Franz Weis ging in der Diskussionsrunde auf die aktuelle Grundstimmung im europäischen Wirtschaftsraum ein. Angespornt von unterstützenden Maßnahmen der Zentralbanken in Europa und Übersee, zeigten die europäischen Märkte in den letzten Monaten eine Steigerung. Die EZB kündigte ein Paket von expansiven Maßnahmen an, während die Fed in den USA bekannt gab, dass sie vor ihrer weiteren geldpolitischen Straffung zunächst eine Pause einlegen wird. Diese Schritte sind laut Weis Reaktionen auf eine sich weltweit, insbesondere in Europa, verlangsamende Konjunktur.
Politische Störgeräusche ausblenden
Unterdessen bleibt das politische Umfeld für einige der wichtigsten Volkswirtschaften Europas Belastungen ausgesetzt, sei es durch die Lage in Italien, den Brexit in Großbritannien oder die Gelbwesten in Frankreich. „Die politische und wirtschaftliche Lage in Europa bleibt höchst unsicher. Bei Comgest konzentrieren wir unsere Aufmerksamkeit weiterhin auf solche Unternehmen, die so wenig wie möglich von makroökonomischen Faktoren beeinflusst werden und sich dank Innovationen, stabiler Endmärkte und einer starken operativen Umsetzung den politischen und konjunkturellen Zyklen entziehen können“, bestätigte Weis das Festhalten an der Investmentphilosophie von Comgest. So habe Comgest seit Beginn der „Brexit-Sage“ im Jahr 2016 zu keinem Zeitpunkt sein Portfolio als Antwort auf die aus dem Deal stammenden Unsicherheiten geändert. Dieter Wimmer erklärte: „Bei unseren Investmententscheidungen blenden wir die von der Politik verursachten Störgeräusche aus.“
Gute Aussichten für 2019
Weis betonte, dass die Unternehmen, die in den Comgest-Europa-Fonds vertreten sind, 2019 zwar gesamtwirtschaftliche Herausforderungen erwarten, aber dennoch sehr zuversichtlich sind. „Organisches Umsatzwachstum ist der einzig nachhaltige Treiber für Gewinnwachstum in Europa“, so der Fondsmanager. Dies veranschaulichte er unter anderem am Beispiel Amadeus (Spanien), dem führenden Technologieanbieter für die Reisebranche und erläuterte, dass der globale Flugverkehr voraussichtlich weiter um ca. fünf Prozent pro Jahr wachsen wird und gleichzeitig Amadeus im Markt für Flugbuchungen stetig Marktanteile gewinnt sowie erfolgreich in benachbarte Märkte wie Flughäfen, Züge und Hotels expandiert. „Wir halten nach Geschäftsmodellen Ausschau, die nicht so schnell aus der Spur kommen oder gar entgleisen – Dingen, die sich nicht über Nacht ändern, anstatt kurzfristige Wetten mit hoher Fehlerwahrscheinlichkeit einzugehen“, fügte Wimmer hinzu.
Ambu, Straumann und Ferrari
Weiters gewährte Weis detaillierte Einblicke in die drei europäischen Comgest-Strategien Growth Europe, Growth Europe Smaller Companies und Growth Europe Opportunities. Eine wachstumsstarke Position ist dabei das dänische Unternehmen Ambu – Anbieter von Einwegprodukten für Krankenhäuser, der mit der Einführung eines Einweg-Bronchoskops den Markt revolutioniert hat. „Bei traditionellen Endoskopie-Geräten, die jahrzehntelang im Einsatz sind, kommt es immer wieder zu Kontaminationen durch nicht gründlich gereinigte Endgeräte, was sehr gefährlich für Patienten werden kann. Diese Gefahr besteht bei Ambu-Produkten nicht. Zudem sind die Kosten für Wartung und Ersatzteile bei den Geräten der Konkurrenz sehr hoch“, begründete Weis das Potential. Als weiteres Unternehmensbeispiel nannte der Fondsmanager Straumann (Schweiz), Weltmarktführer bei dentalen Implantaten, restaurativem Zahnersatz, oralen Biomaterialien und CADCAM-Prothetik. Vielversprechend sei hier insbesondere die solide Entwicklung des Implantat-Marktes aufgrund der steigenden Zahl zahnloser Menschen, bedingt durch alternde Bevölkerungen, Unfälle und sozioökonomische Faktoren. Einer der jüngsten Zukäufe von Weis ist Ferrari. „Mit über 15 neuen Modellen in den kommenden vier Jahren sowie dem Verkaufsstart für Ferrari’s Icona Klasse ist das Wachstum gut untermauert. Der Monza SP1 sowie SP2 dürfte im Rahmen der für Ferrari typischen Stückzahllimitierung ein Schlager werden – und sollten dem durchschnittlichen Preis pro Modell gut helfen“, prognostizierte er.
Abschließend schilderten Weis und Wimmer die steigende Relevanz von verantwortungsvollem Investieren, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher und politischer Turbulenzen. „Es besteht eine direkte Verbindung zwischen ESG und nachhaltigem Ertragswachstum. Corporate Social Responsibility ist nichts anderes als langfristige Maximierung des Unternehmenswerts – denn langfristig werden alle sozialen und umwelttechnischen Probleme zu finanziellen Problemen“, betonte Wimmer.