Es gibt gute Gründe, für den europäischen Markt für Privatkredite im ersten Quartal 2024 optimistisch zu sein. Die Bilanzen sehen besser aus als erwartet, Private-Equity-Akteure sind aktiv - und in einigen Fällen kreativ - bei der Refinanzierung ihres Geschäfts, und insgesamt ist der Markt stabil.
Wie immer gibt es ein Aber: Bekanntlich haben sich sehr viele Unternehmen in den letzten Jahren günstig verschuldet. Hierunter waren aber nicht nur Firmen, deren Geschäftsmodelle solide und gesund sind. Vor allem diese Gruppe wird die höheren Zinsen jetzt zu spüren bekommen. Wenn der Cashflow beeinträchtigt ist, wird es zu mehr Zahlungsausfällen kommen - wenn auch auf moderatem Niveau.
Eine große Herausforderung für die erste Hälfte des Jahres 2024 wird sein, wann und in welchem Umfang dieser Wendepunkt eintrifft. Entscheidend ist die Frage, wer noch über ein ausreichend großes Eigenkapitalpolster für die Refinanzierung bereits bestehender Kredite verfügt. Der Anstieg der Fremdkapitalkosten in den letzten Jahren hat zwar dazu beigetragen, dass Anleger gute Renditen erzielen konnten. Die Kehrseite ist aber, dass die Unternehmen mehr Geld für diese Schulden ausgeben müssen. Als Investor heißt das: Konzentrieren wir uns auf die Unternehmensbewertungen! Wir erwarten, dass die Multiplikatoren und Bewertungen in allen Sektoren zurückgehen. 2024 wird daher die entscheidende Frage sein, ob die Unternehmensbewertungen gut genug sein werden, um Finanzierungsstrukturen zu tragen. Bei wem das nicht der Fall ist, ist Vorsicht geboten.
Von Michael Curtis, Head of Private Credit Strategies bei Fidelity International