Die Herausforderungen für Aktien aus Schwellenländern blieben auch 2013 bestehen und spiegeln sich in den Bewertungen entsprechend wider. Der Abschlag, den Schwellenlandaktien mittlerweile gegenüber Aktien aus Industrieländern aufweisen, ist beträchtlich und hat sich im Laufe des Jahres weiter erhöht. Das neue Jahr hat nun genauso begonnen, wie das alte geendet hat: mit einer Underperformance der Schwellenländeraktien gegenüber jenen der Industriestaaten. Welche Gründe stehen hinter dieser relativ schwachen Performance?
Obwohl wir die Schwellenländer grundsätzlich weiterhin als attraktiv ansehen, so entsprechen die Wachstumsraten nicht mehr dem, was wir seit einem Jahrzehnt gewohnt waren. Zwar wächst die Wirtschaft in den Schwellenländern weiterhin kräftiger als in den Industrienationen; künftig wird es für Aktienanleger jedoch schwieriger werden, von diesem Wachstum zu profitieren. Das Wachstumsmodell der Schwellenländer hat begonnen sich zu verändern. Diese Entwicklung wird in Zukunft anhalten.
Lange Zeit waren die Schwellenländer dank niedriger Zinsen, üppiger Liquidität und vergleichsweise stabiler Währungen die „Turboversion“ der westlichen Industriestaaten. Wegen der seit der globalen Finanzkrise herrschenden Konjunkturflaute und den an Wert verlierenden Währungen – welche ihrerseits mit höheren Zinsen und einer schrumpfenden Liquidität einhergehen –, hat sich das Wachstumsmodell vieler Schwellenländer nun unwiderruflich verändert.
Das Wachstum dürfte sich künftig etwas ungleicher zwischen den einzelnen Ländern verteilen. Volkswirtschaften mit einem strukturellen Leistungsbilanz- oder Doppeldefizit sowie einer hohen Abhängigkeit von Rohstoffzyklen werden weiter unter genauer Beobachtung der Anleger stehen; ebenso wie jene, in denen politischer Stillstand bzw. instabile politische Verhältnisse herrschen. Die Bereitschaft zu politischen und wirtschaftlichen Reformen sowie deren konkrete Umsetzung dürften dagegen honoriert werden.
Diese Veränderungen werden Emerging Markets-Anleger zwingen, die Nachhaltigkeit des Gewinnwachstums über ideale Konjunkturbedingungen hinaus sehr viel stärker und differenzierter in Betracht zu ziehen, als sie es über viele Jahre gewohnt waren. Auch flowgetriebene Strategien, die auf eine allgemeine Hausse bei Schwellenmarktaktien setzen, werden es künftig weiter schwer haben. Der Fokus der Investoren wird sich in einem solchen Umfeld noch mehr von allgemeinen Wirtschaftstrends hin zu individueller Aktienperformance verlagern. Dies wird Chancen für Comgests Investmentansatz des Qualitätswachstums mit sich bringen.
Wie geht Comgest mit den neuen Rahmenbedingungen um?
Anstatt in Länder oder Sektoren zu investieren, stellt das Exposure in langfristig anhaltende Megatrends, die hohe und langfristige Gewinnvisibilität erzeugen, nach wie vor einen wichtigen Bestandteil unseres Investmentansatzes dar. Der Comgest Growth Global Emerging Markets Fonds, Comgests Schwellenland-Large-Cap-Portfolio, setzt auf den weiterhin beherrschenden Megatrend der wachsenden Mittelklasse in den Schwellenländern. Hinzu kommen langfristige Infrastrukturbedürfnisse und multinationale Schwellenmarktunternehmen, also Unternehmen, die es zu Weltmarktführern geschafft haben oder auf dem Weg dorthin sind.
Das Investmentspektrum rund um den Schwellenmarktverbraucher ist nicht auf Unternehmen aus dem Basiskonsumgüterbereich beschränkt. Wir sagen schon lange, dass die Bewertungen in diesem Sektor, dem es nicht an Qualitätswachstum fehlt, Grenzen erreicht hat. Folglich sind wir hier in deutlich geringerem Umfang engagiert, als wir es in der Vergangenheit waren. Aktuell gehören die Gewinnrevisionen der Basiskonsumgütertitel zu den schwächsten. Die Umsatzwarnung etwa, die Unilever für das dritte Quartal 2013 herausgeben musste, war ein deutlicher Beleg für die sich abschwächende Nachfrage in den Schwellenländermärkten. Die Verbraucher dort stehen unter Druck, da durch die rapide Abwertung ihrer Währungen auch deren Kaufkraft für viele importierte Waren sinkt.
Unser umfangreiches Exposure gegenüber dem Schwellenmarktverbraucher bezieht inzwischen auch den Internet- und Lebensversicherungssektor ein. Daher setzen wir auf unterschiedlichste Unternehmen: etwa auf Magnit, Coca Cola Icecek, JBS, Mediatek, China Life, Tata Motors, Baidu, Tencent, Richemont und Cielo, um nur einige zu nennen.
