Bei der Bewertung von Aktien aus den Emerging Markets (EM) sehen wir zwei positive und zwei negative Faktoren: Die beiden positiven Faktoren sind eher kurzfristiger Natur. Erstens erscheint die Bewertung des MSCI Emerging Markets attraktiv – besonders im Vergleich zum MSCI Developed Markets (DM), dessen Abschlag von 24 % im Bereich der Höchstwerte der vergangenen acht Jahre liegt. Zweitens verstehen die Anleger die seit längerem andauernde Schwäche der Schwellenländermärkte mittlerweile gut. Die beiden negativen Faktoren sind eine strukturell geringere US-Dollar-Liquidität und die wahrscheinliche Abflachung der hohen Wirtschaftswachstumsraten der Vergangenheit.
Trotz mittelfristiger Herausforderungen wie der strukturell niedrigeren US-Dollar-Liquidität, einer möglichen Fortsetzung der Schwäche der Rohstoffmärkte und der fragilen Bankensysteme in einigen Schwellenländern nutzten internationale Anleger im Juli den hohen Bewertungsabschlag von EM-Aktien gegenüber DM-Aktien. Im September begannen die Wertentwicklungen der Schwellenländermärkte schließlich, die Märkte der entwickelten Länder leicht zu übertreffen.
Die Entwicklungstrends der Schwellenländermärkte bleiben jedoch sehr volatil und das über sämtliche EM-Anlageklassen hinweg. Die FED hat die Performance der Schwellenländer-Börsen fest im Griff, da diese sehr von der Dollar-Liquidität abhängig sind. Die schwache Entwicklung des Aktienmarkts im zweiten Quartal 2013 hat sich im dritten Quartal 2013 geradezu umgedreht – sowohl im Hinblick auf die Größenordnung als auch auf den zeitlichen Rahmen (siehe separate Grafik im Anhang).
Die Währungen der Schwellenländermärkte stabilisierten sich nach den starken Abwertungen im zweiten Quartal 2013. Eine Ausnahme von dieser Regel bildete Indonesien, wo die Rupiah abwertete. Gründe waren das steigende Leistungsbilanzdefizit und – vor dem Hintergrund großer Volumina bei Staatsanleihen und Aktien in ausländischem Besitz – die Anfälligkeit für eine Kapitalflucht im dritten Quartal 2013.
Die Zuflüsse in Aktien der Schwellenländermärkte waren im dritten Quartal 2013 weiterhin schwach. Abflüsse wurden in die Aktien der entwickelten Märkte, besonders in die USA und nach Japan, sowie in Geldmarktfonds umgelenkt. Aus globaler Perspektive bleiben die fundamentalen Trends, gemessen an den Korrekturen der Unternehmensgewinne in den Schwellenländern und in Europa am schwächsten.
Aus regionaler Perspektive war die deutliche Underperformance der Südostasienregion am auffälligsten. Die Aktienmärkte in Indonesien, Thailand und auf den Philippinen beendeten das Quartal absolut gesehen und in US-Dollar allesamt im Minus. Unser mangelndes Engagement in diesen Ländern hatte einen geringfügig positiven Effekt auf die Performance unseres Emerging Market Aktienfonds Magellan.
Gewinnkorrekturen bei Basiskonsumgütern
Eine bemerkenswerte Veränderung im Verlauf des jüngsten Quartals bestand darin, dass die Basiskonsumgüter in den Schwellenländermärkten anfingen, relativ zu anderen EM-Sektoren abzuwerten. Basiskonsumgüter zeigten ausgeprägte Gewinnkorrekturen. Beispielsweise die Umsatzwarnung von Unilever für das dritte Quartal 2013 wirft ein Licht auf den sich abschwächenden Konsumtrend in den Schwellenländermärkten, denn das Unternehmen ist in diesen Märkten stark vertreten. Die Verbraucher in den Schwellenländern stehen aufgrund der raschen Entwertung ihrer Währungen, die ihre Kaufkraft für viele importierte Güter senkt, unter Druck.
Die Basiskonsumgüter in den Schwellenländermärkten konnten den Mittelabflüssen aus diesen Märkten lange widerstehen, weil der Sektor als sicherer Hafen betrachtet wurde, dessen treibende Kraft die stark wachsende Mittelklasse in den Schwellenländern ist. Wir haben jedoch in der Vergangenheit bereits eingewandt, dass der Bewertungsaufschlag des Sektors ausgereizt wurde. Unsere Anstrengungen einer Umstrukturierung unseres Engagements im Basiskonsumgütersegment hin zu internationaleren und weniger hoch bewerteten Titeln hat sich im dritten Quartal 2013 besonders ausgezahlt.
