- Rezession bleibt wahrscheinlichstes Szenario
- Anleger sollten Risiken abbauen und Chancen in Schwellenländern suchen
- China-Investoren müssen geduldig bleiben
Aufgrund des anhaltenden Inflationsdrucks bleiben die Zentralbanken restriktiv. Dadurch wird eine ökonomisch „sanfte Landung” immer unwahrscheinlicher - gleichzeitig sind Teile des Marktes immer mehr überkauft. Die Finanzmärkte können sich im Moment nicht entscheiden und oszillieren zwischen Widerstandsfähigkeit und Fragilität. Deswegen sollten Anleger Risiken abbauen und gleichzeitig Chancen in unterbewerteten Bereichen, etwa in den Schwellenländern, suchen. So die Quintessenz des Anlageausblicks von Fidelity International für das dritte Quartal 2023.
Das letzte Jahr stand im Zeichen einer „Polykrise“. Viele Zentralbanken strafften die Zinsen energisch, was eine deutliche Rezession auslösen könnte. Dies hat dazu geführt, dass die Märkte nun zwischen Widerstandsfähigkeit und Fragilität schwanken. Wir sehen immer noch reichlich Liquidität und robuste Arbeitsmärkte auf der einen Seite und die Folgen der strafferen Geldpolitik und eine angespannte Kreditvergabe auf der anderen.
Andrew McCaffery hebt zwei Trends hervor, die die Märkte im 3. Quartal dominieren sollten:
1. Widerstandsfähigkeit jetzt, Fragilität später
Die vielleicht „am meisten antizipierte Rezession der Geschichte" ist noch immer nicht da. Aus der Pandemie ist noch viel Liquidität übrig und auch die Arbeitsmärkte zeigen sich beständig. Insofern greifen die sich veränderten finanziellen Bedingungen noch nicht. Aber: Die Rezession wird kommen. Eine zyklische Rezession, bei der die Arbeitslosigkeit in den USA in den nächsten zwölf Monaten auf etwa fünf Prozent ansteigt, ist das wahrscheinlichste Szenario. Eine sanfte Landung ist unseres Erachtens sehr unwahrscheinlich.
Die Märkte preisen derzeit in manchen Bereichen zu extreme Szenarien ein. Deswegen ist es an der Zeit, dass Anleger proaktiver werden und nach falsch bewerteten Aktien Ausschau halten. Da die USA und Europa bereits starke Kurszuwächse verzeichnet haben, spricht aktuell viel für Schwellenländer.
2. The long game in China
Nach einem fulminanten Start enttäuschte Chinas Aufschwung seit dem Ende der Nullzinspolitik die Anleger. Die Gewinnschätzungen sind auf dem Weg nach unten, die Jugendarbeitslosigkeit nach oben, und die chinesischen Verbraucher haben ihre Kauflust auch noch nicht wiedergefunden.
Das bedeutet nicht, dass der Aufschwung in China vorbei ist. Einerseits überrascht es nicht, dass das Verbrauchervertrauen nach drei Jahren strenger Restriktionen noch gedämpft ist. Andererseits gibt es auch es Positives zu vermelden, darunter die mögliche geldpolitische Unterstützung und das generell freundlichere regulatorische Umfeld. Die Diskrepanz zwischen den Markterwartungen und der tatsächlichen Marktentwicklung hat dazu geführt, dass chinesische Aktien mit einem erheblichen Abschlag gehandelt werden. Das eröffnet Chancen.
Auch wenn es sich so anfühlt, als hätte China zwei Schritte zurück gemacht, könnten nun drei Schritte vorwärts folgen. Das mag sich im Moment nach einer etwas kontroversen Marktsicht anhören, aber aus unserer Sicht ist der Einstiegspunkt attraktiv - nicht zuletzt da sich die Beziehungen zwischen den USA und China zuletzt leicht verbesserten.
In Asien allgemein machen sich verbesserte Governance-Strukturen auf Unternehmensebene bemerkbar - speziell in Japan. Aktienrückkäufe funktionieren besser und die Eigenkapitalrendite der Firmen steht nun stärker im Vordergrund. Strukturell gesehen ist der Markt viel interessanter als in den letzten Jahrzehnten, auch wenn er in diesem Jahr schon sehr gut gelaufen ist.
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Von Andrew McCaffery, Global Chief Investment Officer, Fidelity International