Die größte Position des Comgest Growth Global Emerging Markets ist der Titel TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company Limited – 6,1 % per Dezember 2013). Der globale Marktführer im Bereich Halbleiter-Foundries ist ein sehr gutes Beispiel für ein erfolgreiches multinationales Schwellenmarktunternehmen.
Langfristige Infrastrukturerfordernisse wie gebührenpflichtige Straßen und Energieerzeugung spielen in unserem Portfolio ebenfalls weiterhin eine Rolle. Brasiliens Mautstraßenbetreiber CCR zum Beispiel kann dank seines hohen Anteils an wiederkehrenden Umsätzen eine ausgezeichnete Gewinnvisibilität vorweisen. Bharat Heavy Electricals in Indien hat lange Zeit unter dem politischen Stillstand in seinem Land gelitten. Angesichts des dringenden Strombedarfs der indischen Wirtschaft und der Aussicht auf einen politischen Wandel dort sind wir in dem Unternehmen konträr positioniert.
Aussichten für die Schwellenländer
In den letzten Jahren standen die Gewinne der Schwellenmarktunternehmen regelmäßig unter Druck. Der Comgest Growth Global Emerging Markets dürfte 2013 auf ein Gewinnwachstum je Aktie von 12,8 % kommen, verglichen mit 7,5 % für den MSCI Emerging Markets Index (MSCI EM) (1). Für 2014 geht der Markt beim MSCI EM von 11,5 % Gewinnwachstum je Aktie aus, das auch unser aktuelles Comgest Growth Global Emerging Markets Portfolio erwirtschaften dürfte.
Die Konsenserwartungen liegen mittlerweile deutlich niedriger als in den letzten Jahren üblich. Die Anleger haben die Herausforderungen für das Schwellenländer-Wachstumsmodell bereits eingepreist, wie der sehr hohe Abschlag von mehr als 25 % gegenüber Aktien aus den Industrieländern zeigt. Im Gegensatz zu den entwickelten Märkten hat sich die Risikoprämie der Schwellenländer hartnäckig hoch gehalten. Das lässt einen größeren Spielraum für Überraschungen offen – und zwar nicht nur für negative wie in den Industrieländern, wo ein selbsttragender Aufschwung schon in den Kursen berücksichtigt zu sein scheint.
Die Weltwirtschaft scheint sich tatsächlich zu beleben, darauf deuten zumindest die besseren Zahlen aus den USA, Japan und Großbritannien sowie die Anzeichen für eine Stabilisierung in Europa und China hin. Damit das Wachstum richtig Tritt fassen kann, muss sich der Aufschwung allerdings in diesem Jahr fortsetzen. Was die Schwellenländer betrifft, halten wir 2014 wegen des erheblich veränderten Wachstumsmodells noch für zu früh, um der Anlageklasse nach den zuletzt schwierigen Jahren uneingeschränkten Optimismus entgegenzubringen. Reformen schaffen zwar neue Wachstumschancen, können kurzfristig aber auch zu Verwerfungen führen. Das könnte aktuell bei den von der chinesischen Regierung angedachten Reformen der Fall sein. Diese begrüßen wir, weil sie privates Kapital, die Öffnung gegenüber dem Ausland sowie Sozialleistungen begünstigen und damit für einzelne Unternehmen hochwertigere Wachstumsmöglichkeiten schaffen.
Wir werden in China entsprechende Anlagechancen wahrnehmen und sollten dabei auch attraktive Renditen erzielen, da sich unser Quality-Growth-Ansatz auf ein langfristiges Wachstumspotenzial konzentriert, das relativ konjunkturunabhängig ist. Der Internetsektor ist ein gutes Beispiel für diese Art von langfristigem Wachstum. Die Verfügbarkeit von Telekommunikationsnetzen der jüngsten Generation und bezahlbaren Smartphones wird auf Jahre hin für kräftiges Wachstum sorgen. Internet-Suchmaschinen wie Baidu, Yandex und Naver, Social-Media-Plattformen wie Tencent oder Chipsatzentwickler wie Mediatek sollten von diesem Trend profitieren.
So paradox es klingen mag: Trotz geringeren Wirtschaftswachstums und der Veränderung des EM-Wachstumsmodells entdecken wir im aktuellen Umfeld zunehmend Qualitätswachstum zu einem angemessenen Preis.
(1) MSCI EM ex-Greece. Quelle: FactSet
Über Comgest:
Comgest wurde im Jahr 1985 in Paris gegründet. Das Unternehmen ist eine unabhängige internationale Fondsverwaltungsgesellschaft mit strategischen Niederlassungen in Paris, Dublin, Hongkong, Tokio und Singapur. Vom Standort Düsseldorf aus, der seit 2006 besteht, betreut Comgest seine Kunden in Deutschland und Österreich. Comgest hebt sich seit seiner Gründung durch seinen einzigartigen Anlagestil hervor, der sich durch eine selektive Auswahl von Qualitätswachstumsunternehmen auszeichnet. Der internationale Kundenstamm schätzt Comgests langfristige Kapitalanlagen. Weltweit beschäftigt das Unternehmen mehr als 110 Mitarbeiter aus 20 verschiedenen Ländern. Comgest verwaltet mehr als 15,8 Mrd. EUR (Stand 31.12.2013).