Im dritten Quartal 2013 waren Basiskonsumgüter der Sektor in den EM mit der schlechtesten Performance. Der Grund: Investoren verlagerten ihr Interesse hin zu zyklischeren Sektoren wie Technologie, Medien, Automobile und Finanzen, was unter anderem durch einen ansteigenden chinesischen Einkaufsmanagerindex zum Ende von Q3 ausgelöst worden war.
Ausblick
Der Ausblick für die Schwellenländermärkte hat verschiedene Facetten: Auf der einen Seite schwächt sich das Wirtschaftswachstum aktuell ab. Anlageklassen der Schwellenländermärkte werden generell durch die Aussicht auf eine straffere US-Geldpolitik und mögliche Mittelabflüsse belastet. Strukturelle Probleme wie Leistungsbilanzdefizite und hohe Inflation bleiben herausfordernd. Die Leistungsbilanzdefizite, die viele EM-Volkswirtschaften erleben, können sich mittelfristig auf ihre Währungs- und Kreditströme auswirken.
Allein Europas Defizit von 100 Mrd. US-Dollar im Jahr 2008 verschob sich zu einem Überschuss von beinahe 300 Mrd. US-Dollar in diesem Jahr. Damit wurde sogar China übertroffen. Ausgelöst wurde dies durch verbesserte Handelsbilanzen. Das spiegelt sich in den Schwellenländermärkten wider, wo sich die Leistungsbilanzen seitdem verschlechtert haben. Eine mögliche Erholung der Nachfrage in den entwickelten Märkten – nach Jahren der Enthaltsamkeit – wird Zeit brauchen, um mehr Wachstum in den Schwellenländermärkten anzukurbeln.
Auf der anderen Seite sind die Bewertungen der Schwellenländermärkte heute recht attraktiv. Während US-Aktien zu einem „Muss“ geworden sind, finden Werte der Eurozone zunehmend die Unterstützung der Anleger, was die Schwellenländermärkte in den Schatten rückt. Obwohl wir ebenfalls der Meinung sind, dass es einen eindeutigen Bedarf an Strukturreformen gibt, welche die Wirtschaftswachstumsraten voraussichtlich drücken werden, teilen wir doch nicht den gegenwärtig ausgeprägten Pessimismus der Märkte.
Unsere Qualitätswachstumstitel sind in einer guten Position und viele von ihnen haben sich zu weltweit führenden Unternehmen entwickelt, sodass sie von Wachstum auf der ganzen Welt profitieren. Schließlich kann Qualitätswachstum in einem Umfeld sich verlangsamenden Wachstums besonders lohnend sein. Mit zunehmender Reifung der EM-Volkswirtschaften durch bessere Infrastrukturen und starke Konsumsegmente fehlt es nicht an hochwertigem Wachstum. Eines von vielen Beispielen ist der Internetsektor. In China etwa interessieren uns die führenden Internetsuchmaschinen Baidu, Yandex und Naver sowie Chinas wichtigstes Social Networking- und Gaming-Unternehmen Tencent.
Es mag paradox klingen: Obwohl wir in vielen Schwellenländern weniger gesamtwirtschaftliches Wachstum erleben, entdecken wir im aktuellen Umfeld zunehmend Qualitätswachstum zu einem angemessenen Preis.
Über Comgest:
Comgest wurde im Jahr 1985 in Paris gegründet. Das Unternehmen ist eine unabhängige internationale Fondsverwaltungsgesellschaft mit strategischen Niederlassungen in Paris, Dublin, Hongkong, Tokio und Singapur. Vom Standort Düsseldorf aus, der seit 2006 besteht, betreut Comgest seine Kunden in Deutschland und Österreich. Comgest hebt sich seit seiner Gründung durch seinen einzigartigen Anlagestil hervor, der sich durch eine selektive Auswahl von Qualitätswachstumsunternehmen auszeichnet. Der internationale Kundenstamm schätzt Comgests langfristige Kapitalanlagen. Weltweit beschäftigt das Unternehmen mehr als 110 Mitarbeiter aus 20 verschiedenen Ländern. Comgest verwaltet rund 16 Mrd. EUR (Stand 30.09.2013).