Weltweit bleiben die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten vorherrschend, sei es die Gefahr eines von den USA entfachten globalen Handelskriegs, der Brexit, populistische Erhebungen oder die geldpolitische Straffung der Notenbanken. Obgleich Europas Wirtschaft nach wie vor gesund ist, gibt es doch Anzeichen für eine Verlangsamung des wirtschaftlichen Wachstums.
So hat sich die Wirtschaft der Eurozone im zweiten Quartal nach den vorläufigen Daten auf ein Jahreswachstum von +2,1 % abgebremst. Dabei spielte die Stärke des Euro in Kombination mit einer schwächeren Exportnachfrage eine Rolle, jedoch haben vor allem die anhaltenden Handelsspannungen zwischen den USA, Europa und China Unsicherheit geschaffen und das Vertrauen von Unternehmen sowie Verbrauchern beeinträchtigt. Das Geschäftsklima in der Eurozone verschlechterte sich im Juli weiter und setzte den seit Dezember bestehenden negativen Trend fort. Trotz eines Anziehens der Inflation aufgrund höherer Energiepreise wird die EZB - anders als die Fed in den USA - ihre expansive Geldpolitik voraussichtlich fortsetzen und die Zinsen niedrig halten. Unterdessen ist die Berichtssaison in vollem Gange und etwa 60 % der Unternehmen haben bisher ihre Ergebnisse veröffentlicht. Erwartungen eines Gewinnwachstums für 2018 von rund 10 % scheinen sich zu bestätigen.
In diesem Umfeld bleiben wir entschlossen darauf fokussiert, was wir in den letzten 30 Jahren konsequent getan haben: qualitätshaltige Wachstumsunternehmen zu identifizieren, die aufgrund ihrer Geschäftsmodelle externe Schocks aushalten können. Deswegen wählen wir beispielsweise Unternehmen aus, die überwiegend in demselben Markt produzieren, in dem sie auch verkaufen, um Transaktionswährungsrisiken und Störungen durch Zölle zu vermeiden. Und deswegen wählen wir Unternehmen mit soliden Bilanzen, die nicht von externen Finanzierungen abhängig sind. Ein Umfeld steigender Zinsen und knapper werdender Liquidität sollte diesen Unternehmen eher helfen, ihre Wettbewerbsgräben noch zu vertiefen, da die Konkurrenz steigenden Finanzierungskosten gegenübersteht. Im Hinblick auf das Wachstum suchen wir weiter nach Unternehmen, deren Wachstum langfristig und nicht mit der Konjunktur korreliert ist, sei es dank des strukturellen Wachstums der Märkte, in denen sie tätig sind (wie die Online-Marktdurchdringung bei ASOS) oder dank ihrer Fähigkeit, Marktanteile in einem Markt ohne Wachstum zu gewinnen (wie die Lebensmittelkette Jerónimo Martins).
Mit dieser Strategie konnte das Portfolio im zurückliegenden Jahreszeitraum (07/2017 bis 07/2018) zuverlässig und konsistent zweistellige Gewinnwachstumsraten erzielen – trotz aller Schwankungen im globalen Umfeld. Und die Aktienkurse der Portfoliobeteiligungen sind diesem Wachstum tendenziell gefolgt. So gab beispielsweise Wirecard vorläufige Ergebnisse bekannt, die eine Umsatz- und Gewinnsteigerung von +40 % auswiesen. Im Gesundheitsbereich erzielte Lonza mit einem Wachstum des vergleichbaren Umsatzes von +8,2 % und einem um +12,4 % höheren operativen Gewinn erfreuliche Zahlen für die ersten sechs Monate und erhöhte seine Vorgabe für das Gesamtjahr. In der Optikbranche meldete Essilor Zwischenergebnisse, die den Erwartungen entsprachen, und die chinesischen Wettbewerbshüter machten den Weg für die Fusion mit Luxottica frei.
Unter den negativen Faktoren erzielte Ryanair im letzten Quartal zwar das erwartete Verkehrswachstum von +7 % und eine hohe Auslastung, jedoch lagen die Preise mit -4 % unerwartet niedrig. Darüber hinaus überraschten die Kosten von Flugausfällen und höhere Anlaufverluste bei Laudamotion in Österreich negativ. Assa Abloy, Weltmarktführer bei Schließlösungen, wurde für eine anhaltende Schwäche in China abgestraft. Das übrige Geschäft des Unternehmens ist jedoch in guter Verfassung.
Franz Weis, Portfoliomanager, Comgest