Fidelity-Fondsmanager Spreadbury: "Zehn Jahre nach der Kreditkrise scheint die Blase zurück"

„Vor fast zehn Jahren nahm die weltweite Kreditkrise ihren Anfang. Vergleicht man die heutige Situation an den Märkten mit der damaligen Lage, gibt es viele Parallelen", erklärt Ian Spreadbury, Rentenfondsmanager bei Fidelity International. Fidelity International | 04.05.2017 09:30 Uhr
Ian Spreadbury, Rentenfondsmanager, Fidelity International / ©  Fidelity International
Ian Spreadbury, Rentenfondsmanager, Fidelity International / © Fidelity International
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Ein Marktkommentar von Ian Spreadbury, Rentenfondsmanager bei Fidelity International:

„Vor fast zehn Jahren nahm die weltweite Kreditkrise ihren Anfang. Vergleicht man die heutige Situation an den Märkten mit der damaligen Lage, gibt es viele Parallelen.

2006 war ein von weltweiter Zinsstraffung geprägtes Jahr. Schon 2004 hatte die US-Notenbank als Reaktion auf das solide Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und eine leicht beschleunigte Inflation damit begonnen, die Zinsen zu straffen. Weltweit wuchs das BIP mit einer Rate von im Schnitt 5 Prozent pro Jahr, gemessen in den drei Jahren bis Ende 2006.

Nicht nur an den Anleihe- auch an den Aktienmärkten war die Volatilität so niedrig wie selten, was auch für die Risikoaufschläge (Spreads) von Unternehmensanleihen galt. Aktien tendierten fest. Hochzinsanleihen waren mit einem Ertrag von rund 10 Prozent wenig überraschend die festverzinsliche Anlageklasse mit der besten Wertentwicklung – ungeachtet unübersehbarer Anzeichen einer Verschlechterung ihrer Kreditqualität und Sorgen über hohe Aktienrückkäufe und Event-Risiken. 

Wo lauern heute die Gefahren?

Erstens ist das weltweite BIP-Wachstum mit rund 3 Prozent deutlich niedriger. Darüber hinaus, und das scheint noch wichtiger zu sein, setzt das Nominalwachstum seinen Abwärtstrend fort und bewegt sich auf den tiefsten Stand seit den 1930er Jahren zu – all den Billionen an quantitativen Lockerungsmaßnahmen und den ultraniedrigen Zinsen zum Trotz.

Zweitens haben sich die strukturellen Faktoren verstärkt, die damals die Kreditklemme nach sich zogen: allen voran die im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt weltweit hohe Verschuldung, die Alterung der Bevölkerung und die Vermögensungleichheit. Tatsächlich hat das Verhältnis von Verschuldung zu BIP weltweit wieder den hohen Stand von 2006 erklommen. Damit ist die Schuldenblase zurück. Lediglich ihre Zusammensetzung ist anders als vor der großen Finanzkrise.

Drittens sind die realisierte wie implizite Volatilität derzeit extrem niedrig. Im Gegensatz zu 2006/07 haben wir es gegenwärtig aber mit weltweit hohen wirtschaftspolitischen Unsicherheiten zu tun, mit denen die erhebliche Gefahr politischer Fehlentscheidungen einhergeht.

So könnte der Optimismus rund um die von Trump geschürte Reflation fehl am Platz sein, denn inzwischen ziehen die Kreditkonditionen und auch die Zinsen, Hypothekenzinsen eingeschlossen, in den USA wieder an. Zugleich legt der Dollar zu, und die quantitativen Lockerungsprogramme werden gedrosselt.

Zweifellos nehmen die systemischen Risiken wieder zu, und zumindest an den Staatsanleihemärkten scheinen Anleger die Wachstumsrisiken wahrzunehmen. Dies lassen jedenfalls die nach wie vor extrem niedrigen Renditen vermuten, die seit Jahresbeginn fallen bzw. auf der Stelle treten.

Bei unseren strategischen und flexiblen Rentenfonds steht Sicherheit an erster Stelle. Deshalb haben wir das Engagement in Hochzinsanleihen reduziert und konzentrieren uns auf Investment-Grade-Anleihen. Dem haben wir ein Engagement in Staatsanleihen, inflationsgeschützte Anleihen und Schwellenländeranleihen beigemischt. 

Anleger sollten die Risiken an den Märkten zur Kenntnis nehmen und ihre Portfolios breiter aufstellen, statt ausschließlich auf die Rendite zu schauen. Auch wenn es noch eine Weile dauern könnte, bis die Blase platzt, ist Vorsicht immer noch besser als Nachsicht.“

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