermeidlich sind. Gemessen an ihrem Anteil am Bruttoinlandsprodukt sind die Infrastrukturausgaben so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. In den Kursen von Bau- und Baustofffirmen scheint das Erholungspotenzial jedoch zum Teil bereits eingepreist. Die Verteidigung ist ein weiterer Bereich, in dem wohl mit höheren staatlichen Ausgaben zu rechnen ist.
Beim Ölpreis schließlich deutet unser internes Modell ein gewisses Erholungspotenzial an, angefacht durch die eingebrochenen Investitionen in der Schieferölförderung und die etwas angespannte Finanzlage im Königreich Saudi-Arabien, einem der größten Ölförderer. Unter dem jüngsten Ölpreisverfall haben Öldienstleister meines Erachtens am meisten gelitten, und zwar sowohl was das Geschäftsvolumen wie auch die Preise anbelangt. Sie könnten daher bei einem Aufwärtstrend in der Branche die Führung übernehmen.
Alles in allem gibt es nach wie vor eine Vielzahl von Anlagemöglichkeiten in den USA. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass wir uns in einer fortgeschrittenen Phase des Konjunkturzyklus befinden, in der die Margen generell hoch und die Bewertungen alles andere als niedrig sind. Ferner könnten steigende Löhne und Zinsen im Zusammenspiel mit dem nach wie vor starken Dollar die Margen in einigen Wirtschaftszweigen schmälern. Aber wie immer werden sich einige Unternehmen besser entwickeln als andere, weshalb eine sorgfältige Titelauswahl unverzichtbar ist.“